Fallen Angels 02 - Der Dämon
als die Zukunft der Menschheit auf dem Spiel stand, war das erste Kriterium ziemlich klar erfüllt: Seine Seite und die der Dämonin Devina waren in Bezug auf Stärken, Schwächen und Zielstrebigkeit gleichwertig.
Vor allem hinsichtlich der Zielstrebigkeit, denn beide »Teams« wussten sehr gut, was auf dem Spiel stand: Die Zukunft der Welt da unten hing in der Schwebe, da die Geduld des großen Schöpfers durch den sich in die Länge ziehenden, ergebnislosen Konfliktverlauf zwischen Gut und Böse allzu stark strapaziert worden war. Vor wenigen Wochen erst war von ganz oben erklärt worden, dass es sieben letzte Gelegenheiten geben würde, sich durchzusetzen - und aufgrund einfacher Mehrheit würde nicht nur die Herrschaft über die physische Welt, sondern auch über den elysischen Himmel und die feurigen Tiefen der Hölle entschieden.
Nigel führte das Kommando über die »gute« Seite. Devina befehligte die »böse«.
Und diese niederträchtige Dämonin schummelte.
Die Regeln lauteten, dass Nigel und Devina die Seelen, um die gekämpft wurde, aussuchen und sich dann zurücklehnen und Jim Heron dabei beobachten sollten, wie er den Lauf der Ereignisse steuerte und beeinflusste, sodass am Ende entweder Erlösung oder Verdammnis wartete.
Sieben Chancen. Und die erste war zu Nigels Gunsten entschieden worden.
Die nächsten sechs Schlachten würden in der echten Arena ausgekämpft werden. Und in ihrem Verlauf war Nigel und Devina ein gewisses Maß an »Coachen« gestattet: Da Nigel den Münzwurf gewonnen hatte, hatte er als Erster an Jim herantreten dürfen - der Gleichberechtigung halber war es allerdings auch Devina erlaubt gewesen, mit dem Mann Kontakt zu knüpfen. Jetzt aber müssten sie beide eigentlich vom Feld verschwinden und sich an die Seitenlinie stellen, und ihr Eingreifen müsste sich auf eine gelegentliche Auszeit und ein kurzes Rekapitulieren am Ende der Partie auf Seiten der Gewinner beschränken.
Doch Devina war da unten. Sie war da unten und mogelte.
»Du hast auch eingegriffen.«
Nigel blieb stehen, drehte sich aber nicht zu Colin um. »Mein lieber Junge, leck mich doch bitte am Arsch.«
Colins Lachen klang tief und ausnahmsweise nicht sarkastisch. »Na also, so kennen und lieben wir dich. Ich hatte mich schon gefragt, was los war, so miserabel, wie du vorhin gespielt hast.«
Immer noch mit dem Rücken zu seinem besten Freund blickte Nigel über den Rasen hin zu den hohen Schlossmauern der Herberge der Seelen. Jenseits der riesigen Steinfestung, in endlosen Hallen voll feinster Möbel und komfortabelster Einrichtung, befanden sich die Lebenslichter jener, die sich während ihrer Zeit auf Erden als gut und rechtschaffen erwiesen hatten.
Wenn die Engel nicht siegreich aus dem Wettstreit hervorgingen, würden alle, die so sehr verdienten, was sie jetzt hatten, an die Untiefen der Hölle verlorengehen. Wie auch alles andere - einschließlich Nigel selbst und seine drei Genossen.
»Von Adrian und Edward steht nichts in den Regeln«, merkte Colin an.
»Sie folgen seinen Anweisungen. Das ist ein Riesenunterschied zu dem, was sie macht.«
»Das stimmt. Trotzdem sind wir da unten nicht gerade unterrepräsentiert.«
»Aber sie spielt mit den Grundsätzen des Konflikts.«
»Überrascht dich das etwa wirklich?« Colins stets scharfer Tonfall wurde jetzt eisig. »Wir kämpfen inzwischen schon zu lange mit ihr, als dass uns ihre Falschheit überrumpeln dürfte. Was vielleicht auch der Grund ist, warum der Schöpfer dir erlaubt, weiterhin mit zwei Emissären zu arbeiten.«
»Vielleicht möchte der Schöpfer ja auch, dass wir gewinnen.«
Nigel zwang sich, seine Wanderung wieder aufzunehmen, aber er konnte den Blick nicht von der Brücke über den Wassergraben und dem massiven Eingang zum Schloss abwenden. Der Anblick der schweren, verschlossenen Pforte, zu der nur er allein den metaphysischen Schlüssel besaß, tröstete ihn - doch, ach! Es gab keinen allzu guten Grund dafür. Die Seelen waren nur in Sicherheit, wenn diese Wettbewerbe gewonnen wurden.
»Wirst du noch mehr unternehmen?«, fragte Colin, während sie einen großen Bogen über den Rasen beschrieben und den Tisch ansteuerten, auf dem das Teeservice bereitstand.
»Wie kann ich das denn?«
»Willst du etwa riskieren, zu verlieren, nur um ehrlich zu bleiben?«
Nigel winkte Bertie und Byron zu, die schon vor einer Kanne und einer Etagere mit winzigen Sandwichs saßen. Wie es sich gehörte, hatten sie sich weder Tee eingegossen noch etwas
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