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Fallen Angels 02 - Der Dämon

Titel: Fallen Angels 02 - Der Dämon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.R. Ward
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sehr mächtigen Mann alles veränderte. Ich versuchte ... diese Information als Schlüssel zum Öffnen der Tür zu benutzen.«
    »Und ...?« Griers Herz pochte so laut, dass sie sich fragte, ob die Nachbarn es wohl hörten.
    Schweigen.
    »Erzähl weiter.«
    Er schüttelte nur den Kopf.
    »Sag es mir«, stieß sie mühsam hervor. Die Erinnerung an das letzte Mal, als sie Daniel gesehen hatte, rief einen plötzlichen Hass auf ihren Vater hervor. Ihr Bruder hatte eine Nadel in der Rückseite seines Arms stecken gehabt, sein Kopf war in den Nacken gefallen, die Mundwinkel schlaff, die Haut hatte die Farbe von Schneewolken im Winter.
    »Wenn du mir nicht antwortest ...« Sie konnte nicht weitersprechen. Die Vorstellung, dass sie ihre gesamte Familie hier und jetzt verlieren konnte, schnürte ihr die Kehle zu.
    Das Taschentuch wurde mit zitternden Händen wieder auseinandergefaltet. »Die Männer warteten in der Tiefgarage der Kanzlei auf mich. Ich hatte lange gearbeitet und sie ... sie steckten mich in ein Auto, und ich dachte mir, das wär^s gewesen. Die bringen mich um. Aber sie fuhren mich nach Quincy, zu Daniels Wohnung. Er war schon high, als wir reinkamen - ich glaube ... ich glaube, er hielt das für einen Scherz. Als er die Spritze sah, die sie mitgebracht hatten, streckte er ihnen seinen Arm entgegen, obwohl ich ihn anschrie, sich nicht von ihnen ...« Die Stimme ihres Vaters versagte. »Es war ihm egal. Er wusste ja nicht ... ich wusste, was sie taten, aber er nicht. Ich hätte ... sie hätten mich töten sollen, nicht ihn. Sie hätten ...«
    Vor lauter Wut sah Grier ganz kurz nur noch Weiß. Als die Farben und Formen dann zurückkehrten, fühlte sich ihre Brust von innen eiskalt an, und in dem Moment war ihr scheißegal, dass er gelitten hatte. Oder dass er bereute ...
    »Raus aus meinem Haus. Sofort.«
    »Grier ...«
    »Ich will dich nie wieder sehen. Ruf mich nicht an. Komm nicht in meine Nähe.«
    »Bitte ...«
    »Raus!« Sie wandte sich an lsaac. »Bring ihn hier raus, schaff ihn nur weg von mir.«
    Sie würde es ja selbst tun, aber sie hatte kaum genug Kraft, um sich aufrecht zu halten.
    lsaac zögerte nicht. Er ging zu ihrem Vater, klemmte ihm eine Hand unter den Arm und hob ihn aus dem Sessel hoch.
    Ihr Vater sprach weiter, während er aus der Küche geleitet wurde, aber Grier hörte nichts mehr: Das Bild ihres toten Bruders auf dieser vergammelten Couch füllte sie komplett aus.
    Es waren die kleinen Details, die ihr den Rest gaben. Seine Augen waren halb geöffnet gewesen, die Pupillen starrten blicklos in die Ferne, sein ausgeblichenes blaues T-Shirt hatte dunkle Flecken unter den Achseln und Erbrochenes auf der Brust. Drei rostige Löffel und ein verdrecktes gelbes Wegwerffeuerzeug lagen auf dem Couchtisch, und auf dem Fußboden neben seinen Füßen stand eine halb aufgegessene Pizza, die ungefähr eine Woche alt aussah. Die stickige Luft hatte nach altem Urin und Zigarettenrauch, gemischt mit etwas chemisch Süßlichem gerochen.
    Das Auffälligste aber war gewesen, dass seine Uhr stehen geblieben war: Als sie den Krankenwagen rief, hatte man sie am Telefon gebeten, zu prüfen, ob er noch einen Puls hatte. Als sie sein Handgelenk hochhob und ihre Finger auf die Haut drückte, hatte sie gesehen, dass er nicht mehr die Armbanduhr trug, die er von seinem Vater zum Uniabschluss an der Penn geschenkt bekommen hatte - die Rolex war schon längst verpfändet. Jetzt trug er eine batteriebetriebene Timex am Handgelenk, deren Zeiger um acht Uhr vierundzwanzig erstarrt waren.
    Genau wie auch Daniels Körper einfach aufgehört hatte, zu arbeiten. Nach all den Schlägen, die er eingesteckt hatte, war ihm schließlich das Leben ausgegangen.
    So hässlich. Der Schauplatz war so hässlich gewesen. Und doch war sein schönes Haar unverändert gewesen. Er hatte immer einen blonden Engelsschopf gehabt, wie ihre Mutter es nannte, und selbst auf der Rutschbahn ins Nirgendwo hatten die Locken auf seinem Kopf immer ihre perfekte Form behalten. Obwohl sie durch mangelndes Waschen eine schmutzige Färbung gehabt hatten, hatte Grier die Schönheit erkennen können, die darunter lag.
    Oder gelegen hatte, um genau zu sein.
    Sie riss sich aus der Vergangenheit, rieb sich das Gesicht und stand vom Sofa auf.
    Und dann, mit der Anmut eines Zombies, stapfte sie die Treppe hinauf in ihr Zimmer, holte einen Koffer hervor und fing an zu packen.

Siebenundzwanzig
    Auf dem Rasen vor McCreadys Bestattungsinstitut hielt Jim sich nicht mit

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