Fallen Angels 01 - Die Ankunft
Mund küsste.
»Sollen wir essen, Jim?«, fragte er.
Eigentlich lieber zuerst eine Gehirntransplantation und anschließend die vermaledeite Pasta. »Ja, klar, gern.«
Die drei liefen zurück durch die diversen Räume zu einem weiteren Marmortisch. Dieser hier war groß genug für ungefähr zwei Dutzend Gäste, und wenn noch mehr Kristall von der Decke darüber gehangen hätte, wäre man sich vorgekommen wie in einer Tropfsteinhöhle. Das Besteck war aus Gold. Und zwar zweifelsohne massiv.
Ihr verarscht mich doch , dachte Jim, als er sich setzte.
»Da die Köchin Urlaub hat«, erklärte Vin, während er den Stuhl für Devina zurückzog, »bedienen wir uns einfach selbst.«
»Ich hoffe, es schmeckt euch.« Devina nahm ihre Serviette auf. »Ist nichts Besonderes, nur eine Bolognese mit selbst gemachten Linguine. Und als Salat gibt es ein paar Sprossen, Artischockenherzen und rote Paprika mit einer Eiswein-Vinaigrette, die ich schnell zusammengerührt habe.«
Was auch immer es war, es roch köstlich und sah noch besser aus.
Nachdem große Schüsseln mit Goldrand herumgereicht worden waren und alle ihre Teller beladen hatten, fingen sie an zu essen.
Okay, Devina war eine sensationelle Köchin. Punkt. Diese Sprossengeschichte mit dem Eiswein-Tralala-Dressing war einfach der Hit … von der Pasta mal ganz abgesehen.
»Das Haus am Fluss macht sich doch ganz gut«, meinte Vin. »Finden Sie nicht, Jim?«
Das gab den Startschuss zu einer einstündigen Debatte über die Bauarbeiten, und einmal mehr war Jim beeindruckt. Trotz seiner Angeberwohnung und der schicken Klamotten kannte Vin den Job, den Jim und die Zimmerleute machten, ganz offensichtlich aus eigener Erfahrung - wie auch alles, wofür die Elektriker und die Installateure, die Putzer und die Dachdecker morgens anrückten. Er wusste Bescheid über Werkzeug und Nägel ebenso wie Bretter und Dämmung. Über Transport und Abfallbeseitigung. Straßenbelag. Genehmigungen. Verordnungen. Nutzungsrechte.
Wodurch seine extreme Sorgfalt in allen Details weniger wie die eines kleinkarierten, blöden Bauherrn wirkte, als vielmehr die eines Arbeiterkollegen mit hohen Standards.
Ja, er hatte ganz eindeutig irgendwann mal selbst Schwielen an den Händen gehabt.
»… das muss also auf jeden Fall noch geklärt werden«, sagte Vin gerade. »Das Gewicht auf den tragenden Wänden in der vier Stockwerke hohen Eingangshalle wird zu heftig sein. Der Architekt macht sich Sorgen.«
Jetzt meldete sich ausnahmsweise Devina zu Wort. »Kannst du sie nicht einfach niedriger machen? Also tiefer, meine ich?«
»Die Höhe ist nicht das Problem, es geht um den steilen Winkel und das Gewicht des Dachs. Aber ich glaube, wir können das Problem lösen, indem wir Stahlträger einziehen.«
»Ach so.« Devina wischte sich den Mund, als wäre ihr das peinlich. »Das klingt nach einer guten Idee.«
Während Vin sich dem nächsten Aspekt des Hauses zuwandte, sah Jim Devina an, die sich brennend für das Falten der Serviette auf ihrem Schoß zu interessieren schien.
Mann, Mann, Vin mochte sich ja auf dem Bau ganz toll auskennen; aber hätte er die richtige Antwort gewusst, wenn man ihn nach der Lieblingsfarbe seiner Freundin gefragt hätte?
»Das hat wirklich toll geschmeckt«, sagte Vin schließlich. »Ein Hoch auf die Köchin.«
Als er das Weinglas erhob und Devina zunickte, sog sie die Aufmerksamkeit gierig in sich ein, sie strahlte geradezu. Andererseits hatte er auch gerade den Großteil der Mahlzeit damit verbracht, über etwas zu sprechen, wovon sie nicht viel Ahnung hatte, und sie dadurch in eine reine Beobachterposition gedrängt, ohne sich weiter darum zu kümmern.
»Dann räume ich mal ab und hole das Dessert.« Sie stand auf. »Nein, bleibt doch bitte sitzen. Dauert nicht lange.«
Jim ließ sich wieder auf den Stuhl sinken und wandte den Blick Vin zu. In der Stille, die sich ausbreitete, während Devina das Geschirr durch die Schwingtür trug, konnte man praktisch die Zahnrädchen in seinem Kopf rattern hören.
»Was überlegen Sie?«, fragte Jim.
»Nichts.« Ein kurzes Schulterzucken, dann ein Schluck Wein. »Gar nichts.«
Der Nachtisch bestand aus selbst gemachtem Kirscheis mit Schokostückchen und dazu einem Kaffee, der so stark war, dass man davon Haare auf der Brust bekam. Die Kombination war göttlich, aber doch nicht süß oder wohlschmeckend genug, um die Falten auf Vins Stirn zu glätten.
Als die Dessertteller leer waren, stand Devina wieder auf.
»Wie wär’s,
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