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Falkenschwur: Die Fortsetzung des Bestsellers »Pestsiegel« (German Edition)

Falkenschwur: Die Fortsetzung des Bestsellers »Pestsiegel« (German Edition)

Titel: Falkenschwur: Die Fortsetzung des Bestsellers »Pestsiegel« (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Ransley
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Stöhnen, im Graben.
    Mein Augenmaß ließ mich im Stich, und meine Finger waren wie eingerostet, während mein Vater wesentlich besser war, als er im Spiel gegen den König vorgegeben hatte. Seine langgliedrigen Finger schienen in Verbindung mit der Kugel zu bleiben, um sie eine Kurve beschreiben oder auf zauberhafte Weise langsamer werden zu lassen, sobald sie sich dem Jack näherte. Mühelos gewann er den ersten Satz. Ebenso den zweiten. Ich brannte vor Scham, als ich sah, wie der König die Augenbrauen hob und etwas zu Lord Montague sagte. Was für ein Narr war ich gewesen, so voller Träume! Die Gunst des Königs gewinnen! Eine Übereinkunft mit dem Parlament! Das Publikum, das anfangs ruhelos gewesen war, äußerte gelassen seinen Spott. Ich wollte im Boden versinken.
    Ich hatte mein Wams ausgezogen, und mein Hemd klebte mir am Rücken. Die tiefstehende Sonne kam hervor, der Streifen grünen Grases warf die Hitze zurück und verschleierte meinen Blick.
    »Bietet ihnen ihr Schauspiel«, flüsterte Richard mir ins Ohr.
    Er gewährte mir einen Vorsprung. Aus purem Groll ging ich nicht darauf ein, schleuderte die Kugel irgendwo hin, wollte nur noch, dass dieses lächerliche Spiel vorbei war.
    »Kommt schon, Sir! Kommt schon, Tom!«
    Scogman. Durch den Schweiß, der mir von den Brauen tropfte, sah ich, dass die Soldaten näher gekommen und zu einem Teil des Publikums hinter mir geworden waren. Man hatte ihnen Bier gegeben. Das Green schien zu schwinden und wurde zum Londoner Sand im The Pot. Ich konnte beinahe das Bier und den Virginiatabak in den Pfeifen riechen, als ich mit meiner letzten Kugel im dritten Satz zielte. Richard hatte zwei Kugeln nah am Jack und eine, der mit Absicht verfehlte Wurf, zwei Schritt davon entfernt, so dass mir Raum blieb für einen guten Wurf. Doch es war unwahrscheinlich, dass ich eine seiner Kugeln schlagen könnte, da sie den Jack beinahe berührten. Stattdessen ließ ich meine Kugel direkt auf das Paar zurollen. Sie hatte zu viel Schwung, traf die Kugeln meines Vaters mit einem vernehmlichen Klackern und schickte sie in den Graben. Meine Kugel und der Jack kippelten auf der Kante.
    »Halt, halt, halt …«, brüllten die Soldaten.
    Meine Kugel fiel zurück aufs Green, nahm den Jack mit sich, und beide blieben Seite an Seite liegen. Die Menge stieß einen gewaltigen, kollektiven Seufzer aus. Die Soldaten warfen ihre Hüte in die Luft.
    »Glück gehabt«, sagte Richard, aber nicht ohne einen Hauch der Bewunderung des eingefleischten Spielers für jemanden, der ein haarsträubendes Risiko eingegangen war und Erfolg gehabt hatte.
    »Zwei zu eins«, verkündete Browne.
    Auf magische Weise, wie sie die dem Leben manchmal innewohnt, schlug meine Stimmung um. Statt an mein erbärmliches Scheitern glaubte ich nun, nichts falsch machen zu können. Mein Kopf war wieder klar. Die Augen standen in enger Verbindung mit den Fingern. Die Kugeln schienen ein Teil von mir zu sein. Richard stellte sich der Herausforderung. Wir waren einander ebenbürtig. Jedes Mal, wenn einer von uns eine Kugel aufnahm, herrschte vollkommene Stille, die am Ende eines Satzes von einer wahren Geräuschexplosion beendet wurde.
    Ich gewann den nächsten Satz, so dass wir gleichauf waren, was ihn aus dem Konzept brachte. Hinter den Hügeln flackerte kurz ein Blitz auf, gefolgt von einem tiefen Donnergrollen. Die Schatten wurden länger. Scharf konturierte Flecken aus Licht und Schatten krochen über das Gras und machten es schwierig, manche Würfe zu beurteilen. Meine Augen waren jünger und schärfer als seine. Die Raffinesse seiner Würfe machte es wett, doch allmählich ließ seine Konzentration nach. Immer öfter zog er ein Taschentuch aus dem Ärmel, wischte sich über die Stirn und rieb sich die klebrigen Finger ab. Als ich mit drei zu zwei in Führung ging, spürte die Menge, dass Richard geschlagen war. Seine ganze Haltung wies darauf hin. Genau wie seine Aufstellung im nächsten Satz, bei dem seine ersten beiden Kugeln weit auseinander landeten, während meine eng beieinander lagen und den Jack vor jedem direkten Wurf verbargen. Auch sein dritter Wurf zeigte es. Er schleuderte die Kugel scheinbar weit über das Ziel hinaus, und die Menge seufzte auf. Der Laut hatte etwas Endgültiges, und die Menschen wandten sich bereits ihren Plaudereien zu, die indes abrupt zum Erliegen kamen. Die Kugel beschrieb eine bogenförmige Bahn, fast einen Halbkreis, vom Jack angezogen wie eine Eisenfeile von einem Magneten.
    »Rub!

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