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Fallen Angels 02 - Der Dämon

Titel: Fallen Angels 02 - Der Dämon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.R. Ward
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Auswahlverfahren, der Ausbildung und der Bewährungsproben, die man über sich ergehen lassen musste, um ins Team aufgenommen zu werden, schafften es nur eine begrenzte Anzahl von Männern, und neue Rekruten brauchten Jahre, um sich zu entwickeln. Jim war erst seit sechs Monaten raus aus dem Verein; er würde den Mörder kennen.
    Genau wie lsaac.
    »Geht ihr doch schon mal hinein«, sagte er zu seinen Jungs, als sie vor einer Tür standen, die von einem Ytong-Stein offen gehalten wurde. »Ich warte hier noch ein bisschen. Gebt mir Bescheid, falls ihr Rothe seht.«
    Wobei er darauf wettete, dass sie ihn nicht sehen würden. Wenn der Soldat überhaupt hier war, dann würde er sich irgendwo verstecken und abchecken, wer so alles gekommen war, bevor er sich zeigte. Immerhin brauchte man nicht gerade einen Hochschulabschluss, um zu begreifen, dass von der Polizei geschnappt zu werden ungefähr den gleichen Effekt hatte, wie sich eine rote Fahne in den Arsch zu stecken.
    Weshalb es auch in mancherlei Hinsicht noch wichtiger war, den Mörder abzufangen, als lsaac aufzuspüren.
    Als Eddie und Adrian durch die Feuerschutztür schlüpften, zog Jim sich in den Schatten des Gebäudes zurück. Was mehr Gewohnheit als Notwendigkeit war - niemand konnte ihn sehen.
    Noch ein Pluspunkt des Engeldaseins: Er konnte sich aussuchen, wann er für Sterbliche sichtbar war.
    Während er sich eine Zigarette anzündete, die er ebenso verborgen hielt wie seine Lederjacke und die Stiefel, musterte er die Menge. Das heutige Publikum bestand aus den üblichen stinknormalen Vertretern der Gattung Mann: viele Nachwuchsbierbäuche - die in fünf Jahren garantiert in der ersten Liga spielen würden. Ausschließlich Kappen von den Patriots oder den Red Sox. Ein paar Sweatshirts von der Chelmsford Highschool.
    Als der Strom zu einem bloßen Rinnsal versickerte, hätte Jim am liebsten laut geflucht. Vielleicht hätte er doch in das verdammte Gefängnis einsteigen sollen - obwohl das auch kompliziert gewesen wäre. Zu viele Augen, und selbst wenn er einen auf gar nicht da machen konnte, was wäre, wenn er jemanden umbringen oder retten müsste? Die unfreiwilligen Zuschauer würden wahrscheinlich durchdrehen, und er selbst würde sich in einem wirren Artikel unter der Überschrift »Aliens: Es gibt sie doch!« wiederfinden ...
    Ein einzelner Mann löste sich aus dem Baumkreis. Er war riesig, und die schwarze Windjacke trug kein Stück dazu bei, die Breite seiner Schultern optisch zu verkleinern. Sein Gang war der des Soldaten, zu dem er ausgebildet worden war, den Blick ließ er schweifen, die Hände in die Taschen gesteckt - mutmaßlich um ein oder zwei Waffen geschlossen.
    »Hallo, lsaac ...« Sobald der Name über seine Lippen kam, empfand Jim einen mächtigen, unentrinnbaren Sog, der den Mann vor ihm nicht nur zu einem Ziel, sondern zu einer Bestimmung machte.
    Der ursprüngliche Plan war gewesen, den Kerl zu finden, mit ein bisschen Geld in ein Flugzeug zu stecken und außer Landes zu verfrachten; nur um ihm ein wenig unter die Arme zu greifen.
    Jetzt aber begriff er, dass er mehr als das tun musste.
    Unter Berücksichtigung der radikal veränderten Situation seit ihrer letzten Begegnung in der Wüste in jener schicksalhaften Nacht rannte Jim nicht auf den Mann zu oder rief laut seinen Namen oder tat sonst etwas, das den Kerl verschrecken würde. Sondern er beschwor ein Leuchten auf sich herab, rief es aus der Dunkelheit herbei, indem er die Moleküle um seinen Körper herum in Bewegung brachte.
    Er achtete darauf, dass seine Hände nach oben zeigten und die Handflächen leer waren. Und dass lsaac der Einzige war, der ihn wahrnahm.
    Isaacs Kopf schnellte herum. Und eine gemein aussehende Waffe tauchte aus der Windjacke auf.
    Jim rührte sich nicht vom Fleck, schüttelte nur den Kopf, als universelles Zeichen für »Ich bin nicht hier, um dir den Arsch aufzureißen«.
    Als lsaac schließlich auf ihn zutrat, ging der Soldat trotzdem kein Risiko ein; eine zweite Waffe wurde aus der Jacke gezogen und diskret an der Seite gehalten. Beide Knarren hatten Schalldämpfer und hoben sich praktisch nicht von seiner schwarzen Trainingshose ab.
    Einen Moment lang glotzten die beiden einander nur an wie zwei Idioten, und Jim verspürte den absurden Impuls, den Burschen zu umarmen - was er sich allerdings verkniff. Erstens gab es keinen Anlass dazu, hier einen auf Mädchen zu machen. Und zweitens würde er sich damit einen Schuss aus kürzester Entfernung einhandeln:

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