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Fallera

Fallera

Titel: Fallera Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Juretzka
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und lachten sich dann eins ins Fäustchen, als er verlangte, das Gold in einem Flugzeughangar auf einem stillgelegten russischen Militärflughafen in Brandenburg zu deponieren.
    Aber gerne, sagten sie, karrten das Gold da hin, stellten es auf Paletten mitten in die bunkerartig gesicherte Halle und verteilten eine Eliteeinheit im Respektabstand über das Gelände, clever getarnt als ortstypische Gehölze und ausgerichtet auf das heruntergelassene, riesige Rolltor. Den einzigen Zugang, wie sie sich, nach akribischer Untersuchung des Gebäudes, innen wie außen, sicher waren. Ein Rolltor und ansonsten nur meterdicker, atombombensicherer Beton.
    Jetzt brauchen wir nur noch zu warten, dachten sie.
    Sie warteten achtundvierzig Stunden. Dann erklärten sie die Übergabe für gescheitert und machten das Tor wieder auf, um die zehn Tonnen Gold zurück in ihren Tresor zu bringen.
    Bloß, das Gold war weg. Was die Beamten in ihrer heiteren Gelassenheit übersehen hatten, war die Tatsache, dass der komplette Boden des Hangars versenkbar und mit einem unterirdischen Gangsystem verbunden war, groß genug, um Kampfjets hin und her zu rangieren. Oder LKWs.
    Das alles war ganz furchtbar heiter, wenn man, wie die breite Öffentlichkeit, einmal großzügig außer Acht ließ, dass nicht nur das Gold, sondern auch die Entführte nie wieder auftauchen sollte.
    Sie packten ihn in der Schweiz, als er versuchte, gleich zwanzig Barren an einen V-Mann zu verscherbeln. Anstatt sie in Liechtenstein zur Bank zu bringen, wie es erfolgreiche Verbrecher aus aller Welt tun.
    Man überstellte ihn nach Bayern, verhörte ihn endlos, doch er schwieg. Hartnäckig und zu allen Punkten. Schließlich überführten sie ihn anhand von Indizien, verurteilten ihn wegen erpresserischen Menschenraubes - den Mord konnte man ihm nicht nachweisen - und schlossen ihn weg.
    Und für die Familie der Verschwundenen begann das niemals endende Martyrium der Ungewissheit.
    Deshalb hält sich mein Mitleid auch in Grenzen, wenn wir jetzt zu dem Part mit dem jähen Ende kommen. Goldbarren-Ede endete unter nie ganz geklärten Umständen in der Suppe. In der Großküche der Haftanstalt Stadelheim.
    Wo auch - und so langsam greift eins ins andere - Sigismund Piepenkopp gesessen hatte, bis zu seinem Urlaub auf Ehrenwort, hier in den Bergen.
    Angenommen, nur mal angenommen, jemand hätte Ede wie auch immer das Geheimnis des Goldverstecks entlockt, bevor er ihn in die kochende Brühe tunkte .
    Angenommen, nur mal angenommen, es wäre hier in den Schweizer Bergen, das Versteck .
    Angenommen, nur mal angenommen, du weißt, wo zehn
    Tonnen Gold versteckt sind, hast aber nur ein paar Tage Zeit, es zu finden, es unauffällig zu bergen, es nach Liechtenstein zu bringen, da in elektronisch über alle Grenzen hinweg verschiebbare Werte zu verwandeln ...
    Unmöglich. Das brauchte mehr Zeit . Viel mehr Zeit . Selbst in von der Geldwäsche lebenden Fürstentümern wie Liechtenstein oder Monaco kann man nicht einfach mit einem Zehntonner voll Gold vor der Bank vorfahren .
    Wäre es da nicht - nur mal angenommen - ungeheuer praktisch, wenn man, anstatt als flüchtiger Verbrecher augenblicklich in den Fahndungslisten zu landen, stattdessen bis zur Schneeschmelze im nächsten Frühling Zeit hätte, den verschollenen und für tot gehaltenen Bergtouristen zu mimen?
    Aah, toller Plan, nur leider komplett undurchführbar. Wie will man die ganze Logistik, den Ort, die Zeit, den Hafturlaub, ja das ganze blödsinnige Resozialisierungs-Projekt als solches hinbekommen ohne Hilfe von oben .
    Ohne Hilfe von ganz .
    Und plötzlich hatte ich einen Kopf. Zu der Stimme.

Kapitel Neun
    »Die Mehrzahl der Leute, die vom Berg abgeschüttelt werden,
    hatte dort oben von vorneherein nichts zu suchen.«
    REINHOLD MESSNER
     
    »Ich muss hier raus«, sagte ich und sah mich panisch um.
    »Ich muss hier irgendwie raus, doch nicht durch den Vordereingang.« Eine der vertrackten Eigenschaften von Schnee ist die, dass man ihn nicht wieder so hinschaufeln kann, als wäre er gerade frisch vom Himmel gerieselt.
    »Hat diese Höhle hier irgendeinen zweiten Ausgang?«
    Wenn das, was ich mir da zusammengereimt hatte, stimmte . Und ich meinen Ohren trauen konnte . Immerhin, es war über ein Jahr her ...
    »Nur einen Versorgungsschacht«, sagte Mona. »Eng und unbeleuchtet. Nichts für Leute mit Platzangst.«
    Na wundervoll, dachte ich und würgte ein bisschen. Wie gemacht also für unsern Kristof.
    »Warum, was hast du

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