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Fallen Angels 01 - Die Ankunft

Titel: Fallen Angels 01 - Die Ankunft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.R. Ward
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immer gearteten brutalen Akts der Gewalt, der hier stattgefunden hatte?
    Er blieb stehen, dachte an sein Büro … aber das weckte Erinnerungen daran, dass er es mit Devina auf dem Teppich getrieben hatte. Oben … nein, klar, das Schlafzimmer war ja wohl absolut tabu, und nicht nur, weil die Assoziation »Lustmolch«, die ein solcher Vorschlag bei Marie-Terese auslösen würde, von ihm gar nicht beabsichtigt war: Auch dort oben hing viel zu viel Devina in der Luft.
    Also entschied Vin sich für den Esszimmertisch und zog zwei Stühle darunter heraus, so dass sie einander gegenübersaßen.
    »Weißt du«, sagte sie und legte ihre Tasche auf den Tisch, »ich bin eigentlich ziemlich hart im Nehmen.«
    Er musste lächeln. »Das glaube ich dir.«
    »Du hast mich nur in einem etwas schwierigen Moment kennengelernt.«
    Vin streckte die Hand über den Tisch und berührte eine der gelockten Haarspitzen, die ihr Gesicht umrahmten. »Ich wünschte, ich könnte etwas für dich tun.«
    »Ich verlasse Caldwell.«
    Sein Herz blieb stehen. Er musste sich schwer zusammenreißen, ihr nicht zu widersprechen, aber dazu hatte er kein Recht - bei weitem nicht. Außerdem kam er gegen ihre Argumente schlecht an. Wahrscheinlich war es wirklich das Beste.
    »Wo wirst du hingehen?«, fragte er stattdessen nur.
    »Irgendwohin. Ich weiß es nicht.«
    Ihre Hände verschränkten und verflochten sich nervös in ihrem Schoß, als bildeten sie den Verlauf ihrer Gedanken ab.
    »Hast du genug Geld?«, erkundigte er sich, obwohl er schon wusste, was sie antworten würde.
    »Ich komm schon zurecht. Irgendwie … kommen Robbie und ich schon zurecht.«
    »Darf ich dir helfen?«
    Langsam schüttelte sie den Kopf. »Das geht nicht. Ich darf … niemandem etwas schuldig sein. Es ist schon schwer genug, meine Anwaltskosten abzuzahlen.«
    »Wie viel schuldest du denen?«
    »Noch dreißigtausend.« Ihre Hände wurden jetzt ruhig. »Am Anfang waren es hundertzwanzig.«
    »Ich könnte es dir leihen, und du könntest es irgendwann zurückzahlen. Die Kanzlei nimmt doch bestimmt Zinsen …«
    »Schulden sind Schulden.« Sie lächelte traurig. »Es gab mal eine Zeit, als ich hoffte, ein Mann würde kommen und mich aus meinem langweiligen kleinen Leben retten. Und es kam auch einer, nur dass die Rettung sich als Alptraum entpuppte. Jetzt rette ich mich selbst, was bedeutet, dass ich meine Schulden auch selbst bezahle. Und zwar immer.«
    Aber dreißigtausend Dollar? Für ihn war das ein Klacks.
    Und den Rest hatte sie abbezahlt, indem sie …
    Für einen kurzen Moment musste Vin die Augen schließen. Scheiße, er hatte diese Bilder in seinem Kopf. Obwohl sie rein hypothetisch zeigten, was Marie-Terese sich aufgezwungen hatte, peinigten sie ihn wie Messerstiche. Dabei wäre es für ihn so einfach, sie aus alldem zu befreien; wobei er natürlich begriff, woher ihr Widerstand kam. Genau auf die Retter-Nummer war sie schon mal reingefallen, und die Lektion war zu bitter gewesen, um sie so rasch zu vergessen.
    Er räusperte sich. »Was hat die Polizei vorhin gesagt, als du mit ihr gesprochen hast?«
    »Sie haben mir ein Bild von dem Mann gezeigt, und ich sagte, ich hätte ihn im Club gesehen und mit ihm gesprochen. Ich hatte Panik, dass sich irgendein Augenzeuge gemeldet hätte, der mich mit ihm auf der Toilette gesehen hat, aber davon hat der Polizist nichts erwähnt. Und dann …«
    Da sie nicht sofort weitersprach, hatte er das Gefühl, dass sie ihre Worte mit Bedacht wählte.
    Er fluchte unterdrückt. »Bitte sag mir, dass du ihnen nichts von uns beiden erzählt hast.«
    Sie nahm seine Hände und drückte sie. »Deshalb gehe ich weg.«
    Sein Herz verkrampfte sich, und er überlegte ernsthaft, ob er der Pumpe nicht einfach sagen sollte, sie könnte die Arbeit komplett einstellen. »Nein. Oh mein Gott … du hättest dich einfach raushalten …«
    »Als sie mich gefragt haben, was ich nach meinem Gespräch mit dem Mann gemacht hätte, habe ich ihnen erzählt, dass ich den Club mit einem gewissen Vincent diPietro verlassen habe und dass du und ich die ganze Nacht zusammen waren. Von halb zehn bis ungefähr vier Uhr morgens.« Er wollte seine Hände wegziehen, doch sie hielt sie fest. »Vin, ich habe in meinem Leben schon genug getan, für das ich mich schäme. Jahrelang habe ich zugelassen, dass ein Mann mich misshandelte … selbst vor den Augen meines Sohnes.« Ihre Stimme versagte, wurde dann aber wieder kräftig. »Ich habe meinen Körper verkauft. Ich habe gelogen.

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