Fallen Angels 02 - Der Dämon
er derjenige war, der diesen geisteskranken Mistkerl, der ihren Bruder getötet und ihren Vater beinahe zerstört hatte, zur Strecke brachte.
Als Grier jetzt erneut durch die Fotos blätterte, kannte sie jeden einzelnen der Männer, da sie die Seiten immer wieder betrachtet hatte, während sie auf Daniel wartete. Es waren ungefähr einhundert Bilder, aber insgesamt nur circa vierzig Männer, da sie im Laufe der Jahre immer wieder fotografiert worden waren. Fünf davon erkannte sie wieder - oder glaubte zumindest, sie schon einmal gesehen zu haben. Schwer zu sagen ... In gewisser Hinsicht sahen sie alle so gleich aus.
Isaacs Bild war auch dort drin, und sie blätterte auf die entsprechende Seite. Das Foto war ungestellt, mitten in der Bewegung aufgenommen. Er schaute direkt in die Kamera, aber Grier hatte den Eindruck, dass er nicht wusste, dass er fotografiert wurde.
Hart. Mein Gott, er sah so hart aus. Als wäre er bereit zu töten.
Das Geburtsdatum unter dem Bild bestätigte das Alter, das er ihr gegenüber angegeben hatte, und es gab ein paar Notizen über die Länder, in denen er gewesen war. Und dann war da noch eine Zeile, die sie immer wieder las: Muss moralische Notwendigkeit vermittelt bekommen. Diesen Satz hatte sie sonst nur unter den Fotos von zwei anderen Männern gesehen.
»Wie kommst du klar?«
Beim Klang von Isaacs Stimme schrak Grier auf, woraufhin ihr Stuhl schrill über den Boden quietschte. Sie griff sich an die Brust. »Du lieber Himmel ... wie machst du das immer?«
Denn alles in allem hätte sie es vorgezogen, nicht beim Anstarren seines Fotos erwischt zu werden.
»Entschuldige, ich dachte nur, du möchtest vielleicht einen Kaffee.« Er stellte einen Becher vor ihr ab und zog sich dann wieder in den Türrahmen zurück. »Ich hätte klopfen sollen.«
Er trug jetzt nur das Sweatshirt mit der Kapuze, das er als Kissen benutzt hatte, seine Schultern waren breit unter dem grauen Stoff. Und wenn man bedachte, was in den letzten achtundvierzig Stunden so alles passiert war, dann sah er erstaunlich stark und konzentriert aus.
Ihre Augen wanderten zu dem Kaffeebecher. Wie aufmerksam. Er war so aufmerksam. »Danke ... und entschuldige. Ich bin wohl einfach nicht gewöhnt an ...« Einen Mann wie ihn.
»Von jetzt an kündige ich mich vorher an.«
Sie nahm einen Schluck. Perfekt - genau die richtige Menge Zucker. Er hatte sie beobachtet, dachte sie. Hatte gesehen, wie viel Zucker sie nahm, ohne dass sie es überhaupt bemerkt hatte. Und er hatte es sich gemerkt.
»Schaust du mich an?« Als sie aufblickte, deutete er mit dem Kopf auf den Ordner. »Mein Bild, meine ich.«
»Äh ... ja.« Grier tippte auf den Satz. »Was genau heißt das?«
Er kam an den Tisch und beugte sich vor. Die Anspannung in ihm war greifbar, als er die Notizen unter seinem Konterfei las, sein großer Körper war von oben bis unten gestrafft. »Sie mussten mir einen Grund geben.«
»Bevor du jemanden getötet hast.«
Er nickte und begann, auf und ab zu laufen. Vor den Weinflaschen blieb er stehen, holte eine heraus, betrachtete das Etikett, legte sie zurück ... ging zur nächsten.
»Was für Gründe haben sie dir genannt?«, fragte sie, sich nur allzu sehr bewusst, dass seine Antworten für sie viel zu viel Bedeutung besaßen.
Mit einem Bordeaux in der Hand hielt er inne. »Gründe, die es für mich richtig erschienen ließen.«
»Wie zum Beispiel?«
Seine Augen schnellten in ihre Richtung, und sie schwieg kurz. Sie waren so ernst, so erschöpft.
»Erzähl mir davon«, flüsterte sie.
Er legte die Flasche zurück. Ging ein paar Schritte weiter. »Ich habe nur Männer getötet. Keine Frauen. Es gab ein paar, die auch Frauen erledigen konnten, aber ich nicht. Und ich nenne jetzt keine konkreten Beispiele, aber der ganze Quatsch mit politischer Zugehörigkeit hat mir nie ausgereicht. Wenn jemand einen Haufen Menschen umbringt oder ein paar Frauen vergewaltigt oder irgendeinen Sch ... äh, Kram in die Luft jagt? Das ist eine ganz andere Geschichte. Und ich brauchte immer Beweise, die ich mit eigenen Augen sehen konnte - Videos, Fotos ... Leichen mit sichtbaren Spuren.«
»Hast du je einen Auftrag abgelehnt?«
»Ja.«
»Dann hättest du also meinen Bruder nicht getötet.«
»Niemals«, sagte er ohne ein Zögern. »Und sie hätten mich nicht einmal gefragt. Matthias sah es so, dass ich eine Waffe war, die unter genau festgelegten Bedingungen funktionierte, und er zog mich zu geeigneten Zeitpunkten aus seinem
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