Fallen Angel 07 Tanz der Rose
Retter bis zu dem kleinen Mädchen vor, Emmas Bruder allen voran.
»Onkel John! « rief Lissie selig.
Er hob das Kind hoch und trug es durch die Trümmer ins Freie, wo er es der Mutter übergab. Emma preßte ihre Tochter so fest an sich, als wollte sie sie nie wieder loslassen. Freudentränen vermischten sich mit dem Regen auf ihren Wangen.
Ohne viel Zeit damit zu vergeuden, diese rührende Szene zu beobachten, bat Michael einen kraftstrotzenden Schmied um Hilfe bei der Bergung des verletzten Mannes, der mit blutdurchtränktem Hemd auf dem Rücken lag. Zum Glück hatte der Balken, der den Zugang von der anderen Seite blockierte, ihn vor noch schwereren Verletzungen geschützt. Die tiefe Wunde an seinem Arm sah allerdings bedrohlich aus.
Von Blackmer war nur die rechte Hand zu sehen, die er durch die Trümmer geschoben hatte. Nur auf seinen Tastsinn angewiesen, hatte der Arzt die Wunde lokalisiert und die Blutung zum Stillstand gebracht, indem er den Oberarm mit verkrampften Fingern umklammerte.
Michael zog sein Taschentuch hervor und band den Arm damit ab. »Sie können jetzt loslassen, Blackmer. Kriechen Sie schnell raus. «
Zusammen mit dem Schmied schleppte er den Verletzten zu dem gähnenden Loch. Auf der anderen Seite der eingedrückten Wand standen Männer bereit, um ihn zu übernehmen und behutsam auf die nasse Erde zu legen. Emma fiel neben ihm auf die Knie und umklammerte seine Hand, während sie mit dem anderen Arm immer noch ihre Tochter an sich drückte. »Danke«, flüsterte sie schluchzend. »Danke, lieber Gott, und danke euch allen! «
Müde kletterte Michael aus den Trümmern. Der ältere Mann, der zuvor so besorgt um Blackmer gewesen war, trat auf ihn zu. »Ich bin William Johnson, der Bürgermeister von Redminster. Wir alle sind Ihnen und Ihrem Freund zu großem Dank verpflichtet, um so mehr, als Sie Fremde sind. «
»Ich habe mein Leben so manches Mal Fremden verdankt«, lächelte Michael, »und bin froh, mich dafür revanchieren zu können. « Er ging auf die andere Seite der Kate, um nachzuschauen, ob Blackmer Hilfe benötigte. Es hatte aufgehört zu regnen, und die Dämmerung brach schon herein.
Der Arzt kroch rückwärts aus dem schmalen Tunnel heraus. Er hatte es fast geschafft, als die Schuttberge in Bewegung gerieten. Michael packte ihn bei der Taille und riß ihn buchstäblich in letzter Sekunde aus dem einstürzenden Gang. Ein Lehmbrocken streifte Blackmers Wange, aber er blieb ansonsten unverletzt.
Während Michael ihm auf die Beine half, schickte er ein stummes Dankgebet zum Himmel, daß die Rettungsaktion geglückt war. »Der Mann wird durchkommen«, berichtete er. »Wie geht es Ihnen? «
Blackmer wischte sich das Blut von der Wange. »Mir ist nichts passiert. Die göttliche Vergeltung läßt offenbar noch etwas auf sich warten. «
Mit diesen rätselhaften Worten wollte er sich abwenden, doch Michael legte ihm eine Hand auf die Schulter. »Das haben Sie wirklich gut gemacht. «
Der Arzt zuckte zusammen und starrte Michaels Hand an, als wäre sie ein Skorpion, bevor er seine übliche undurchdringliche Miene aufsetzte. »Sollen wir jetzt nach Whitcombe reiten? «
Michael grinste. »Ich finde, wir haben uns ein heißes Bad, einige Gläser Brandy und acht Stunden Schlaf in den Three Crowns redlich verdient. «
Der erschöpfte Arzt atmete erleichtert auf. »Eine ausgezeichnete Idee! « Er entfernte sich, um den Verletzten zu untersuchen.
Lord Michael Kenyon schaute ihm nachdenklich nach. Blackmer war und blieb für ihn ein Rätsel, und er hegte keine besonderen Sympathien für ihn, doch der Mann hatte soeben erstaunlichen Mut bewiesen.
17. Kapitel
»Halt jetzt endlich still, Rose, sonst schaffe ich es nie, deine Haare bis zur Trauung ordentlich hochzustecken! « schimpfte Jessica.
Rosalind bezwang ihre Nervosität und legte ergeben ihre Hände in den Schoß. Sie hatte den Schock dieser schnellen Eheschließung immer noch nicht ganz verarbeitet. Stephen hatte es irgendwie geschafft, eine Sondergenehmigung aus London zu erhalten, der zufolge die Zeremonie an jedem Ort und zu jeder Zeit vonstatten gehen konnte. Weil das Wetter beständig war, hatte Maria vorgeschlagen, die Hochzeit auf einer hübschen Lichtung außerhalb von Bury St. James zu feiern, wo die Truppe gerade gastierte.
Es war ein sonniger Herbsttag, und in einer Stunde würde Rosalind verheiratet sein.
Jessica hatte die dunkelblonden Haare ihrer Schwester zu einem kunstvollen Knoten arrangiert, den sie mit
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