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Fallende Schatten

Titel: Fallende Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gemma O'Connor
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weiß ich nichts.«
    »Nein, natürlich nicht.« Seine Stimme ging in ein Winseln überstrapazierter Geduld über. »Woher auch? Mein Vater ist im Krieg gestorben. Er war Soldat.«
    »O. Was also wollen …« Das führte nirgendwohin. »Hören Sie, Mr. Reynolds, ich fürchte, ich habe noch viel zu erledigen, und dann muß ich mein Flugzeug erreichen …«
    Natürlich wurde mir noch im selben Augenblick klar, es war ein Fehler gewesen, dies zu sagen. Er schlug umgehend vor, wenn dies bequemer für mich sei, »könnte ich Sie besuchen, wenn wir beide wieder zu Hause sind«. Aber genau das wollte ich vermeiden. Ich versuchte, mich zu erinnern, ob ich ihm gesagt hatte, wo ich wohne. Ich wollte diesen verrückten Typ nicht plötzlich mitten in der Nacht an meine Tür klopfen hören. Also tat ich das einzige, was mir einfiel: ich bestellte für jeden von uns noch eine Tasse Kaffee und fragte ihn, so nachdrücklich ich konnte, was genau er wissen wolle. (Abgesehen von meiner Adresse natürlich.) Im stillen gestand ich ihm noch fünf Minuten zu, um zur Sache zu kommen. Danach, das versprach ich mir, würde ich von hier verschwinden.
    Auf Umwegen kam er dem Ganzen näher, und ich ließ ihn drauflosbrabbeln. Das war keine gute Entscheidung. Ich hätte gehen sollen, als sich die Gelegenheit dazu geboten hatte.
    »Als ich gesagt habe, daß mein Vater im Krieg gestorben ist, meinte ich damit nicht, daß er gefallen ist. Obwohl ich das immer geglaubt habe. Ich hatte die Vorstellung, er sei in Frankreich auf dem Schlachtfeld gestorben. Den Heldentod. Aber als Mutter starb … Oh, tut mir leid, ich wollte sie nicht traurig machen, indem ich so leichthin und so kurz danach von Tod spreche …«
    Ich schob den Einwand so höflich wie möglich beiseite und wünschte allmählich, der fabelhafte Mr. Hanion unterhalte sich mit mir. Zumindest redete der nicht in diesem schrecklichen, nasal-winselnden Ton. Aber jetzt, da Arthur endlich auf seinem speziellen Geleis gelandet war, konnte nichts mehr ihn aus dieser Spur bringen. Ich saß unausweichlich in der Falle und hoffte nur, irgend jemand im Himmel schriebe mir das gut.
    »Wie schon gesagt, als ich nach Mutters Tod das Haus in Ordnung brachte – habe ich erwähnt, daß ich es verkaufen und mir etwas Passenderes zulegen will? Nicht? Ich habe mir überlegt, ich könnte ein kleines Antiquitätengeschäft kaufen. Na ja, jedenfalls, wie bereits erwähnt, bin ich dabei auf ein paar Zeitungen aus den vierziger Jahren und ein paar andere Sachen gestoßen, die mit den diversen geschäftlichen Betätigungen meines Vaters zusammenhingen. Es waren irische Zeitungen.« Er lehnte sich zurück und wartete meine Reaktion ab. Vergebens. Verständnislos starrte ich ihn an, nachgerade hypnotisiert von seinem hin und her huschenden Schielauge.
    »Irische Zeitungen?«
    »Und das Lustige daran ist, in einer davon hat etwas über ihn gestanden. Auf diese Weise habe ich herausgefunden, daß er nicht gefallen ist. In der Hinsicht ist Mutter mir gegenüber nicht ganz offen gewesen. Na ja, er war damals nicht mal an der Front. Er ist hier in Dublin gestorben. Am 31. Mai 1941. In der Zeitung war auch ein langer Artikel über einen deutschen Bombenangriff in jener Nacht, deshalb habe ich natürlich angenommen, er sei dabei umgekommen …«
    »Und, war das so?«
    »Nein. Ich habe in einer der Bibliotheken drunten in der Stadt – Pearse Street, stimmt das? – nachgeforscht.«
    Allmählich interessierte die Sache mich. Die Gilbert Library in der Pearse Street verfügt über ein hervorragendes Zeitungsarchiv. Ich nickte.
    »Eine fürchterlich heruntergekommene Gegend. Er war nicht einmal auch nur in der Nähe der Stelle, wo die Bomben gefallen sind. Ich habe auf einem Stadtplan nachgesehen.
    Mutter ist bis zum Ende des Krieges geblieben, und dann sind wir nach Hause. Sie war eine geborene Dent aus Hove. Es war nicht gerade leicht für sie. Die Leute waren abscheulich zu ihr, sogar ihre eigene Familie. Diese Bagage wollte nichts mit uns zu tun haben. Die waren einfach eifersüchtig. Sagten, sie hätte England verraten, da draußen im Luxus geschwelgt, während sie selber gehungert hätten. Sagten, sie hätten gehört, mein Vater habe halb Dublin besessen. Aber so war das nicht. Mutter hat gesagt, sie hätte gerade genug aus dem Ganzen herausgeholt, um das Haus in Brighton zu kaufen, und in dem einen Punkt glaube ich ihr. Was auch immer sie später erreicht hat, es war ihr eigenes Verdienst. Mutter konnte sehr gut mit

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