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Fallen Angels 01 - Die Ankunft

Titel: Fallen Angels 01 - Die Ankunft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.R. Ward
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schlaksig, aber kräftig, auf dem Weg zu seinem Schulabschlussball. Und dann stolz und großgewachsen bei der Zeugnisvergabe auf dem College. Und noch später in einem Smoking auf seiner Hochzeit.
    »Warum schaust du mich so an?« Er fummelte immer noch an der Krawatte herum.
    Ich sehe deine Zukunft , dachte sie. Zumindest hoffte sie das inständig: eine ganz normale Zukunft, die so wenig wie möglich mit dem gemein hatte, was sie in den letzten Jahren erlebt hatten.
    »Brauchst du Hilfe?«, fragte sie.
    »Ich kann das nicht.« Er kapitulierte und drehte sich zu ihr um.
    Als sie sich vor ihn hinkniete und den schiefen Knoten lockerte, hielt er so geduldig und vertrauensvoll still, dass sie sich doch zumindest für eine halbwegs gute Mutter halten musste.
    »Ich glaube, du brauchst bald ein größeres Jackett.«
    »Ja, das hier wird obenrum schon ein bisschen eng. Und sieh mal … hier?« Er streckte die Arme aus und runzelte die Stirn, weil die Ärmel fast bis zu den Ellbogen hochrutschten. »Das sieht ganz doof aus.«
    Geschickt wickelte Marie-Terese den marineblau-rot-gestreiften Stoff. Es überraschte sie nicht im Geringsten, dass Robbie sich über den Sitz der Jacke beschwerte. Ihr Sohn hatte sich schon immer gern schick gemacht und Anzüge getragen, und seine Schuhe durften keinerlei abgestoßene Stellen aufweisen, nicht einmal seine Turnschuhe. Das galt auch für alles andere, was er besaß. In seinen Schubladen und seinem Schrank lag alles ordentlich gefaltet oder hing sauber auf Bügeln, seine Bücher standen in Reih und Glied im Regal, und sein Bett war immer gemacht, wenn er nicht gerade darin lag.
    Sein Vater war genauso gewesen, immer ganz eigen, was seine Kleider und Sachen betraf.
    Außerdem hatte ihr Sohn auch Marks dunkle Haare und Augen geerbt.
    Sie wünschte, er hätte nichts von diesem Mann in sich, aber Biologie war nun einmal Biologie. Und immerhin hatten sich die Dinge, um die sie sich wirklich Sorgen machte, der Jähzorn und die Niederträchtigkeit ihres Exmannes, bei ihm noch nie gezeigt.
    »So kannst du los.« Als er sich wieder umdrehte, um sich im Spiegel zu mustern, widerstand sie dem Drang, ihn fest zu umarmen. »Gut so?«
    »Viel guter als vorhin.« Er bemerkte ihre hochgezogene Augenbraue. »Ähm: besser als vorhin.«
    »Danke.«
    Bei seinem Anblick dachte sie an die Kosten für ein neues Jackett … und Schuhe … und Wintermäntel und Sommerhosen, und kämpfte gegen eine aufsteigende Panik an. Sie konnte ja immer noch kellnern gehen. Das würde zwar nicht annähernd so viel einbringen wie … aber es würde schon reichen. Es musste einfach reichen.
    Besonders in einer kleineren Stadt, wo die Mieten niedriger waren.
    Aber sie wollte Caldwell nicht verlassen … ganz und gar nicht. Nicht nach der vergangenen Nacht mit Vin.
    »Wir sind spät dran, komm«, sagte sie.
    Unten zogen sie sich ihre Jacken und Handschuhe an und stiegen dann zusammen in den Camry. Es war ein frostiger Morgen, was bedeutete, dass die Garage ein Kühlschrank war, weshalb der Motor spuckte und stotterte.
    »Wir brauchen ein neues Auto«, stellte Robbie fest, als sie erneut den Schlüssel umdrehte.
    »Ich weiß.«
    Per Fernbedienung öffnete Marie-Terese das Garagentor und wartete, bis es die Einfahrt und die Welt jenseits davon freigab. Dann setzte sie zurück, schloss das Tor wieder und fuhr los Richtung St. Patrick’s.
    Als sie bei der Kirche ankamen, war die gesamte Straße bereits weit in beide Richtungen zugeparkt. Marie-Terese kreiste um den Block, zog illegale Optionen in Betracht und entschied sich schließlich für eine zu kleine Lücke an einer Ecke. Sie stieg aus und lief um den Wagen herum, um sich anzusehen, wie weit genau ihre Stoßstange in die gelb markierte Parkverbotszone ragte.
    Ungefähr einen halben Meter. »Mist.«
    Doch da in diesem Augenblick die Kirchenglocken zu läuten begannen, beschloss Marie-Terese, einfach darauf zu hoffen, dass ein vorbeifahrender Polizist entweder ein guter Christ oder farbenblind wäre.
    »Gehen wir.« Sie streckte Robbie ihre Hand entgegen. Als er seine hineingelegt hatte, lief sie rasch los, und er trippelte neben ihr her, seine kleinen Lederschuhe mussten doppelt so viele Schritte machen.
    »Ich glaube, wir sind zu spät, Mama«, sagte er atemlos. »Und es ist meine Schuld. Ich wollte nur, dass meine Krawatte richtig sitzt.«
    Sie blickte auf ihn herab. Im Rennen hüpften seine Haare im gleichen Rhythmus wie seine marineblaue Matrosenjacke, doch sein Blick war

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