Fallen Angels 03 - Der Rebell
auf dem Boden schimmerten Pfützen. In Panik versuchte er, den hämmernden Klang seiner eigenen Schritte herauszufiltern, um zu hören, was vor ihm lag: Schreie? Schwerer Atem? Schmerzensstöhnen?
Nichts.
Es war so scheißstill.
Und dann umrundete er die letzte Ecke.
Der Gang öffnete sich in einen niedrigen Raum ungefähr von der Größe eines geräumigen Wohnzimmers. Eine realistische Vorstellung von der Breite konnte er sich allerdings nicht machen, weil er lediglich von Kerzen beleuchtet war, welche die Dunkelheit rundherum nicht ganz vertreiben konnten.
In der Mitte der Decke war ein Körper an den Armen aufgehängt.
Es war nicht Reilly. Sondern ein Mann mit kurzen rotblonden Haaren.
Veck sah sich nach Bails und dieser Frau um. Aber er konnte nur diesen Körper entdecken. Und der hing mit dem Gesicht zur hinteren Wand.
War das … ein Krankenhaushemd?, dachte Veck, als er einen Schritt nach vorn machte, ohne die Pistolen zu senken.
»Reilly!«, brüllte er.
Das Echo seines Rufs schreckte den Menschen auf, der dort baumelte, und als der Kopf zuckte, hörte man in der stillen, feuchten Luft ein Schaben. Der Mann drehte sich langsam auf den Spitzen seiner nackten, schlammigen Füße um.
Veck erkannte ihn und fluchte: Obwohl der Kerl ganz offensichtlich erst kürzlich ins Gesicht geboxt worden war, konnte man ihn einwandfrei erkennen. Seine Stirn war geschwollen und grün und blau verfärbt, aber die Züge waren ihm sehr vertraut.
»Kroner …«, murmelte Veck und fragte sich, wie der Drecksack hierhergekommen war. Andererseits waren Entführungen aus Krankenhäusern zwar unwahrscheinlich, aber nicht unmöglich.
Der Serienmörder mühte sich ab, das Kinn zu heben, sein Mund bewegte sich langsam. Er versuchte, zu sprechen, aber Veck war scheißegal, was er zu sagen hatte.
»Reilly!«, rief er noch einmal, in der Hoffnung, die Dunkelheit jenseits des Kerzenlichts bedeutete, dass es noch eine weitere Kammer gab, in der sie sich befand …
Jemand trat aus dem Schatten auf ihn zu.
Er blinzelte einmal, und da sich das Bild nicht veränderte, begriff er, dass es sich tatsächlich um eine Frau handelte. Was jemand wie sie allerdings hier machte …
»Hallo, Veck.« Es war die Stimme vom Telefon, leibhaftig und greifbar. »Willkommen zu meiner Party.«
Gegen diese Dunkelhaarige sah Angelina Jolie aus wie eine Bibliothekarin: Sie war üppig und gefährlich, eine Wildkatze auf zwei Beinen in Stilettos und einem kurzen Rock, der eher in ein schickes Café oder einen eleganten Privatclub gehörte … überallhin, nur nicht in diese stinkende Höhle.
»Bist du allein gekommen?«, fragte sie ihn, die vollen, prallen Lippen zu einem Schmollmund verzogen.
»Ja.«
»Gut.« Sie lief um ihn herum, lächelte. »Du bist genau wie dein Vater – du reagierst gut auf Anweisungen.«
»Wo ist Reilly?«
»Deine Hingabe an diese Frau ist« – ihre Stimme bekam etwas Gepresstes – »beneidenswert. Und da ich mir vorstellen kann, wie sehr du darauf brennst, sie zu finden, verrate ich dir, dass ich bereit bin, es dir zu sagen.«
»Dann tun Sie es doch.«
Sie beäugte die Pistolen. »Glaubst du ernsthaft, die Dinger da wirken gegen mich?« Ihr Lachen war schön wie ein Windspiel – und klang trotzdem falsch. »Ach sieh mal einer an, einen Dolch haben sie dir auch gegeben. Die Hoffnung stirbt wohl zuletzt. Übrigens, hat Jim dir erzählt, dass er früher ein Auftragskiller war?«
»Ist mir scheißegal, was er mal war.«
»Sicher, sicher, es geht dir jetzt nur um die Frau.« Erneut wurde die Stimme bitter. »Was für ein Glück sie doch hat. Und sie sollte erfahren, was du für sie empfindest, meinst du nicht?«
Damit drehte sich die Frau gemächlich zu Kroner um und schlenderte zu ihm hinüber. Über die Schulter hinweg sagte sie: »Ja, sag ihr doch, was du fühlst.«
Veck richtete den Blick in die Schatten. »Ich liebe dich, Reilly! Ich bin hier!«
»Hach, wie romantisch«, sagte die Dunkelhaarige trocken.
Während die Frau sich weiterhin auf den Serienmörder konzentrierte, beschloss Veck, auf Nummer sicher zu gehen: Er steckte eine seiner Pistolen weg … und zückte den Glasdolch, den Ad ihm zugesteckt hatte. Das alles hier hatte natürlich weder Hand noch Fuß – was dem Ratschlag des Engels eine gewisse Glaubwürdigkeit verlieh.
»Wo zum Henker ist sie?«, knurrte er.
»Ich sage es dir – aber dafür musst du mir einen Gefallen tun.«
»Was?«
Die Frau lächelte und trat einen Schritt von Kroner
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