Fallen Angels 03 - Der Rebell
DelVecchio …« Der Kerl zog die Silben in die Länge. »Mmmm, allein bei dem Klang geht mir einer ab.«
»Wovon zum Henker redest du?«
»DeeelllVeccccchioooo.«
Unvermittelt spürte Veck einen Stich blinder Aggression durch sein Herz jagen. »Was machst du mit Reillys Handy?«
Obwohl er es sich schon denken konnte. Scheiße, da war es wieder, dachte er. Die nächste Verarsche von jemandem, dem er geglaubt hatte, vertrauen zu können – nur dass er dieses Mal eine Wahnsinnsangst vor den Folgen hatte.
Er schielte zu Heron, der seine Kippe im Aschenbecher ausgedrückt hatte und aufgestanden war – als wäre das der Moment, auf den er gewartet hatte. »Warum, Bails?«
Er hörte ein Grunzen und ein Knirschen … wie von zwei über die Erde geschleiften Füßen.
»Sorry, ich bringe sie gerade woanders hin.«
Veck quetschte den Hörer so fest, dass eine der Wähltasten mit einem Quietschen losging. »Ich bringe dich um! Wenn du ihr wehtust …«
Ein Klatschen. Dann ein Stöhnen. »Aufwachen, Schlampe. Du sollst mit ihm sprechen.«
»Reilly.« So wahr ihm Gott helfe, Veck würde Bails den Kopf abreißen und damit Kegeln spielen. Und danach würde er ihm den Bauch aufschlitzen und ihm Arme und Beine abhacken.
Aber zuallererst würde er den Drecksack kastrieren.
»Reilly.«
»Verzeih … mir«, sagte eine schwache Stimme.
Veck schloss die Augen. »Reilly, ich komme dich holen …«
»Ich hab … dir nicht … geglaubt, es tut mir so leid …«
Die Worte klangen genuschelt, als wären ihre Lippen geschwollen, oder als hätte man ihr – o Gott, bitte nicht – ein paar Zähne ausgeschlagen.
»Ich komme und hole dich. Keine Angst, ich …«
Sie unterbrach ihn. »Ich weiß, dass du es nicht getan hast … Bails hat … gelogen.«
Ihr Schrei war so laut, dass Veck das Telefon vom Ohr wegreißen musste.
»Reilly!«, rief er, und seine Stimme hallte durch die gesamte Küche. »Reilly …«
»Sorry«, schaltete Bails sich ein. »Ich musste sie mit meiner Freundin bekannt machen. Die beiden werden sich ein bisschen zusammen amüsieren – zumindest, bis du zu uns kommst.«
»Sag mir gefälligst, wo du bist, Arschloch.«
»Das mach ich schon noch, aber erst will jemand Hallo sagen. Allerdings nicht zu dir. Sie sagt, du sollst Heron jetzt das Telefon reichen.«
»Leck mich …«
Ein Rascheln, dann kam eine Frau an den Hörer. »Hallo, kleiner Tommy.«
Ach du Scheiße, die Stimme war … völlig falsch. Als hätte jemand so einen Verzerrungsfilter über die Muschel gelegt. Aber das war nicht das einzige Problem.
So hatte sein Vater ihn genannt, als er noch klein war.
»Jetzt hör mir mal gut zu, Tommy, ich möchte, dass du das Telefon jetzt dem großen, schönen Mann gibst, der in deiner Küche steht. Und dann holst du dir deine Jacke und bewaffnest dich anständig – damit meine ich deine Pistolen, deine Messer, was du willst. Wenn du wieder zurückkommst, sagt Heron dir, wo du hinmusst.«
»Wer bist du?«, stieß er durch zusammengebissene Zähne hervor.
»Du weißt genau, wer ich bin.« Das Lachen war scharf wie eine Klinge. »Eine Anmerkung übrigens: diese Handtücher, die du immer aufhängst. Die verhindern zwar, dass du mich siehst, aber umgekehrt funktioniert es nicht. Ich hatte dich immer im Auge.«
Veck sah Jim an. Der Engel schüttelte langsam den Kopf hin und her, als wüsste er exakt, was gesprochen wurde, obwohl das Handy mehr oder weniger an Vecks Ohr festgetackert war.
»Und eins noch«, sagte die Frau, oder was zum Teufel auch immer das war. »Wenn dich irgendjemand begleitet, bringe ich sie um. Ich nehme das Messer, das ich gerade in der Hand halte, und fange bei ihrem Gesicht an. Hast du eine Vorstellung, wie lange jemand ohne Mund leben kann? Sehr lange. Ohne Ohren? Zähne? Sie würde am Leben bleiben, aber darum beten, tot zu sein, wenn du verstehst. Und damit würde ich nicht aufhören, nein. Danach kämen die Finger dran. Erst mal nur die obersten Knöchel. Ich bin gut im Gratwandern, ich kann sie am Leben halten, wenn ich möchte – wer, glaubst du, hat deinem Vater all seine Tricks beigebracht?«
»Wenn du sie anfasst …«
»Wer sagt, dass ich das nicht längst habe? Und jetzt sei ein braver Junge und reich das Telefon weiter.«
»Fang«, blaffte Veck, als er das Ding zu Jim rüberwarf.
Er wartete nicht ab, ob es sicher landete, sondern raste zur Treppe, nahm immer drei Stufen auf einmal und bog mit quietschenden Sohlen oben am Treppenabsatz im ersten Stock scharf um
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