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Falkenschwur: Die Fortsetzung des Bestsellers »Pestsiegel« (German Edition)

Falkenschwur: Die Fortsetzung des Bestsellers »Pestsiegel« (German Edition)

Titel: Falkenschwur: Die Fortsetzung des Bestsellers »Pestsiegel« (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Ransley
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ließ das Buch fallen. Er musste etwas gehört haben, denn er wirbelte herum, gerade als ich das Buch wieder aufhob. Wenn meine Wut nicht in der Schmach ertränkt worden wäre, hätte ich die beiden zur Rede gestellt.
    Ich hörte sie gehen. »Das war er«, sagte Denbigh.
    »Nein, nein«, sagte Montague. »Völlig unmöglich. Er hat in einem Buch gelesen.«

    Es hätte keinen größeren Gegensatz geben können als den zwischen dem Palast und unseren Quartieren, obwohl diese lediglich einen Steinwurf entfernt lagen. Sie stanken nicht nur nach dem Abtritt der Dienerschaft, sondern auch nach dem großen Haufen Fäkalien aus dem Palast. Ich warf mich auf mein Bett. Was für ein Einfaltspinsel ich war! Dem König vorgestellt! Ich wand mich beim Gedanken an die Verachtung und das Gelächter von Montague und den Übrigen.
    Ich musste eingeschlafen sein. Scogman rüttelte mich an der Schulter. Ich hörte das Wort »Bote« und stolperte hinter ihm her in den Hof, in dem Glauben, wir hätten Nachrichten von Cromwell.
    Ein leichter Regen fiel. George half einem seiner Soldaten vom Pferd. Eine Pfütze färbte sich rot von Blut. Wir brachten den Mann zu meinem Lager, weil es das nächste war, und versorgten seine Wunde am Arm. Sie stammte von einem Schwerthieb. Die Klinge hatte den Knochen verfehlt, aber er hatte eine Menge Blut verloren. Er war nicht der Bote von Cromwell, den wir erwartet hatten, sondern einer unserer Späher. Allmählich holten wir die Geschichte aus ihm heraus.
    Er hatte sich in einem ausgedehnten Wald verirrt. Zwanzig, vielleicht dreißig Meilen von hier hatte er wieder herausgefunden und war zu einer riesigen Schäferei gelangt, wo der Bauer ihn beschuldigte, Schafe gestohlen zu haben. Es gelang ihm, den Mann zu überzeugen, dass er nur nach dem Weg suchte, nicht nach Schafen, und er erfuhr, dass eine Reihe von Männern »im Namen des Königs« ein Dutzend Schafe »requiriert« hätten. Auf dem Rückweg war der Soldat von einem Mann angegriffen worden, bei dem es sich der Beschreibung nach um einen von Richards Landsknechten handelte. George verdoppelte die Wachen und beschwerte sich, dass die Aufgabe, die in dem riesigen und weitläufigen Gebäude ohnehin schon schwierig genug war, dadurch unmöglich gemacht wurde, dass die Soldaten Distanz wahren sollten.
    Sie beriefen das Treffen ohne mich ein. Es wurde bereits dunkel, als ich, den Stallhof überquerend, im Streit erhobene Stimmen aus der Sattelkammer hörte, die wir zu unserem Besprechungsraum gemacht hatten. Um eine Bank herum, auf der normalerweise der Stallbursche Geschirre und Sättel reparierte, standen George, Nehemiah und Scogman. Alle drei schwiegen unbehaglich, als ich hereinkam, bis George schließlich das Schweigen brach.
    »Diese verdammten Schafe machen mir Sorgen«, murmelte er.
    »Schafe?«
    »Was sollte Richard mit einem Dutzend Schafe anfangen? Das sind genug, um eine kleine Armee zu verpflegen.«
    »Er hat keine Armee.«
    »Eben.«
    Es waren niemals die Fakten, stets spärlich und größtenteils ungenügend, die über Dinge entschieden. Entscheidungen wurden auf der Grundlage von Glaubensüberzeugungen, Interpretationen und überreizten Nerven getroffen. Wir gingen davon aus, dass Poyntz’ Armee, die von Holles kontrolliert wurde, sich hundert Meilen nördlich von uns befand, doch in unserer Vorstellung schrumpfte diese Entfernung zusammen.
    Erneut breitete sich ein unangenehmes Schweigen aus. Regen plätscherte auf das Dach der modrigen Sattelkammer. George stutzte eine Kerze.
    »Es ist meine Schuld«, sagte ich. »Ich bin meinem Vater zu nahe gekommen.«
    George stutzte die bereits gestutzte Kerze. Scogman interessierte sich auf einmal brennend für die Messingbeschläge an den Geschirren und rieb eines mit dem Ärmel blank. Nur Nehemiah sah mir ins Gesicht, die Arme verschränkt, der Blick ausdruckslos.
    »Manchmal … weiß ich nicht, wo ich bin … auf welcher Seite ich stehe«, fuhr ich fort.
    Wir hörten ein Pferd. George ging zur Tür und spähte hinaus in die Dunkelheit, jetzt eher aus Gewohnheit als erwartungsvoll. Er kam zurück und nahm eine Kerze. »Wachwechsel am Torhaus.«
    Cromwells Bote war mehr als einen Tag überfällig. Irgendetwas war ihm zugestoßen, oder noch schlimmer, Cromwell selbst.
    Ich nahm George die Kerze fort, zündete sie an einer anderen an und klebte sie auf die Bank. »Ohne mich seid ihr besser dran«, sagte ich.

    Ich ging in meine Kammer und wollte mich schon aufs Bett fallen lassen, als mir der

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