Fallen Angels 01 - Die Ankunft
Sie.«
»Dito.«
»Also, was soll das alles?«
Genau das fragte Jim sich auch.
Auf dem Bildschirm wendeten sich die Dinge für Leo abrupt zum Schlechteren. Altertümlich gekleidete Schurken packten den armen Teufel und schleiften ihn weg. »Was für ein Film ist das überhaupt?«
Vin schnappte sich die Fernbedienung, und ein Infofeld erschien am unteren Bildschirmrand: Der Mann in der Eisernen Maske . Leonardo DiCaprio, Jeremy Irons (1998). Offenbar nur mit zwei Stars besetzt - ach du große Scheiße. Eiserne Maske - Iron Mask?
Verdammt, der Club war so ungefähr der letzte Ort, an den es ihn jetzt zog. Besonders mit …
Devina tauchte in der Tür auf. »Ihr beiden habt nicht zufällig Lust auszugehen?«
Na, wenn das mal keine Einleitung war.
Jim fluchte im Stillen, er malte sich aus, wieder mit Devina in der Disco zu sein - nur dieses Mal unter den wachsamen, argwöhnischen Blicken ihres Lovers. Und er hatte das Abendessen schon krampfig gefunden.
Aber der Film war doch ein Zeichen gewesen, oder? Die vier alten Knaben hatten gesagt, sie würden ihm unter die Arme greifen.
»Klar doch, fahren wir in die Stadt«, murmelte er. »Ins … wie wär’s mit dem Iron Mask?«
Devinas Augen weiteten sich, als wäre sie entsetzt über seinen Vorschlag.
Womit sie so was von Recht hatte.
Es folgte ein kurzes Gespräch, dann stand Vin auf. »Na gut, wenn du das möchtest, bin ich dabei.« Er trat zu seiner Freundin und, als gäbe er sich extra Mühe, beugte sich vor und küsste sie. »Ich hole deinen Mantel.«
Devina wandte sich ab und folgte ihrem Freund aus dem Zimmer. Allein im Büro fuhr Jim sich mit der Hand durchs Haar und hätte es sich am liebsten ausgerissen.
Vielleicht sollte er sich mal aus dem Kopf schlagen, dass Fernseher ihm Botschaften sandten. Denn das war eine total hirnrissige Idee.
Elf
Marie-Terese sah den Mann zuerst.
Von der Theke aus, die dem Eingang des Iron Mask am nächsten lag, inspizierte sie die Menge, als er in den Club trat. Es war, wie man so schön sagt, wie im Film: Alle anderen verschwanden augenblicklich, die Menschen um sie herum verblassten zu trüben, verschwommenen Schatten, während sie ihn und nur ihn sah.
Er war um die eins neunzig groß. Dunkle Haare, helle Augen. Anzug wie aus einem Schaufenster auf der Fifth Avenue.
An seinem Arm hing eine Frau in einem roten Kleid und weißem Pelzmantel, und neben ihm lief ein noch größerer Kerl mit Bürstenhaarschnitt und militärischem Auftreten. Keiner von ihnen passte zu dem Leder/Spitze/Ketten-Publikum, aber das war nicht der Grund, warum Marie-Terese so starrte.
Nein, ihre Reaktion hatte nur mit dem Mann selbst zu tun. Er war auf dieselbe schneidende, harte Art und Weise auffällig, wie ihr Exmann es gewesen war: ein reicher Mann mit einer Prise Gangster, jemand, der es gewohnt war, immer der Chef zu sein … und der wahrscheinlich so warmherzig und liebevoll war wie ein Kühlhaus.
Glücklicherweise fiel es ihr nicht schwer, das unmittelbare Hingezogenfühlen wieder abzuschalten: Den Fehler hatte sie schon hinter sich - zu glauben, dass Vermögen und Macht Männer wie ihn zu einer Art modernem Drachentöter machten.
Ganz böser Irrtum. Manchmal waren Drachentöter einfach nur … Mörder.
Gina, eines der anderen Mädels, stellte sich neben sie an die Theke. »Wer ist das denn da an der Tür?«
»Ein Kunde.«
»Einer von meinen, will ich doch hoffen.«
Da war sich Marie-Terese nicht so sicher. Dem Aussehen seiner brünetten Begleitung nach hatte er es nicht nötig, sich sexuelle Gesellschaft zu kaufen - Moment mal … die Frau da war doch schon am Abend zuvor hier gewesen, genau wie der andere Typ. Marie-Terese erinnerte sich an die beiden aus demselben Grund, aus dem sie auch heute auffielen: Sie passten nicht hierher.
Als das Trio sich in einer dunklen Ecke niederließ, rückte Gina ihr leicht ramponiertes Bustier zurecht und ordnete ihr derzeit rotes Haar. Vergangenen Monat war es weiß und pink gewesen. Davor pechschwarz. Wenn sie so weitermachte, hätte sie bald einen Kojak vorzuweisen, dank der chemischen Kriegsführung gegen ihre Haarwurzeln.
»Ich glaube, ich geh mal rüber und stell mich vor. Bis später.«
Damit machte sich Gina auf den Weg. Ihren schwarzen Latexrock und die Stilettostiefel trug sie mit Stolz; im Gegensatz zu Marie-Terese fand sie ihren Job geil und hatte sogar Ambitionen, ein - wie sie es nannte - »großer Multimedia-Erotik-Star« im Stil von Janine Lindemulder oder Jenna Jameson zu
Weitere Kostenlose Bücher