Fallen Angels 01 - Die Ankunft
lustig.«
»Warum?«
»Wirst du schon noch sehen.« Adrian setzte sich an den Tisch. Mit dem Zeigefinger kippte er den darauf stehenden Schuhkarton nach vorn und inspizierte Jims Schnitzarbeiten. »Also, was willst du wissen? Über Devina, über uns, egal.«
Jim nahm noch einen Schluck Bier und dachte nach.
»Eigentlich interessiert mich nur eins«, sagte er. »Kann sie getötet werden?«
Beide Engel erstarrten. Und schüttelten dann langsam die Köpfe.
Dreißig
Wenn man bedachte, wofür er verhaftet worden war und in welche Richtung sich die Dinge gerade entwickelten, konnte Vin nicht fassen, was sein Display anzeigte, als das Handy klingelte.
Das Teil fest umklammert, stellte er die Lokalnachrichten im Fernseher auf stumm. »Marie-Terese?«
Pause. »Hallo.«
Er drehte sich mit seinem Stuhl herum, so dass er durch die Panoramascheibe auf Caldwell blicken konnte. Kaum nachvollziehbar, dass er noch vor wenigen Tagen diesen Ausblick mit einem Gefühl von Herrschaft genossen hatte. Jetzt hatte er eher das Gefühl, um sein nacktes Überleben zu kämpfen, statt der Gipfelkönig zu sein.
Da er noch nie der Typ gewesen war, der um den heißen Brei herumredete, fragte er: »Hast du es schon gehört? Das von mir?«
»Ja. Aber du warst gestern Abend mit mir zusammen, als das passiert sein soll. Ich weiß, dass du es nicht getan hast.«
Erleichterung durchströmte ihn - allerdings nur in Bezug auf diesen speziellen Teil des Schlamassels. »Und der zweite Überfall hinter dem Iron Mask?«
»Ich bin gerade auf dem Weg in den Club. Die Polizei möchte mit mir reden.«
»Können wir uns treffen?«, platzte er mit einer Verzweiflung heraus, die ihn unter normalen Umständen erschreckt hätte.
»Ja.«
Diese schnelle Antwort überraschte Vin, aber er würde sich garantiert nicht beschweren. »Ich bin zu Hause, im Commodore, ich kann jederzeit hinkommen, wo du willst.«
»Ich komme zu dir, sobald ich mit der Polizei fertig bin.«
»Gut, ich sag dem Pförtner Bescheid, dass du kommst.«
»Ich weiß noch nicht, wie lange es dauern wird, aber ich kann dir ja simsen, wenn ich mich auf den Weg mache.«
Vin ließ den Blick über das Panorama nach links wandern, wo sie irgendwo weit weg von ihm durch die Straßen fuhr. »Marie-Terese …«
»Ja?«
Er dachte an sie und ihren Sohn … dachte an die Menschen, vor denen sie geflohen war. Ihr Ex konnte leicht aus dem Gefängnis heraus agieren, vielleicht hatte er das sogar schon: Selbst wenn diese Überfälle nichts mit Marie-Terese zu tun hatten und auch nicht von ihrem Exmann begangen worden waren, musste sie trotzdem so unauffällig wie möglich bleiben.
»Versuch nicht, mich zu beschützen.«
»Vin …«
»Ich erkläre dir mehr dazu, wenn du hier bist«, sagte er etwas schroff. »Sagen wir nur, ich weiß, was für dich auf dem Spiel steht, wenn dein Gesicht im Fernsehen auftaucht.«
Schweigen. Dann: »Woher?«
An ihrer gepressten Stimme merkte er, dass sie wenig begeistert von dem Blick in ihre Vergangenheit war. »Jim, mein Freund … er hat Kontakte. Ich hab ihn nicht darum gebeten, aber er hat mir erzählt, was er erfahren hat.«
Noch eine lange Pause. Die ihn wünschen ließ, er hätte mit seiner Enthüllung gewartet, bis sie vor ihm stand. Doch dann atmete sie tief durch. »Eigentlich bin ich sogar erleichtert. Dass du es weißt.«
»Es versteht sich von selbst, dass ich niemandem davon erzählen werde.«
»Ich vertraue dir.«
»Das ist gut, denn ich würde dir niemals wehtun.« Jetzt war es Vin, der still wurde. »Mein Gott, Marie-Terese …«
Man hörte ein leises Quietschen von Bremsen durch die Leitung hindurch. »Ich bin jetzt am Iron Mask. Wir sehen uns später.«
»Beschütz mich nicht. Bitte.«
»Bis gleich …«
»Sag der Polizei nichts. Deinem Sohn und dir zuliebe. Es ist das Risiko nicht wert.«
Er stockte. Auf keinen Fall wollte er ihr die ganze Wahrheit über Devina erzählen - zum einen begriff er selbst noch nicht alle Zusammenhänge; vor allem aber wollte er unbedingt vermeiden, dass Marie-Terese ihn für verrückt hielt.
»Das ist nicht richtig.« Ihre Stimme brach. »Was sie dir vorwirft. Das ist nicht …«
»Ja, ich weiß. Glaub mir einfach, wenn ich dir sage, dass ich das schon hinkriege. Ich regle das.«
»Vin …«
»Du weißt, dass ich Recht habe. Bis später.« Als er auflegte, sprach er ein Stoßgebet, dass sie vernünftig wäre. Immerhin bildete er sich ein, aus ihrer Stimme herausgehört zu haben, dass seine Argumente
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