Fallen Angels 01 - Die Ankunft
werden. Wer auch immer das sein mochte. Marie-Terese kannte diese Namen nur, weil Gina über sie sprach, als wären sie die Bill Gates des Pornos.
Sie blieb an der Theke stehen und beobachtete Ginas Frontalangriff. Als Gina an den Tisch geschlendert kam, warf die Frau in dem weißen Pelzmantel einen einzigen Blick auf das, was so offensichtlich käuflich war, und ihre Miene wurde eisig. Was völlig überflüssig war. Ihr Großverdiener-Freund nahm Gina überhaupt nicht wahr - er war zu beschäftigt damit, sich mit seinem Kumpel zu unterhalten. Außerdem erreichte das ganze »Finger weg, der gehört mir«-Imponiergehabe genau das Gegenteil: Gina fühlte sich noch angestachelt, warf sich angesichts dieses hasserfüllten Revierverhaltens regelrecht in die Brust und drückte sich weiter in der Nähe des Tisches herum, bis der Mann endlich den Kopf hob.
Sein Blick heftete sich allerdings nicht auf das, was sich unmittelbar vor ihm befand; sondern er fiel an Ginas Latexbuffet vorbei auf Marie-Terese.
Sofortige. Kosmische. Anziehung. Von der Sorte, die man vor anderen Leuten nicht verheimlichen und die man nicht unterdrücken und nicht abstellen konnte, falls man jemals die Gelegenheit bekam, sie auszuleben. Der Mann und Marie-Terese starrten einander unverwandt an. In diesem Augenblick waren sie beide entblößt und lagen in den Armen des anderen - nicht nur für ein paar Stunden, sondern tagelang.
Was bedeutete, dass sie nicht einmal in seine Nähe gehen würde, und zwar nicht, weil er eine besitzergreifende Freundin hatte. Wenn das, was sie anfangs für ihren Ex empfunden hatte, ihr schon jede Menge Ärger eingebrockt hatte, dann hatte dieser Fremde dort Katastrophenpotenzial.
Marie-Terese wandte sich ab und schlängelte sich durch die Menge, ohne vor oder um sich herum etwas wahrzunehmen. Die stahlgrauen Augen dieses Mannes verzehrten sie, und obwohl sie wusste, dass er sie nicht mehr sehen konnte, hätte sie schwören mögen, dass er ihr immer noch nachstarrte.
»Hey, Süße.«
Marie-Terese sah über die Schulter. Zwei College-Jungs in tiefsitzenden Jeans, T-Shirts von Affliction und jeder Menge Totenkopf-Accessoires - sprich: in den Schlaghosen des einundzwanzigsten Jahrhunderts - hatten sich hinter sie gestellt und checkten ihren Körper ab. Ihrem verschlagenen Blick nach zu urteilen, hatten sie die Taschen voll mit Papis Geld und die Köpfe vollkommen leer bis auf das Selbstvertrauen großer, dummer Footballspieler.
Außerdem hatte Marie-Terese den Eindruck, dass sie auf irgendwelchen Drogen waren. Ihre Augenlider zuckten eher, als dass sie blinzelten, und beide hatten Schweißperlen auf der Oberlippe.
Na super. Das hatte ihr gerade noch gefehlt.
»Wie viel für mich und meinen Kumpel?«, fragte der, der sie angesprochen hatte.
»Ich glaube, ihr sucht euch lieber eine andere.« Gina beispielsweise hatte kein Problem mit Dreiern. Oder Videokameras. Oder Fotohandys. Oder anderen Frauen. Wobei sie hoffentlich vor Pferdenummern à la Katharina der Großen zurückschreckte - aber sicher konnte man sich nicht sein. Es war durchaus möglich, dass ein herzhaftes Wiehern für sie bedeutete: Fester saugen.
Mr Schwätzer kam näher. »Wir wollen keine andere. Wir wollen dich.«
Marie-Terese trat einen Schritt zurück und sah beiden fest in die Augen. »Sucht euch eine andere.«
»Wir haben Geld.«
»Ich bin eine Tänzerin. Dafür werde ich bezahlt, für sonst nichts.«
»Und warum warst du dann noch in keinem der Käfige?« Er beugte sich wieder nach vorn, und sie schnappte eine Nase voll von seinem Parfüm auf: Eau de Bière. »Wir beobachten dich schon länger.«
»Ich bin nicht käuflich.«
»Blödsinn, Püppchen.«
»Wenn ihr mich weiter belästigt, bekommt ihr Hausverbot. Ein Wort von mir zum Geschäftsführer genügt. Und jetzt lasst mich in Ruhe.«
Damit ließ Marie-Terese die beiden stehen. Sie wusste genau, dass die Jungs stinksauer waren, und es war ihr vollkommen egal - vielen Dank, Trez. So sehr sie es hasste, ihn um Hilfe zu bitten, sie würde es ohne zu zögern tun, wenn es sein musste.
An der Theke bestellte sie sich eine Cola mit viel Eis und sammelte sich wieder. Es war noch früh, erst halb elf, was hieß, dass sie noch ungefähr drei Stunden vor sich hatte.
»Haben die beiden Dumpfbacken Stress gemacht?«
Sie blickte zu Trez auf und lächelte. »Nichts, womit ich nicht klarkäme.« Sie beäugte die Lederjacke in seiner Hand. »Gehst du weg?«
»Nur kurz zu einer Besprechung drüben
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