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Falkenschwur: Die Fortsetzung des Bestsellers »Pestsiegel« (German Edition)

Falkenschwur: Die Fortsetzung des Bestsellers »Pestsiegel« (German Edition)

Titel: Falkenschwur: Die Fortsetzung des Bestsellers »Pestsiegel« (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Ransley
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er sich weigerte, den Gottesdienst des presbyterianischen Geistlichen in der Kapelle zu besuchen oder bei den Mahlzeiten darauf bestand, seinen eigenen anglikanischen Segen zu sprechen.
    Der Preis für diese relative Freiheit und die Wiedereinsetzung seines Hofstaats war sein Wort, dass er nicht fliehen würde.
    Sein Wort. Für mich, der ich nur auf dem langen Weg durch ein Lügenlabyrinth herausgefunden hatte, wer ich war, war dies das kostbarste Juwel in diesem glitzernden Palast. Ich war verzaubert von seiner Aufrichtigkeit und dem aristokratischen Kodex. Ein Mann von Ehre konnte sich weigern, vor Gericht einen Eid zu schwören oder einen Kontrakt zu unterzeichnen. Sein Wort wurde für hinreichend befunden. Es zu brechen würde bedeuten, seine Ehre preiszugeben. Und diese zu verlieren war gleichbedeutend mit dem Verlust seines Ansehens, seines Lebens als Edelmann.
    Aus diesem Grund hatte sein Gefängnis keine Gitter, keine Wachen in Sichtweite. Deshalb verschmolzen George und seine Soldaten ehrerbietig mit dem Hintergrund. Und deshalb war ich am zweiten Tag in Holdenby, noch ganz verzaubert vom Hof und von den Menschen, die nach diesem Kodex lebten, in der Situation, in der ich das entscheidende Wort vernahm.
    Flucht.

    Ich hatte mein einziges feines Leinenzeug und meinen Leibrock angezogen. Er war einigermaßen beschmutzt von der Reise, aber an diesem riesigen Hof, an dem es ebenso viele Edelleute gab wie an der Börse, kam ich damit durch. An jenem zweiten Tag saß ich in der Bibliothek, nicht um zu lesen, sondern in der Hoffnung, den König zu sehen, um mich in Diplomatie zu üben.
    Ich hatte die Überreste seines pochierten Eis gesehen – er hatte einen Großteil vom Eiweiß übrig gelassen –, als es zurück in die Küche ging. Der Wind hatte sich gedreht, und es lag Regen in der Luft. In Kürze würde der König auf seinem Weg zum Ostflügel an der Bibliothek vorbeikommen. Ich war nicht hier, um einen Blick auf ihn zu erhaschen oder gar eine Gunst zu erbitten. Ich brannte für eine Idee. Obgleich es den Presbyterianern missfiel, las der König seine Gebete in dem Book of Common Prayer. Weil ich dieses Buch offen liegengelassen hatte, war Mr Tooley aus seiner Kirche vertrieben worden und, wie ich glaubte, meine Tochter Liz gestorben. Gleichwohl tauchte die halbe Gemeinde nachts auf, um Mr Tooley aus diesem Buch zu ihren Taufen und Beerdigungen lesen zu hören. Das Volk wollte es. Cromwell hatte es auf seinem Schreibtisch liegen. Er sprach von nichts anderem als der Tolerierung des »empfindlichen Gewissens«. Der König und Cromwell waren einander näher, als sie glaubten. Was sie trennte, war das von alten Wunden herrührende Misstrauen. Wenn man sie nur zusammenbringen könnte! So gingen meine Gedanken, als ich Stimmen hörte.
    Ich wollte mich nicht ablenken lassen und versteckte mich hinter einem Buch. Ich saß in einem Sessel mit hoher Rückenlehne, und sie sahen mich nicht. Ich erkannte Lord Montagues aufdringliches Kreischen. Er sprach mit dem Earl of Denbigh.
    »Dieser Emporkömmling, dieser Bastard! Wenn ich daran denke, dass ich auf ihn gewettet habe!«
    Sie husteten vor Lachen. »The Pot!«
    »Was und wo um Himmels willen ist das eigentlich?«
    »Irgendeine stinkende Bierschenke im Vergnügungsviertel. Er hat tatsächlich geglaubt, wir hielten ihn für Sir Francis Drake.«
    Sie traten in mein Blickfeld, hatten mir den Rücken gekehrt. Ich vergrub mein brennendes Gesicht in dem Buch und spähte über den Rand des Einbands hinweg. Denbigh wischte sich Tränen aus den Augen. »Es hat Euch ein Pferd gekostet.«
    »Dafür habt Ihr die Wette in Bezug auf Richard verloren, er ist entkommen. Ihr schuldet mir das walisische Grenzland.«
    »Es war verdammt knapp«, sagte Denbigh. »Richard musste es unbedingt in die Länge ziehen. Ein Spiel daraus machen. Und Ihr hattet Glück mit dem Wetter.«
    »Glück? Das gehörte zum Plan. Wir schlagen die New Model Army, indem wir nicht aus dem, sondern in den Regen laufen.«
    Sie alberten herum, taten, als liefen sie in größter Verwirrung umher und schlugen einander schadenfroh auf den Rücken, ehe Montague Denbigh vertraulich den Arm um die Schulter legte. Er senkte die Stimme und führte Denbigh zu einer Tür. Auf der dahinterliegenden Galerie pflegte der König spazieren zu gehen. »Ich zeige Euch, wo wir es tun werden, alter Freund. Jetzt, nachdem wir Richards Flucht bewerkstelligt haben, müssen wir …«
    Als er die Tür öffnete, reckte ich den Hals und

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