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Fallen Angels 03 - Der Rebell

Titel: Fallen Angels 03 - Der Rebell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.R. Ward
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einem in die Wand eingebauten Schränkchen, weswegen er ihn nicht einfach vom Haken nehmen konnte. Dennoch würde es funktionieren.
    Colin konzentrierte sich auf seinen Zeigefinger und sammelte die Macht der Kälte in der Spitze, verstärkte die Energie, baute sie auf und hielt sie in Bereitschaft.
    Als er schließlich das Glas berührte, zerbarst dieses, ohne aber aus dem Rahmen zu fallen. Die Sprünge gingen genau von dem Punkt aus, an dem seine Fingerspitze lag. Auf dem Spülkasten entdeckte er eine Ausgabe von auto motor sport und drückte sie flach auf die Splitter.
    Durch bloße Willenskraft zog er die Scherben heraus, trennte sie von ihrer Rückwand und befestigte sie vorübergehend auf dem Hochglanz-Titelblatt.
    Als er nun die Zeitschrift abnahm, klebten die Glasstücke daran, als wären sie mit Uhu bestrichen worden, während der Rest drumherum glitzernd und klirrend in das weiße Porzellan becken rieselte.
    Blitzschnell raste er durch die Wohnung zurück auf den Absatz der Außentreppe.
    Adrian war inzwischen fast umzingelt. Doch er hatte Unglaubliches geleistet. Nur mit der armseligen Mistgabel hatte er Unmengen außer Gefecht gesetzt; Rasen und Auffahrt waren ein einziger Hindernisparcours schwarzer sich windender Leiber. Qualm stieg an den Stellen, an denen er von ätzenden Blutspritzern getroffen worden war, von seinen Lederklamotten auf, wodurch er in seinem wilden Kampf von einem nebligen Schatten umgeben war.
    Colin hielt die Zeitschrift flach in der Hand und befahl den Spiegelscherben, aufzusteigen und loszufliegen, schickte sie als Gruppe hinab zu Adrian. Als sie an ihrem Ziel ankamen, drehten sie sich gesammelt mit ihrer reflektierenden Fläche ihm zu und begannen, ihn zu umkreisen, sein Bild aufzunehmen … und zurückzuwerfen.
    Aus einem Adrian wurden zwei. Aus zweien vier. Aus vieren sechzehn. Sechzehn wurden zu unendlich vielen Engelskriegern, die auf eine endliche Armee aus dämonischen Kreaturen trafen.
    Jeder von ihnen trug den Ledermantel. Jeder hatte die Mistgabel in der Hand. Alle waren geübte Killer.
    Sie waren der vervielfachte Adrian, perfekte Kopien, die exakt wie er kämpften und dachten. Und als er so viele von sich selbst um sich herum entdeckte, brachte ihn diese Verstärkung der unerwarteten Art kurz aus dem Takt.
    Doch Einhalt in der Hitze des Gefechts lag ihm nicht; er machte sich augenblicklich wieder an die Arbeit, und sofort nahmen die anderen Adrians ebenfalls ihre Kampfstellung ein und ließen ihrer Vorbereitung Taten folgen.
    »Jetzt ist es fair«, murmelte Colin, während er sich wieder in der Wohnung einschloss und seine Position am Fenster einnahm.
    Das Handgemenge unten auf dem Rasen war nun eine ausgewachsene Schlacht zwischen ebenbürtigen Gegnern. Devinas Helfershelfer reckten ihre ausfahrbaren Gliedmaßen, ihre Fänge blitzten weiß in formlosen schwarzen Gesichtern auf, während sie nach Engelarmen und -beinen schnappten. Und die Adrians blieben im Gegenzug genauso unbeirrbar, hieben mit grimmiger Präzision und einer brutalen Eleganz auf die Feinde ein und verwandelten das bescheidene Gartengerät dadurch in eine höchst würdige Waffe. Nach und nach vergrößerte die Engelbrigade ihr Territorium, schnitt sämtliche Korridore für eine Verstärkung der hinteren Flanke ab und kesselte ihre Widersacher schließlich ein. Sie quetschte die Dämonen in einem Keil zusammen und rückte auf beiden Seiten vor, achtlos über die gekrümmten Körper auf dem Boden hinwegsteigend.
    Es war sehr befriedigend zu beobachten, aber noch besser wäre es gewesen, mitzuwirken, dachte Colin neidvoll.
    Oben im Himmel war dieser Krieg zwar von größter Bedeutung, das schon, aber es mangelte an der unmittelbaren Fühlbarkeit. Hier … hier unten fand er statt.
    Hier wollte er sein.
    Unvermittelt fiel ihm Nigel ein, und er fragte sich, ob der Erzengel vielleicht recht hatte. Colin hatte sich lange als logisches Geschöpf betrachtet, über niedere Empfindungen erhaben – und das machte auch wirklich einen großen Teil seines Wesens aus.
    Doch er hatte auch Leidenschaft in sich. Tiefe, reißende Ströme davon.
    Und deshalb wollte er kämpfen, nicht nur zusehen.
    Ach, er wäre gern an Adrians Stelle …

Vierundvierzig
    Reilly saß an ihrem Schreibtisch und starrte das Telefon an. Sie glaubte nicht, dass de la Cruz das wirklich schaffen würde.
    Zwar war er der Einzige, der ihr einfiel, der sich möglicherweise Zugang zu einer fünfzehn Jahre alten, wahrscheinlich in irgendeinem Keller

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