Fallen Angels 01 - Die Ankunft
Fensterrahmen gepackt. Er kippte nach hinten, Kopf und Schultern wurden durch die Öffnung gezogen. Marie-Terese umklammerte seine Arme - nur um mit ihm zusammen nach draußen gezerrt zu werden.
»Das … Messer …«, stieß er atemlos hervor.
Plötzlich geschah alles wie in Zeitlupe, sie rief über ihre Schulter nach Hilfe, Jim war Gott sei Dank schon unterwegs, rannte aus dem Flur herein und holte das Kristallmesser, das er auf dem Bett hatte liegen lassen. Sobald er die Waffe in Händen hielt, begann Eddie, sich zu winden und auf etwas draußen vor dem Fenster einzustechen.
Gleichzeitig schlang Marie-Terese die Arme um eins von Eddies Beinen, während Jim seinen Oberkörper im Klammergriff hielt. Vin wiederum schnappte sich seine Pistole von der Kommode und wirbelte herum, den Lauf auf das Durcheinander am Fenster gerichtet. Marie-Terese vertraute darauf, dass er nicht schießen würde, außer …
Durch die Tür auf der gegenüberliegenden Seite des Schlafzimmers entdeckte sie plötzlich einen Mann, der die Treppe hinaufstieg. Schweigend nahm er die Stufen, steuerte unerbittlich auf sein Ziel zu, und als er den Kopf drehte, begegneten sich ihre Blicke.
Saul … aus dem Gebetskreis. Was machte der denn …
Er hob die Pistole in seiner Hand und zielte auf Marie-Terese. »Meine Geliebte«, sagte er ehrfurchtsvoll. »Für jetzt und immerdar mein.«
Dann drückte er ab.
Vin brüllte etwas, genau als Jim seinen Körper in die Schusslinie warf. Mit der Anmut eines Athleten sprang er hoch in die Luft und hielt seine Brust der Kugel entgegen, die für Marie-Terese bestimmt war, die Arme weit gespreizt, den Oberkörper frontal dem Schützen zugedreht, um die größtmögliche Fläche zu ihrem Schutz zu bieten.
Als der kurze, laute Knall ertönte, stürzte Eddie rudernd und taumelnd durch das Fenster.
Und dann dröhnte ein zweiter Schuss.
Vierzig
Vin schüttelte seine Lethargie sofort ab, als ihm klar wurde, dass es drüben am Fenster Ärger gab. Er steckte zwar erst halb in seiner Hose, als er das Gerangel wahrnahm, und sein erster Gedanke galt Marie-Terese - doch sie war es nicht, die da stranguliert wurde. In Windeseile war Jim schon zur Stelle, brachte seinem Kumpel den Kristalldolch und hielt ihn mit aller Kraft fest. Und Marie-Terese half auch mit, tat, was sie konnte, um den Mann dem Griff dieses, was auch immer es sein mochte, zu entringen.
Vins erster Impuls war, seine Pistole zu holen, die er auf den Kleiderstapel auf der Kommode gelegt hatte, und er folgte ihm hastig. Er entsicherte und richtete die Waffe auf die ineinander verschlungenen Körper am Fenster. Da er keinen blassen Schimmer hatte, worauf zum Henker er schießen sollte, wartete er einfach nur mit möglichst ruhig gehaltenem Lauf ab …
Und dann veränderte sich der Ausdruck auf Marie-Tereses Gesicht schlagartig von Entschlossenheit zu Entsetzen, als sie den Blick auf den Türrahmen richtete.
Es war noch jemand im Haus.
Auf seinen nackten Füßen schnellte Vin herum und sah die Vision, die er in seiner Trance empfangen hatte, real vor sich: Ein Mann mit schütterem blondem Haar kam um den Pfosten am oberen Treppenabsatz herum und zielte mit einer Waffe in das Zimmer. Ja … das war es. Der Abzug würde gedrückt werden und eine Kugel durch die Luft sausen … und Marie-Terese treffen.
»Nein!«, schrie Vin, als der Schuss ertönte.
Aus dem Augenwinkel sah er Jim vor Marie-Terese hochspringen, mit seinem Körper das Blei abhalten, das für sie bestimmt war, indem er es mit der Brust auffing. Die Wucht schleuderte ihn rückwärts und warf Marie-Terese zu Boden.
Vins Instinkt befahl ihm, zu ihr zu rennen, doch das wäre der falsche Schachzug gewesen. Also wirbelte er mit der Pistole in der Hand herum, er wusste, dass er dafür sorgen musste, dass der Eindringling keinen zweiten Schuss abgeben konnte - das war das Einzige, was die Überlebenschancen der Menschen im Raum erhöhen würde.
Obwohl er den kalten, tödlichen Verdacht hatte, dass es für Jim bereits zu spät war.
Mit erhobener Pistole trat er in den Türrahmen - und fand sich unmittelbar vor einem Mann, der knappe zehn Zentimeter kleiner war als er selbst.
Es war eine Frage der Schnelligkeit, und Vin hatte den Überraschungseffekt auf seiner Seite: Der Schütze hatte naiverweise angenommen, es wären nur drei Leute im Zimmer.
Ohne jedes Zögern pustete Vin dem Burschen ein fettes Loch ins Herz, und die Wucht des Schusses schleuderte den Fremden nach hinten, wodurch sein
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