Fallen Angels 02 - Der Dämon
gerührt hatte - über dem ganzen Müll lag eine fette Staubschicht.
Ganz eindeutig war gerade das Geld ausgegangen, als die Jungs mit den Schraubenziehern und Rohrzangen angerückt waren: Elektrodrähte schlängelten sich über die nackte Decke, neben Lüftungs- und Wasserrohren. Die Beleuchtung kam von batteriebetriebenen Lampen, die alle fünf Schritte auf dem Boden aufgestellt worden waren, und die Luft war kühl bis kalt. Wenigstens bis sie in die riesige Lobby traten. Dort trieben - trotz der irrsinnig hohen Decke - die knapp hundert Zuschauer, die sich auf dem nackten Betonboden drängelten, die Temperatur mithilfe ihrer Körperwärme in die Höhe.
Warum das der perfekte Ort zum Fighten war, sah man sofort: Die Architekten hatten sich für den Vordereingang etwas ganz Tolles mit viel Glas ausgedacht, aber wie so vieles andere war es nicht fertiggestellt worden. Statt einer Außenwand aus durchsichtigen Scheiben hatte man Sperrholz an die Träger genagelt.
Wodurch das Licht und die Menge verborgen blieben.
Das Achteck war genau in der Mitte aufgebaut, und sobald Isaac eintrat, brach lauter Jubel aus. Fremde klopften ihm auf den Rücken und gratulierten ihm dazu, aus dem Knast zu sein, Handys wurden an alle möglichen Ohren gehalten und verbreiteten in der Stadt die Neuigkeit, dass er trotz der Razzia wieder im Einsatz war.
Der Promoter kam auf ihn zugeeilt. »Hör dir das an, die drehen jetzt schon total durch! Das ist so geil ...!«
Bla, bla, bla.
Auf dem Weg in die hintere Ecke musterte lsaac die Gesichter um ihn herum. Und als Jim sich neben ihn an die Wand lehnte, hörte er sich sagen: »Gestern Abend ist ein alter Freund von uns aufgetaucht.«
»Wer?«
»Und sieh mal einer an«, fuhr lsaac finster fort. »Er ist wieder da.«
Drüben bei den Rausschmeißern, die das Wettgeld und die Kampfgebühren annahmen, zog Matthias' Nummer zwei gerade eine Brieftasche aus der Hose. Während Scheine den Besitzer wechselten, sah der Kerl zu ihnen herüber und lächelte wie ein Krokodil.
Dann deutete er genau auf Isaacs Brust.
»Du steigst nicht in diesen Ring«, stieß Jim hervor, trat einen Schritt vor und blockierte ihm die Sicht.
lsaac aber fixierte über Herons schwere Schulter hinweg das Gesicht des Mannes, der geschickt worden war, um ihn zu töten. »Oh doch.«
Zehn
Es war nach zehn Uhr, als Grier ihren Audi draußen in Maiden parkte und den Motor ausmachte. Sie hatte den Wagen etwas entfernt von den meisten anderen Autos abgestellt - wobei der »Parkplatz« keine erkennbar vorgesehene Ausfahrt oder Einfahrt besaß.
Auf dem Weg zu der Adresse, die Louie ihr am Telefon genannt hatte, war sie unsicher gewesen, ob diese stimmen konnte. Soweit sie zu erkennen vermochte, stand der ganze Komplex aus Bürogebäuden leer - gut ein Dutzend Fünfstöcker stand zu beiden Seiten einer unbeleuchteten Hauptstraße aufgereiht wie Schulkinder am Wandertag. Offenbar war die Siedlung einmal für Hightechfirmen gedacht gewesen, denn ein Schild verkündete Maiden Technologiepark. In Wirklichkeit aber war es eine Geisterstadt.
Doch Louie lotste sie nie falsch, also war sie abgebogen und bis zum Ende gefahren ... und hatte hinter dem am weitesten von der Hauptstraße entfernt gelegenen Gebäude ungefähr fünfundzwanzig Autos und Pick-ups gefunden. Logisch. Wenn die hier Hausfriedensbruch begingen, um einen illegalen Käfigkampf zu veranstalten, würden sie auch darauf achten, sich möglichst gut zu verstecken.
Grier stieg aus, lief zu der Feuerschutztür, die mit einem großen Stein offen gehalten wurde, und trat ein. Das tiefe, dröhnende Brummen einer Männermeute brodelte durch den Flur, das Testosteron bildete eine Wand, die sie geradezu wörtlich durchstoßen musste. Auf dem Weg in Richtung des Lärms machte sie sich allerdings keine Sorgen über den - mit Sicherheit ziemlich hohen - Idioten-Quotienten des Publikums, denn in der einen Tasche hatte sie Tränengas, in der anderen eine Elektroschockpistole: Ersteres war im Staat Massachusetts legal, wenn man einen gültigen Waffenschein dafür besaß, und das tat sie. Letztere ... na ja, die fünfhundert Dollar Geldbuße würde sie eben zahlen, falls sie das Ding jemals benutzen musste.
Wenn sie um Mitternacht in ein Crack-Haus in New Bedford gehen konnte, dann kam sie auch hiermit klar.
Als sie eine Art Atrium erreichte und einen Blick auf den zwei Meter hohen Maschendraht des Achtecks erhaschte, war ihr sehr wohl bewusst, dass sie einfach die Polizei rufen
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