Fallen Angels 03 - Der Rebell
auf den Rücken drehen, Kumpel?«, fragte Jim. Eigentlich war das keine Frage, mehr eine Warnung an Eddie, dass er bewegt werden würde. Und es tat gut, ihn dabei fluchen zu hören. Denn das hieß, der Kerl war noch bei sich.
Nur dass er trotzdem weiter die Knie an den Bauch zog. Und sein Gesicht … passte nicht. Seine normalerweise dunkel ge tönte Haut war zur Farbe von Schnee verblasst, und die Augen kniff er so fest zu, dass seine Züge verzerrt waren.
Auf seinen Lippen war Blut, das sie rot färbte.
Blut … kam aus seinem Mund.
Adrian begann zu keuchen, er ballte die Fäuste, am ganzen Körper brach ihm der Schweiß aus. »Du wirst wieder, Eddie. Alles wird …«
»Lass bitte mal etwas locker«, sagte Jim. »Ich weiß, es tut scheißweh, aber wir müssen uns das ansehen.«
»… gut. Alles wird gut …«
»Ach du Schande«, flüsterte Jim.
Das konnte man laut sagen. Das Blut sickerte oder tropfte nicht nur heraus, wo Eddie sich den Bauch hielt … es strömte stoßweise.
Jim riss sich die nasse Lederjacke vom Leib, knüllte sie zusammen und schob Eddies glitschige, glänzend rote Hände beiseite. Dann erstarrte er.
Irgendwie hatte das Messer des Kobolds Eddies Verdauungstrakt durchdrungen und war dann zur Seite abgerutscht, wo durch es ein so tiefes und langes Loch gerissen hatte, dass der gewundene Darm freilag. Aber das war nicht das Schlimmste: Der Blutmenge nach zu urteilen, die aus der Wunde floss, war eindeutig ein größeres Gefäß oder eine Schlagader durchtrennt worden.
Und das würde ihn töten.
Jim schüttelte sich und presste die Jacke genau auf die Verletzung. »Kannst du das für mich festhalten, Kumpel?«
Eddie machte den Versuch, die Hände zu heben, schaffte aber nur ein paar Zentimeter.
Jim blickte zur Seite. »Kann er sterben?«
Adrian schüttelte den Kopf, während er langsam das Gefühl in den Beinen verlor. »Weiß ich nicht.«
Blödsinn. Er wusste es. Er konnte es nur nicht aussprechen.
»Verflucht.« Jim beugte sich über Eddies Gesicht. »Mein Freund, kannst du mir irgendetwas sagen?«
Adrian fiel mehr auf die Knie, als dass er sank. Er nahm die Hand seines besten Freundes, entsetzt, wie kalt sie war. Kalt und nass vom Blut und vom Regen.
»Eddie … Eddie, sieh mich an«, bat Jim.
Das war nicht richtig. Dieser heroische Kämpfer, dieser Krieger von alters her konnte doch nicht von einer halben Portion mit einem Messer niedergestreckt werden. Eddie war eine Licht gestalt, jemand, der eine ganze Armee von Helfershelfern des Bösen nebenbei auf dem Weg zum Klo erledigte. Nicht dieses stille Abtreten – und nicht heute …
Eddie stieß ein Keuchen aus, sein ganzer Körper zuckte, die Hand quetschte Adrians Finger.
»Ich bin hier«, sagte Ad rau und rieb sich die Augen mit dem Rücken seiner freien Hand. »Ich gehe nicht weg. Du bist nicht allein …«
Ach du riesige Scheiße. Sie verloren ihn.
Hier war das Unerklärliche am Werk. Als Engel waren sie lebendig und auch wieder nicht; sie existierten und waren gleichzeitig dennoch nicht durch ihr Fleisch und Blut gefesselt; sie waren unsterblich, aber sehr wohl in der Lage, das Stückchen Leben zu verlieren, das ihnen gewährt worden war.
»Eddie … geh nicht … Du kannst dich dagegen wehren –« Ad sah zu Jim auf. »Tu doch etwas!«
Fluchend blickte Jim sich um, aber hey – sie waren in einer Bank, nicht in einem Krankenhaus. Außerdem konnte der Erlöser ja wohl schlecht Nadel und Faden nehmen und zu nähen anfangen, oder?
Doch dann schloss Jim die Augen, setzte sich im Schneidersitz auf den Boden und wurde vollkommen ruhig. Als Ad ihn schon anbrüllen wollte, dass jetzt nun wirklich nicht der passende Moment für eine beschissene Meditation war, fing der Bursche an, zu leuchten: Von Kopf bis Fuß entströmte seinem Körper ein weißes Licht.
Kurz darauf streckte der Erlöser den Arm aus … und legte die Hände auf die breite, massige Brust von …
Eddies Oberkörper bäumte sich auf, als hätte man ihm diese Elektroden, die Menschen zur Wiederbelebung benutzten, aufgedrückt, und holte dann tief Luft. Sofort schlug er die roten Augen auf … und richtete sie auf Adrian.
Adrian kam sich wie ein Weichei vor, weil er weinte, und er rieb sich erneut die Augen. »Hallo.« Er musste sich räuspern. »Du musst durchhalten und weiterkämpfen. Du musst dich heilen. Nutz einfach, was Jim dir gibt.«
Eddie schüttelte schwach den Kopf und öffnete den Mund. Es kam nur ein Ächzen heraus.
»Halt durch. Komm
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