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Fallen Angels 03 - Der Rebell

Titel: Fallen Angels 03 - Der Rebell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.R. Ward
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mich.«
    »Ich hätte es dir nicht verwehrt.«
    »Woher hätte ich das wissen sollen?«
    Nigel runzelte die Stirn, sein Zorn verrauchte unvermittelt, und Erschöpfung trat an seine Stelle. Wie ertrugen die Menschen diesen emotionalen Aufruhr nur? Und warum um alles in der Welt hatte er ihn in sein Herz gelassen?
    Das hier war nicht gut. Mehr noch, es durfte nicht fortgeführt werden.
    Als er den Erzengel nun erneut ansprach, tat er es gefasst. »Colin, mir will scheinen, dass du und ich unseren eigenen Scheideweg erreicht haben. So sehr ich gewillt war, gewisse … Fehleinschätzungen meinerseits anzuerkennen, fürchte ich doch, dass dir das nicht genügen wird, da Wasser nicht ausreicht, wenn nach Blut getrachtet wird. Zudem glaube ich, dass dir in deinem heftigen Bemühen um eine logische Haltung die Wahrheit über dich selbst entgangen ist. Deine Leidenschaft beherrscht dich weit mehr, als dir bewusst ist, und sie führt dich in eine Richtung, die unser aller Interessen gefährdet.«
    Colin wandte den Blick ab.
    »Daher bitte ich dich: Lassen wir alle möglicherweise vorgefallenen Schuldzuweisungen der Vergangenheit hinter uns und schreiten wir eine gute Strecke voran. Vielleicht werden wir im Laufe der Zeit wieder harmonisch zusammenarbeiten. Bis das geschieht, erwarte ich allerdings von dir, dass du dich angemessen verhältst, ansonsten werde ich dir jeglichen Einfluss auf diese Vorgänge entziehen.«
    Als er nicht gleich eine Antwort bekam, lief Nigel in die kleine Küche und stellte sich vor eine niedrige Tür. Hinter dem dünnen Hindernis lag Edward aufgebahrt, weder am Leben noch im Verfall begriffen, sondern lediglich eine körperliche Hülle, die den Duft von nicht vorhandenen Blumen verströmte.
    Es war klug von Colin, hier zu sein, dachte er. Solange Jim und Adrian in eine erbitterte Schlacht mit Devina verwickelt waren, war dieses Gefäß nicht sicher – und würde es zerbrochen oder beschädigt werden, wäre der Sitz von Edwards Seele nicht wiederherzustellen.
    Obwohl … Selbst wenn er unversehrt bliebe, war nicht vorauszusehen, ob er je zurückkehren würde. Solche Dinge waren der alleinige Zuständigkeitsbereich des Schöpfers.
    Darüber hinaus war so etwas noch nie vorgekommen.
    Dennoch hätte Colin …
    »Ich hätte dir sagen müssen, wohin ich gehe«, sagte der Erzengel in diesem Moment schroff. »In dem Punkt hast du recht.«
    Nigel drehte sich um. Colin lümmelte sich immer noch auf der Couch, doch er sah Nigel nun direkt in die Augen.
    »Ist das eine Entschuldigung?«, fragte Nigel.
    »Nimm es, wie du willst.«
    Nigel schüttelte den Kopf. Das ist nicht gut genug, alter Freund , dachte er. Ich fürchte, das ist nicht gut genug.
    Er zupfte an seinem Hemdärmel mit den goldenen Manschettenknöpfen und erklärte noch einmal: »Ich strebe danach, diesen entscheidenden Wettbewerb auf die beste Weise zu gewinnen, die ich kenne – und das bedeutet innerhalb der Grenzen fairen Spiels. In meinen Augen kann nun einmal ein Unrecht ein anderes nicht aufheben. Dabei bleibe ich.«
    »Mach dir nichts vor«, murmelte Colin, während er eine Hand hob und die Finger dehnte. »Da hast keine reine Weste, wie du selbst ja sagst.«
    »Und sieh dir an, was dabei herauskam. Edward ist tot.«
    »Daran trägst du keine Schuld.«
    »Doch.« Nigel schüttelte den Kopf. »Das ist es, was du nicht begreifst. Das alles hier ist meine Verantwortung. Du darfst deine Meinungen und deinen Widerspruchsgeist und deine Wut haben, aber am Ende werden deine Schultern nicht die Last der Niederlage tragen, falls es das ist, was eintreten sollte. Denn das erwartet mich, und nur mich. Während du also meine Machtausübung verachtest, betrachtest du die Dinge von der begünstigten Warte der Stellungnahme ohne Konsequenzen aus.«
    Nach diesen Worten ging Nigel zur Tür. »Ich bin froh, dass du hier bist, und ich weiß, dass du gut bewachen wirst, was kostbar ist.«
    »Nigel.«
    Er blickte sich über die Schulter. »Ja, Colin?«
    Langes Schweigen.
    Nigel richtete den Blick in die Küche und dachte über das Wesen des Verlusts nach: Manchen wählte man freiwillig – und konnte ihn wieder rückgängig machen. Anderer wurde einem aufgezwungen. Und war dauerhaft.
    »Auf bald«, sagte er, dann beendete er das Treffen, indem er einfach ging.

Vierzig
    Am nächsten Morgen fuhr Reilly vom Haus ihrer Eltern aus mit vollem Bauch ins Büro: Es hatte frisch gepressten Orangensaft, zwei selbst gebackene Zimtbrötchen, eine Tasse Kaffee und

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