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Falkenschwur: Die Fortsetzung des Bestsellers »Pestsiegel« (German Edition)

Falkenschwur: Die Fortsetzung des Bestsellers »Pestsiegel« (German Edition)

Titel: Falkenschwur: Die Fortsetzung des Bestsellers »Pestsiegel« (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Ransley
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Rub! Rub!«, schrie die Menge – und hielt die Luft an, als die Kugel schwankend ausrollte, ehe sie ihre Reise mit einem sanften Kuss für den Jack beendete.
    »Drei beide!«, sagte Browne mit seiner methodischen, pedantischen Stimme.
    Die Menge grölte voller Ekstase, erleichtert und triumphierend, während mein Vater die Arme hochwarf.
    Ehrfürchtig und ungläubig starrte ich die Kugel an, die immer noch vibrierend neben dem Jack lag. »Nicht schlecht für einen alten Mann.«
    »Besser als Ihr es schafft, kleiner Bastard.«
    In dem Wort lag keine Gehässigkeit, ganz im Gegenteil. Er grinste übers ganze gerötete Gesicht und sah beinahe jungenhaft aus, als er unvermittelt lachte. Es war ansteckend. Ich lachte mit ihm. Der Applaus schien zu verebben, die Menge schwand. Es war, als wären wir schon immer hier gewesen, in solch einem englischen Garten, an solch einem Sommerabend. Ein Ton, den ich nie zuvor gehört hatte oder je zu hören erwartet hätte, schlich sich in seine Stimme: Unbeholfenheit, die Befangenheit elterlicher Sorge.
    »Tom … was immer auch geschieht … Ihr gehört hierher …« Er deutete auf den König und seine Günstlinge, die während der Pause an ihren Getränken nippten.
    Scogman, der zusammen mit einigen anderen am Rand eines Springbrunnens saß, wo sie die Köpfe in den kühlenden Sprühregen halten konnten, prostete mir mit seinem Bierkrug zu.
    »Nein«, sagte ich, »nicht zu diesen gemeinen Kerlen.«
    »Hört zu …«
    »Ich werde mir Eure Lügen nicht länger anhören. Eure Tricks!«
    »Tricks?«
    Ich lachte ungläubig über seine Miene verletzter Unschuld. »Ihr habt mich in London hereingelegt, um eine Armee auszuheben.«
    »Natürlich!« Er sprach hitzig. »Glaubt Ihr, ich hätte Euch erzählt, was ich vorhatte, und meinen König verraten? Tom …«
    »Nennt mich nicht Tom. Ihr habt Challoner befohlen, mich zu töten …«
    »Ich wünschte, ich hätte es getan«, platzte er mit plötzlicher Brutalität heraus. »Ich sagte ihm, wenn er Euch anrührt, würde ich ihn töten. Ihr seid dort eingedrungen, um zu spionieren. Wie immer habt Ihr nur gehört, was Ihr hören wolltet. Seine Männer haben Euch auf den Karren geworfen, um Euch fortzuschaffen und zu töten.«
    Die Nacht, in der Challoner mich betäubt hatte, fiel mir wieder ein. Was ich für einen Albtraum vom Pestkarren gehalten hatte, war also gar kein Traum gewesen.
    »Ich habe ihn aufgehalten.« Er warf den Soldaten einen bitteren Blick zu. »Ihr habt eher mir etwas vorgemacht.«
    »Drei zu drei«, sagte Browne mit ausdrucksloser, neutraler Stimme, als hätte er nichts von unserem Wortwechsel wahrgenommen. »Letzter Satz.«
    Unvermittelt stellten wir fest, dass alle außer uns verstummt waren und unseren heftigen Streit ebenso begierig verfolgten wie zuvor das Spiel. Mein Vater sah mir nicht in die Augen. Er wirkte verwirrt und machte eine Armesündermiene, als hätte er irgendein schändliches Verbrechen gebeichtet. Und das hatte er auch. Er hatte seine Pflicht gegenüber seinem König verletzt.
    »Spielt«, sagte Browne.
    Ich spürte den ersten Regentropfen auf meiner Wange, als mein Vater sich vor dem König verneigte, dann zum Mal ging, den Jack warf und seine erste Kugel auswählte. Mit gebeugten Knien holte er aus, aber nicht die Kugel flog davon, sondern er selbst. Ich folgte eine Sekunde später. Nur eine Sekunde, aber es genügte. Er war über den Graben, drehte sich um und schleuderte die Bowls-Kugel über das Gras. Sie erwischte mich zwischen den Beinen. Irgendwie schaffte ich es, auf dem Rasen das Gleichgewicht zu halten, und stolperte dann über den Graben. Mein Knöchel gab nach, ich krachte auf den Tisch mit den Früchten, den die Diener im Laufschritt fortbrachten, da es inzwischen in Strömen goss, und zerschmetterte eine Schüssel mit Pfirsichen. Meine Hände waren klebrig von den zerquetschten Früchten, als ich mich hochstemmte.
    Mein Vater band gerade den Araberhengst los, sprang auf und jagte davon. George schickte ihm Soldaten nach, aber die wurden von Browne und den Höflingen behindert, die schutzsuchend über den Rasen rannten. Ein gewaltiger Blitz ließ jedermann in der Bewegung verharren und beleuchtete meinen Vater, der bereits den halben Park hinter sich gelassen hatte und über einen Bach setzte, ehe er in der zunehmenden Dunkelheit verschwand.
    »Drei zu drei«, sagte Browne, die Haare klebten in seinem unergründlichen Gesicht. »Das Spiel wurde unterbrochen.«

24. Kapitel
    Die

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