Fallen Angels 03 - Der Rebell
als hätte ihm jemand in den Bauch geschossen, dachte er, während er in den Flur ging.
Als Reilly sich vor ihn stellte, sah er über ihre Schulter. Wodurch sein Blick blöderweise genau auf die Couch fiel.
»Ich möchte nicht, dass es so endet«, sagte sie.
»Es ist, was es ist. Und es ist keinesfalls so, als würde ich nicht kapieren, woher du kommst.«
»Es ist nicht, wie du denkst.«
»Ich kann es mir vorstellen.«
»Ich möchte nur nicht … Ich wollte es wirklich. Aber es ist schwer, einfach nur eine Frau von vielen in deinem Bett zu sein.«
Er zog die Tür auf; kalte, feuchte Luft schlug ihm entgegen. »Ich würde dich nie mit nach oben nehmen. Verlass dich drauf.«
Sie blinzelte. Räusperte sich. »Aha. Gut, äh … wir sehen uns dann morgen.«
»Neun Uhr.«
Sobald sie über die Schwelle getreten war, schloss er die Tür und ging in die Küche, um ihr nachzusehen, als sie ins Auto stieg und durch den Regen davonfuhr.
»Scheißdreck.«
Er stützte die Hände auf die Arbeitsfläche und ließ den Kopf einen Moment lang hängen. Dann richtete er sich, angewidert von sich selbst, wieder auf und rannte die Treppe hinauf. In seinem Schlafzimmer ging er am Bett vorbei und dachte sich: O no , ausgeschlossen. Niemals würde er Reilly mit hierhernehmen. Auf dieser Matratze, die schon in der New Yorker Wohnung gelegen hatte, hatte er all die in irgendwelchen Bars aufgegabelten Frauen gebumst – von manchen wusste er noch nicht einmal mehr den Namen, geschweige denn die Telefonnummer.
Und alle hatte er vor die Tür gesetzt, ehe der Schweiß getrocknet war.
Die Frau, mit der er das Glück gehabt hatte, heute schlafen zu dürfen, gehörte nicht zu diesem wenig illustren Kreis, und selbst wenn sie anders empfand als er, würde er sie niemals abwerten, indem er sie an diesen beschmutzten Ort brachte.
Saubere Bettwäsche verbarg den Schandfleck seiner bisherigen Lebensweise nicht.
Im Bad zog er das gebrauchte Kondom ab und warf es in den Müll. Kurz spielte er mit dem Gedanken, zu duschen, aber letztlich zog er nur eine Jogginghose über und legte sich unten auf die Couch, ihren zarten Duft noch auf der Haut.
Erbärmlich.
Ein Gutes hatte es, drei Jahre lang in unterschiedlichen Revieren von Caldwell auf Streife gegangen zu sein; Reilly fand ohne nachzudenken aus jedem Stadtviertel nach Hause.
Ziemlich praktisch an einem Abend wie diesem.
Ich würde dich nie mit nach oben nehmen. Verlass dich drauf .
Junge, Junge, dieses kleine Ständchen würde sie den Rest ihres Lebens begleiten.
Und natürlich fragte sie sich, welche exklusive Klasse von Frauen denn in diesem ganz besonderen Raum willkommen war. Mein Gott, wie viele Frauen hatte er wohl schon auf der Couch gehabt? Und wie qualifizierte man sich für sein Schlafzimmer?
Aber sie machte ihm keine Vorwürfe. Sie hatte genau das gewollt, was sie bekommen hatte, und sie würde sich mit den Folgen auseinandersetzen – die ja dank Safer Sex rein emotionaler Natur wären: Sie hatte selbst dieses Resultat gewählt … Sie war ihm zur Haustür gefolgt; sie hatte sich in sein Haus gedrängt; sie hatte ihn aufgefordert, die Brieftasche herauszuholen. Also würde sie sich auch verdammt noch mal wie eine Erwachsene benehmen und sich in den kommenden zehn Stunden zusammenreißen, bis sie morgen früh wieder das Büro betreten musste.
Genau so sah professionelles Verhalten aus. Und genau das war der Grund, warum man so etwas nicht tat, wenn man professionell war.
Zehn Minuten über patschnasse Straßen später hielt sie in ihrer Auffahrt und öffnete per Fernbedienung das Garagentor. Während sie wartete, dachte sie: Ach Mist . Sie hatte völlig vergessen, stündlich ihr Handy zu checken.
Drei Anrufe hatte sie schon verpasst, stellte sie fest. Nur eine Nachricht auf der Mailbox, aber sie vergeudete keine Zeit damit, sie abzuhören, als sie sah, wer sie zu erreichen versucht hatte.
Sie rief José de la Cruz einfach zurück.
Ein Klingeln. Zwei. Drei.
Shit, vielleicht weckte sie ihn jetzt auf. Es war spät …
Seine Stimme unterbrach das Tuten. »Ich hatte gehofft, Sie wären es.«
»Entschuldigen Sie bitte. Ich war beschäftigt.« Grimasse. »Was gibt es?«
»Ich weiß, dass Sie gern mit Kroner sprechen wollten, und ich glaube, jetzt können und sollten Sie es tun. Die Ärzte sagen, es geht ihm noch besser als heute Morgen, aber das Blatt könnte sich auch wieder wenden, und ich denke mal, wenn Sie als neutrale Außenstehende ihn befragen, hilft Veck das,
Weitere Kostenlose Bücher