Fallen Angel 07 Tanz der Rose
wollen! Finanzielle Absicherung, bis das Unternehmen floriert! Stephen ist unser Schutzengel... «
Rosalind hatte es sich auf einem Sofa bequem gemacht, dankbar für diese Gelegenheit, mit ihrer Mutter allein zu sein, und glücklich über deren kindliche Freude.
Maria lächelte ihr schelmisch zu. »Du solltest deinen Herzog aber etwas mehr schonen, Liebling. Während du wie das blühende Leben aussiehst, macht der arme Kerl einen sehr geschwächten Eindruck. Du darfst nicht vergessen, daß wir Frauen das stärkere Geschlecht sind -auch im Bett! Männer können mit unserer Unersättlichkeit nicht mithalten. «
Bei diesen Worten zerplatzte Rosalinds Zufriedenheit wie eine Seifenblase, und sie brach in Tränen aus.
Bestürzt darüber, daß ihre scherzhafte Bemerkung eine solche Reaktion hervorgerufen hatte, fragte Maria: »Was ist denn, Kleines? Eure Ehe scheint doch sehr harmonisch zu sein - jedenfalls deuten die innigen Blicke, die ihr dauernd tauscht, darauf hin. «
»Stephen... er wird bald sterben«, schluchzte Rosalind. »Ich wußte es, bevor wir geheiratet haben, aber... O Mama, ich dachte nicht, daß es so schwer zu ertragen sein würde. «
»Mein Gott«, flüsterte Maria. Sie setzte sich zu ihrer Tochter und nahm sie in die Arme, so wie sie es früher getan hatte, wenn das verängstigte Kind nachts schreiend aus Alpträumen hochgeschreckt war. »Das ist ja grauenhaft! Ein so junger Mann... ein so guter Mensch... «
Es tat Rosalind gut, sich in den Armen ihrer Mutter auszuweinen und tröstliche Wärme zu spüren. Als sie keine Tränen mehr hatte, murmelte sie mit belegter Stim me: »Ich habe aber auch eine gute Nachricht - ich glau be , daß ich schwanger bin! «
»O Rose, wie wunderbar! Das muß ein großer Trost für euch beide sein. «
»Ich habe es Stephen noch nicht erzählt, weil ich mir erst ganz sicher sein wollte. «
»Erzähl mir, wie dein Körper sich verhält«, befahl Maria.
Rosalind führte alle spürbaren Veränderungen auf, und ihre Mutter nickte zufrieden. »Kein Zweifel, du bist schwanger. So Gott will, wirst du ein gesundes Kind zur Welt bringen, das dich von deinem Kummer ablenkt. Du lieber Himmel, ein Junge würde ja vom ersten Atemzug an der nächste Herzog von Ashburton sein! « Sie schüttelte den Kopf. »Kaum zu glauben, daß mein erstes Enkelkind ein Herzog sein könnte! Es ist gut, daß du deine vornehmen Verwandten gefunden hast, Rose, denn nach Stephens Tod wirst du ihre Unterstützung benötigen. Dein Kind hat ein Recht darauf, in den besten Kreisen zu verkehren. «
Rosalind staunte, daß ihre Mutter das viel schneller als sie selbst begriffen hatte. »Die Westleys sind sehr nett, aber... « Sie griff nach Marias Hand. »Aber du bist doch trotzdem noch meine Mutter, oder? «
»Immer, Rose«, versicherte Maria lächelnd. »Solange ich lebe. «
Tag 25
Obwohl Stephen den Besuch seiner Schwiegereltern genossen hatte, war er froh, als sie wieder abreisten, denn ihre überschäumende Lebensfreude war anstrengend, und er mußte mit seinen Kräften jetzt sehr sparsam haushalten. Während er zusammen mit Rosalind der Kutsche nachwinkte, dachte er niedergeschlagen, daß er die Fitzgeralds nicht Wiedersehen würde. Jeden Tag galt es, von irgend etwas Abschied zu nehmen...
Seine Frau lächelte ihm zu. »Ich fahre zu den Cassells, um mit meinen beiden neuen Tanten zu Mittag zu essen«, berichtete sie und gab ihm einen Kuß. »Und heute abend habe ich dir etwas sehr Wichtiges zu erzählen. «
Stephen hielt sie fest umschlungen. Sein geschwächter Körper hinderte ihn immer häufiger an leidenschaftlichen Liebesspielen, aber er brauchte Rosalinds Nähe und bedauerte, sie in den nächsten Stunden entbehren zu müssen. Allerdings konnte er diese Zeit nutzen, um wichtige Angelegenheiten zu erledigen. Mit der Anweisung, daß er nicht gestört werden wolle, zog er sich ins Arbeitszimmer zurück. Zu den Vorteilen eines langsamen Todes gehörte es, alle Dinge in Ruhe ordnen zu können. Heute mußte er sich nur noch seiner vielen Ehrenämter entledigen, und sein Sekretär hatte ihm alle Unterlagen auf den Schreibtisch gelegt. In den nächsten Tagen würden Rosalind und er endlich in die Abtei fahren können, und vielleicht würde es ihm sogar gelingen, sie auch dort über die Schwelle zu tragen.
Von heftigen Schmerzen geplagt, schluckte Stephen zwei Opiumpillen, bevor er sich an den Schreibtisch setzte und konzentriert zu arbeiten begann. Der Anfall kam wie immer völlig überraschend.
Weitere Kostenlose Bücher