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Falkenschwur: Die Fortsetzung des Bestsellers »Pestsiegel« (German Edition)

Falkenschwur: Die Fortsetzung des Bestsellers »Pestsiegel« (German Edition)

Titel: Falkenschwur: Die Fortsetzung des Bestsellers »Pestsiegel« (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Ransley
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musterte, dann mich. Die Unterhaltungen erstarben, als die Menschen die Soldaten bemerkten.
    »Ich habe schon ein Auge auf das verdammte Pferd geworfen, seit …«
    Lord Montagues Triumphschrei brach unvermittelt ab, als er feststellte, dass er in ein sich ausbreitendes Schweigen hinein gebrüllt hatte. Ich winkte George zu. Das alles klappte so gut, wie ich es mir niemals erträumt hätte. Cromwell hatte auf die Tatsache hingewiesen, dass zwar die Soldaten, die den König bewachten, Presbyterianer waren, während Georges Männer zu den Unabhängigen zählten, sie indes alle demselben Regiment angehörten. Bei allen Unterschieden waren sie doch Kameraden. Wieder einmal war Cromwells genaue Kenntnis seiner Soldaten der entscheidende Faktor gewesen – diesmal ging es nicht darum, eine Schlacht zu gewinnen, sondern sie zu vermeiden. Ohne viel Aufhebens könnte ich meinen Vater von der Menge fortlocken. Mit ein paar Soldaten konnte ich ihn zu Cromwell bringen, während George den König bewachte.
    Richard lächelte, als ich mich ihm näherte. Ich empfand eine Woge kalter Wut, nicht nur, weil er mich ausgetrickst und einen Narren aus mir gemacht hatte, sondern wegen der Art und Weise, wie er es gemacht hatte. Er wusste um meine Schwäche. Erst in diesem Augenblick konnte ich sie mir selbst vollständig eingestehen. Wie jeder, der seine Eltern nicht kennt, hatte ich nicht nur nach ihm gesucht, sondern nach Liebe. Das hatte er ausgenutzt. Und er tat es immer noch. Es verschlug mir den Atem, als sein Lächeln breiter wurde und er mich mit offenen Armen erwartete.
    »Tom!«, rief er.
    Er konnte eine falsche Münze glaubhaft als echt ausgeben. Aber nicht für mich. Nicht mehr. Dann tat er das Nächstliegende und zugleich am wenigsten Erwartete, was mir nicht nur den Atem raubte, sondern auch die Kraft in meinen Beinen. Es war, wie ich ihn in seinem untadeligen Französisch meinte sagen zu hören, ein coup de théâtre .
    Er machte eine tiefe, schwungvolle Verbeugung und sagte: »Eure Majestät … darf ich Euch meinen Sohn vorstellen?«

23. Kapitel
    Ich hatte Holzschnitte des Königs mit Druckerfarbe bestrichen, hatte ihn aus der Ferne gesehen, in Menschenmengen, bei Prozessionen, im Parlament, in schmutziger Rüstung auf dem Schlachtfeld, in ernster Trauer nach Edgehill, wo das Gewicht der toten Leiber, die um seine Standarte lagen, in seine Miene eingemeißelt war, hatte ihn auf Gemälden erblickt, auf Münzen und in Flugschriften – aber ich war ihm nie begegnet.
    Als er mir in die Augen blickte, war der erste Schock, dass sie so menschlich waren, der zweite, dass er amüsiert wirkte. Nicht nur, weil ein Zeremonienmeister mir den Hut vom Kopf schlug und ein anderer mich in der angemessenen Entfernung aufstellte, oder weil ich beinahe das Gleichgewicht verlor, als ich mich verbeugte und von einem dritten Zeremonienmeister aufgefangen wurde. Unter normalen Umständen wäre ein illegitimer Emporkömmling wie ich niemals dem König vorgestellt worden. Und genaugenommen wurde ich auch nicht vorgestellt. Ich war eine Theaternummer, ein Zeitvertreib – ein divertissement , wie ich jemanden sagen hörte, als ich mich wieder aufrichtete. Meine Wut kehrte zurück, als ich die belustigten Gesichter sah. Lord Montague lachte laut wiehernd auf.
    In einem Akt schlichter Liebenswürdigkeit, die mir bei all seinen Fehlern vor Augen führte, warum die Menschen ihn liebten und bereit waren, für ihn zu sterben, beendete der König das Gelächter mit einem einzigen Blick und sprach zu mir, als sei ich der einzige andere Mensch im Garten.
    »Euer Vater spielt gut.«
    »Aber … aber nicht so gut wie Ihr, Eure Königliche Majestät.« Stammelnd und verwirrt verstummte ich und spürte die unterdrückte Heiterkeit um mich herum. Ich suchte nach irgendetwas, das ich sagen könnte. »Eure Rückhand beim letzten Wurf war meisterhaft.«
    Er hob eine Augenbraue. »Ihr spielt?«
    »Sein Ruf ist dergestalt, dass nur wenige es wagen, im The Pot gegen ihn anzutreten«, sagte Richard und schenkte mir den Blick eines Vaters, der stolz auf seinen Sohn ist.
    »The Pot?«
    »Eine elegante Bowls-Bahn in London, Eure Majestät. Ich habe mir oft gewünscht, meine geringen Künste mit den seinen zu messen«, sagte er wehmütig. »Aber … bei den kleinen Differenzen, die zwischen uns …«
    »Dann sollt Ihr jetzt die Gelegenheit haben«, sagte der König. »Es sei denn, diese … Wachablösung …« Er blickte zu George und den Soldaten, dann zu

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