Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Falkenschwur: Die Fortsetzung des Bestsellers »Pestsiegel« (German Edition)

Falkenschwur: Die Fortsetzung des Bestsellers »Pestsiegel« (German Edition)

Titel: Falkenschwur: Die Fortsetzung des Bestsellers »Pestsiegel« (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Ransley
Vom Netzwerk:
Wie lautet der Text?«
    Er zuckte die Achseln. »Ich fand, es sah wichtig genug aus, mit genügend großen Wörtern, um ein paar richtig große Lügen zu enthalten. Keine Ahnung.«
    Er ritt davon, doch nicht ohne zuvor einen hungrigen Blick, halb ehrfürchtig, halb wütend, auf das Dokument geworfen zu haben, auf etwas, das er nicht stehlen konnte. Sein Redefluss auf dem Hügel hatte mich so verblüfft, dass eine Tatsache, die ich normalerweise als gegeben hingenommen hätte, mich wie ein Schock traf. Er konnte nicht lesen.

17. Kapitel
    Colonel Wallace erbat Gottes Segen für das Unternehmen gegen die irischen Rebellen, als ich mich zwischen den Soldaten am Ende des Saals hindurchzwängte. Mein Anblick ließ ihn beim Vorlesen des Psalms innehalten und einen Blick auf Sergeant Potter werfen. Will, der ganz vorn saß, drehte sich um. Seiner Miene nach zu urteilen, konnte er sich nicht entscheiden, ob ich ein Freund oder ein Feind war.
    Colonel Wallace fasste sich rasch wieder. Er hatte eine volltönende Stimme. Seit seiner Krankheit hatte seine Haut die Farbe einer Talgkerze, und das verlieh ihm, zusammen mit seinem langen, weiß werdenden Haar, das Aussehen eines Propheten.
    »Die irischen Papisten haben ihre Bögen gespannt – doch eure Waffen werden brennende Kohlen, Schwefel und glühend heiße Winde auf diese Kräfte des Antichristen niederregnen lassen. Denn dies ist die Strafe, die der Herr für sie bereithält. Amen.«
    Das Amen wurde in der schäbigen Halle mit unterschiedlichen Graden der Inbrunst gemurmelt. Bennet, der Scharfschütze, war lauter als alle anderen. Knowles, der Schuhmacher, hatte die Augen fest geschlossen, und die Hände leidenschaftlich gefaltet. Aus dem Brief, den ich für ihn geschrieben hatte, wusste ich, dass er unbedingt nach Hause zu seinem kranken Weib und den Kindern wollte, doch in diesem Augenblick sah er aus, als habe er nichts als brennende Kohlen und Schwefel im Kopf. Die meisten Männer murmelten das Amen routiniert mit gesenkten Köpfen.
    Colonel Wallace saß an einem Tisch, auf dem mehrere Lederbeutel lagen. Sein schwarzer, pelzbesetzter Reitumhang hing hinter ihm an der Wand. Ich erkannte ihn als den Umhang aus Sir Lewis’ Wartezimmer. Colonel Wallace war also der Besucher gewesen, der mich nicht hatte sehen sollen. Er begrüßte mich überschwänglich.
    »Major Stonehouse, willkommen zurück. Meldet Ihr Euch freiwillig nach Irland?«
    »Nein, Sir. Ich würde mich gerne dagegen aussprechen.«
    Sergeant Potter setzte sich stocksteif auf. »Ich bitte um Verzeihung, Sir. Die Tagesordnung. Die Angelegenheit wurde bereits bei der letzten Versammlung geklärt, Sir.«
    Der Colonel nickte. »Ganz genau. Danke, Sergeant. Ich bedauere, Major, aber eine weitere Diskussion wird es nicht geben.«
    »Ich fürchte, bei der Abstimmung ist es zu Unregelmäßigkeiten gekommen, Colonel.«
    Wallace runzelte die Stirn. »Unregelmäßigkeiten?«
    »Ich habe eine Liste der Männer.« Will stand auf und hielt das Papier in die Höhe, das er mir gezeigt hatte.
    »Es tut mir leid. Die Angelegenheit ist entschieden. Bitte setzt Euch.«
    Keiner von uns rührte sich. Ein Mann hustete und hatte Mühe, sich zu beruhigen. Das Papier in Wills Hand zitterte. Es war die einzige Bewegung im Saal. Auf Colonel Wallace’ bleichen Wangen bildeten sich tiefrote Flecken. Er sprach sehr leise.
    »Setzen, meine Herren. Das ist ein Befehl.«
    Sergeant Potter kam den Gang hinunter. Er sah aus, als hätte er sein Leben lang darauf gewartet, mich in die Finger zu kriegen.
    Nicht weit von mir starrte Knowles auf das zitternde Papier in Wills Hand. Er wusste, dass sein Name darauf stand. Er war der Mann, der Schulden hatte und dem Sergeant Potter gedroht hatte, ihn so lange ins Gefängnis zu stecken, bis er einwilligte, nach Irland zu gehen, obwohl er die Schulden wahrscheinlich vom ausstehenden Sold begleichen könnte. Er löste den Blick von der Liste und sah zu mir, eine verwirrte Mischung aus Hoffnung und Verzweiflung, die mich in meiner Entschlossenheit bestärkte.
    »Wenn Euch das lieber ist, Colonel, kann ich die Beschwerden auch gerne dem Militärrat vortragen.«
    Der Militärrat tagte in Saffron Walden, weniger als eine Wegstunde entfernt. Wallace sah nicht so sehr mich an als vielmehr den Falken auf meinem Siegelring. Nicht meine Worte ließen Colonel Wallace zaudern. Lord Stonehouse mit seiner direkten Verbindung zu Cromwell hatte immer noch Einfluss auf den Militärrat. Doch Wallace’ langes Nachdenken,

Weitere Kostenlose Bücher