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Fallen Angels 02 - Der Dämon

Titel: Fallen Angels 02 - Der Dämon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.R. Ward
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Holster. Und weißt du ... mir wurde in dem Moment klar, dass ich aus den X-Ops aussteigen musste, als ich allmählich begriff, dass ich mich kein bisschen von den Menschen unterschied, die ich umbrachte. Sie hatten alle das Gefühl, die Grausamkeiten, die sie begingen, wären zu rechtfertigen. Tja, ich empfand das genauso, und das machte uns eigentlich zu Spiegelbildern voneinander. Sicher, von einem objektiven Standpunkt aus hätte man mir Recht gegeben und nicht ihnen, aber das reicht mir nicht.«
    Grier atmete lange aus. Er war, an was sie immer geglaubt hatte, dachte sie.
    »Wie meinst du das?«, fragte er.
    Errötend stellte sie fest, dass sie das Letzte wohl laut ausgesprochen haben musste. »Ich habe Daniel immer gesagt ...« Sie verstummte, nicht sicher, ob sie noch die Kraft in sich trug, das Thema anzuschneiden. »Ich habe ihm gesagt, dass es nie zu spät ist. Dass die Dinge, die er in der Vergangenheit getan hat, nicht unbedingt seine Zukunft bestimmen müssten. Ich glaube, am Ende hatte er sich aufgegeben. Er hatte meinen Vater und mich und seine Freunde bestohlen. Er war bei einem Einbruch verhaftet worden, bei schwerem Autodiebstahl, und dann auch noch bei einem versuchten Überfall auf einen Schnapsladen. So kam ich auch zu der ehrenamtlichen Anwaltstätigkeit. In den fünf Jahren vor seinem Tod war ich ständig in irgendeinem Gefängnis. Ich hatte das Gefühl, ihm nicht zu helfen ... aber vielleicht konnte ich jemand anderem helfen, weißt du? Und das habe ich auch ... Ich habe Leuten geholfen.«
    »Grier ...«
    Sie winkte ab, als ihre Stimme versagte. Sie würde nicht mehr weinen. Kein Weinen mehr und kein Grübeln über Dinge, die man nicht ändern konnte. »Willst du dir das jetzt ansehen?«
    Als sie auf das Dossier zeigte, zuckte er mit den Schultern, lief zur Tür und lehnte sich in den Türrahmen. »Eigentlich wollte ich nur nach dir sehen.«
    Seine Augen unter den tief hängenden Lidern wärmten Grier von innen heraus. Er war so voller Widersprüche ... zwischen Profikillerjob und Pfadfinderherz.
    Sie warf einen Blick auf sein Bild. »Du siehst hier aus, als würdest du etwas oder jemanden verfolgen.«
    »Genau genommen wollte ich gerade in ein Flugzeug steigen. Ich hatte das Gefühl, beobachtet zu werden, konnte aber nicht genau feststellen, aus welcher Richtung. Das war auf einem Luftwaffenstützpunkt. Ich sollte ins Ausland fliegen.« Er räusperte sich, als wollte er die Erinnerung aus seinem Kopf verscheuchen. »Dein Vater schläft oben. Soweit ich mitbekommen habe, hat er zwei Stunden am Telefon gehangen.«
    »So lange?« Sie sah auf die Uhr, und als sie das Handgelenk drehte, bemerkte sie, wie verspannt ihr Körper war. Sie streckte die Arme über den Kopf und ihre Wirbelsäule knackte. »Wie läuft es?«
    »Weiß ich nicht. Bevor er sich hingelegt hat, hat er gesagt, wenn wir es bis morgen Abend schaffen, dann sind wir im Rennen. Er hat diverse Kontakte von der CIA, der NSA und dem Kabinett aktiviert, und wir treffen uns hier, damit ich nicht durch die Gegend rennen muss. Das fehlende Mosaiksteinchen ist Jim Heron - wir warten immer noch darauf, dass er zurückkommt, aber wenn nötig, ziehen wir es ohne ihn durch.«
    »Hast du eine ... Reaktion? Du weißt schon, von denen.«
    »Nein.«
    Die Angst krabbelte über ihre Rippen und bohrte sich in ihr Herz wie ein kleiner Stromschlag. »Kannst du noch bis morgen Abend durchhalten?«
    »Wenn es sein muss, ja.«
    Er wirkte so sicher, und sie musste an diese Zuversicht glauben: Es wäre eine unermessliche Tragödie, wenn sie ihn jetzt noch erwischen würden, so dicht an der Freiheit dran, die er sich ersehnte.
    Seltsam, dass jemand, den sie erst vor wenigen Tagen kennengelernt hatte, ihr plötzlich so wichtig vorkam.
    »Ich bin stolz auf dich.« Sie strich mit dem Finger über sein Foto.
    »Das bedeutet mir viel.« Pause. »Und danke, dass du mir den Weg gezeigt hast. Ohne dich wäre ich niemals dazu in der Lage gewesen.«
    »Ohne meinen Vater, meinst du«, entgegnete sie sanft. »Er hat die Kontakte.«
    »Nein. Du bist es.«
    Sie runzelte die Stirn. Was für eine komische Art, das zu formulieren. »Ich würde gern etwas von dir wissen.«
    »Alles.«
    Sie blickte zu ihm auf. »Wie stehen deine Chancen? Realistisch betrachtet.«
    »Lebend aus der Sache herauszukommen?«
    »Ja.« Als er nur den Kopf schüttelte, sah sie ihn unwillig an. »Ich bitte dich, diesen ganzen Müll von wegen ›das kleine Frauchen muss beschützt werden‹, haben wir

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