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Fallen Angels 03 - Der Rebell

Titel: Fallen Angels 03 - Der Rebell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.R. Ward
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»Mach schon – dann bekommst du sie zurück.«
    Es steht mir nicht zu, dieses Leben zu nehmen , dachte Veck mit einer plötzlichen, unerklärlich tiefen Überzeugung.
    »Tu es!«
    Es … steht mir nicht zu, dieses Leben zu nehmen.
    Sein Vater … Kroner selbst … solche Männer dachten, dass alles Leben, alle Menschen, alle Dinge ihnen zur freien Verfügung stünden und sie einfach nach Lust und Laune entscheiden dürften, wen sie auswählten, wer die nächste Kerbe an ihrem Gürtel würde. Und die Trophäen waren dazu da, sich ein Stückchen des Augenblicks zu bewahren, in dem sie diese Macht ausübten, in dem nur sie die Kontrolle besaßen, in dem sie Gott waren – denn wie ein Orgasmus war es eine flüchtige Lust, und die Erinnerung konnte mit dem eigentlichen Erleben nicht mithalten.
    Weshalb sie es immer wieder taten.
    Und er selbst? In gewisser Weise war das der perfekte Anfang, die kleine rote Stelle, die sich, wenn er kratzen würde, ausbreiten und seinen gesamten Körper überziehen würde.
    Es steht mir nicht zu, dieses Leben zu nehmen.
    »Jetzt tu es schon, verdammt noch mal!«, befahl die Dunkelhaarige.
    Veck richtete den Blick auf die Frau. Ihre schwarzen Augen forderten ihn noch stärker heraus als ihre Worte, stellten eine Versuchung dar, die über diese Höhle hinausging, über diesen Sekundenbruchteil, diese Unschlüssigkeit …
    »Reilly oder er«, zischte sie, »du hast die Wahl.«
    Vecks Arm bebte, seine steinharten Muskeln hielten die Spannung zwischen Entschluss und Handlung kaum noch aus.
    »Ich glaube Ihnen nicht«, hörte er sich da sagen.
    » Wie bitte?«
    Ganz langsam senkte Veck die Waffe. Mit heiserer, brechender Stimme sagte er: »Ich traue Ihnen nicht. Und ich werde ihn nicht …« Er musste sich räuspern. »Ich werde ihn nicht töten.«
    Bails war bereits tot, und andere Geräusche waren in der Höhle nicht zu vernehmen. Und diese Frau … oder was auch immer … war eine Lügnerin: Ja, Reilly war zu einem gewissen Zeitpunkt noch am Leben gewesen, die Stimme am Telefon war eindeutig ihre gewesen. Aber in diesem feuchten Loch hier atmete niemand außer ihm, der Frau und Kroner – und so schwach, wie Reilly vorher geklungen hatte, bezweifelte er, dass es ihr gelungen war, sich selbst zu befreien.
    Aller Wahrscheinlichkeit nach war sie längst tot.
    Und obwohl ihn das vor Kummer und Rachsucht verrückt machte, hatte Kroner diese Tat in seinem Zustand ganz sicher nicht begangen.
    »Du elender kleiner Scheißer «, sagte die Frau verächtlich. »Du armseliger, feiger, dreckiger Schlappschwanz . Dein Vater hat nicht gezögert – vor vielen Jahren, als sein Moment gekommen war, hat er sich auf die Chance gestürzt, die ich ihm bot.«
    Mit einem Mal musste Veck an das Essen bei Reillys echten Eltern denken, denjenigen, die sie aufgenommen und ins Erwachsenenalter begleitet hatten, die nicht blutsverwandt, aber besser zu ihr waren, als jene, die sie auf diese Welt gebracht hatten.
    »Ich bin nicht mein Vater«, sagte er schroff.
    Als die Worte in sein eigenes Ohr drangen, fühlte er sich stärker: »Ich bin nicht mein Vater.«
    Von gegenüber traf ihn eine heiße Brise, als wäre die Dunkelhaarige ein Heizkörper auf Turbo.
    »Du sagst also, dass das da« – sie deutete auf Kroner – »mehr wert ist als die Frau, die du liebst.«
    »Nein, ich sage, dass ich ihn nicht umbringen werde. Ich glaube nicht, dass Reilly noch …« Seine Stimme brach, aber er fasste sich schnell wieder. »Ich glaube nicht, dass sie am Leben ist. Und ich weiß nicht, warum zum Teufel Sie ihn fertigmachen wollen, aber wenn das Letzte, was ich in diesem Leben tue, ist, Ihnen in die Suppe zu spucken, dann soll mir das recht sein. Schlampe.«
    Das Gebrüll, das plötzlich losdröhnte, war so heftig, dass Veck von den Füßen geschleudert wurde. Er segelte durch die stinkende Luft und knallte gegen die Wand hinter sich. Einen kurzen Moment lang blieb er liegen, dann spürte er die Erde unter sich erbeben und hörte die Felsbrocken des Abhangs über sich vibrieren. Erde und kleine Steine rieselten von der Höhlendecke. Instinktiv schützte er seinen Kopf, auch wenn das nicht viel nützen würde …
    Die Kerzen verloschen alle gleichzeitig.
    Und dann, in der Pechschwärze, entstand aus dem Nichts ein Wind, auf dessen Sturmböen ein wilder, ohrenbetäubender Lärm ritt. Immer schwerere Steine stürzten inmitten dieser Raserei auf ihn herab, bis er sich zu einer Kugel zusammenrollte und dachte: Scheiße, das würde er

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