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Fallen Angel 07 Tanz der Rose

Titel: Fallen Angel 07 Tanz der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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nach dem Tod? «
    Das Wort Tod hört sich so endgültig an. In Wirklichkeit gibt es nur Leben, und was als Tod bezeichnet wird, ist nur ein Übergang. Sie lächelte schwach. Zugegeben, ein sehr drastischer Übergang.
    Stephen erinnerte sich an den lichten Garten, von dem Lady Westley ihm erzählt hatte. »Vor einigen Tagen habe ich eine Frau kennengelemt, die mir eine ähnliche Erfahrung schilderte. Bin ich gestorben, und bist du hier, um mir bei diesem... diesem Übergang zu helfen? «
    Du bist noch nicht gestorben, aber dem Tode so nahe, daß der Schleier zwischen Sichtbarem und Unsichtbarem hauch dünn geworden ist. Deshalb kannst du hier sein. Sie lächelte wieder. Was mich betrifft, so bin ich hergekommen, um dir zu helfen, aber auch, um etwas gutzumachen.
    »Gutzumachen? « wiederholte Stephen verwundert. »Du hast mir doch nie etwas zuleide getan, warst immer sanft und freundlich. Es war weder deine noch meine Schuld, daß... daß unsere Ehe nicht glücklich war. «
    Du irrst dich. Es war meine Schuld. Ihr Gesicht spiegelte tiefes Bedauern wider. Ich wußte schon als kleines Mädchen, daß ich nicht heiraten sollte, aber ich ließ mir einreden, diese Ehe sei meine Pflicht, weil ich mir verzweifelt wünschte, nach Ashburton Abbey zurückzukehren. Wegen meiner egoistischen Bedürfnisse habe ich dich der Wärme beraubt, die du verdient hättest und die ich dir nicht geben konnte. Du bist ein gütiger und liebevoller Mann. obwohl ich dich so unglücklich machte, hast du mich stets rücksichtsvoll und mit Respekt behandelt. Das hätten nur wenige Männer getan. Kannst du mir verzeihen, was ich dir angetan habe?
    Stephen setzte sich vor Verblüffung ins Gras. Er und liebevoll? Das hatte ihm noch kein Mensch gesagt. Er war doch kühl und distanziert, ein Gentleman, ausgeglichen und um Gerechtigkeit bemüht. Ein guter Freund... Aber diese Tugenden waren doch bestimmt keine Liebe. Er wußte nicht einmal, was dieses Wort bedeutete.
    Dann fiel ihm jedoch das beklemmende Schweigen ein, das so typisch für seine erste Ehe gewesen war, die körperliche und seelische Verzweiflung, die ihn manchmal überwältigt hatte, und der Zorn, der tief in seinem Innern loderte. Vielleicht waren das Anzeichen von Liebe gewesen, die nie ausgedrückt werden konnte. Die Idee war neu und bestürzend, denn das würde ja bedeuten, daß er sich immer falsch eingeschätzt hatte. Aber er konnte nicht leugnen, daß die leidenschaftliche Intensität seiner Gefühle für Rosalind nicht zum Bild eines kühlen, distanzierten Gentlemans paßte.
    Er schaute in Louisas Augen. »Ich habe dir nichts zu  verzeihen, meine Liebe. Auch ich hatte Zweifel, dich zu heiraten, und ließ mich überreden, gegen meinen Instinkt zu handeln. Aber haben wir nicht beide unser Bestes versucht? Wenn zwischen uns schon keine Liebe und Leidenschaft möglich war, so gab es doch immerhin Höflichkeit... und Freundlichkeit, oder nicht? «
    Ihr zartes Gesicht leuchtete. Ja, es gab viel Freundlichkeit, besonders von deiner Seite. Danke, Stephen.
    Er fühlte sich grenzenlos erleichtert, daß Louisa ihn von jeder Schuld an ihrer freudlosen Ehe freigesprochen hatte. Sie hatten beide ihr Bestes versucht, und mehr konnte niemand tun.
    Louisa beugte sich wieder über ihre Stickerei, und sie saßen in freundschaftlichem Schweigen beisammen. Im Garten war es so still, daß ein bunter Schmetterling sich für kurze Zeit auf Stephens Hand niederließ.
    Nach einer Weile drängte sich ihm trotzdem eine neue Frage auf. »Du hast gesagt, du hättest mich geheiratet, weil du unbedingt nach Ashburton Abbey zurückkehren wolltest. Wieso? Du hattest den Ort vor unserer Hochzeit doch nie gesehen. «
    Sie machte einen letzten Stich und verknotete den glänzenden Faden. Dann zeigte sie ihm ihr vollendetes Werk, einen Wandbehang, auf dem der Klostergarten zu sehen war. Nur war er ganz anders als jetzt bepflanzt, der Kreuzgang war noch nicht verwittert, und im Hintergrund ragte ein viereckiger Glockenturm empor. Stephen kannte diese Szenerie von einer Radierung aus der Zeit vor der Zerstörung der Klöster. So hatte Ashburton Abbey ausgesehen, als Nonnen hier ein abgeschiedenes Leben führten.
    Louisa schüttelte den Wandbehang ein wenig, und plötzlich wurde er lebendig und umgab sie beide. Sie standen im weichen Gras, und Louisa trug mit einmal ein dunkles Nonnengewand. Sie schaute ruhig zu ihm auf. Vor langer Zeit, in einem anderen Leben, lebte ich in der Abtei und empfand tiefen inneren Frieden. In

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