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Fallera

Fallera

Titel: Fallera Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Juretzka
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Idee dahinter.
    Die Kreise waren so angelegt, dass sie das Rechteck jeweils in der Mitte der schmaleren Seiten berühren sollten.
    Hm. Kühlergrill mit Scheinwerfern war alles, das mir dazu einfiel. Was wahrscheinlich mehr über mich aussagte als über Uwes Zeichenkünste. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass irgendjemand unseren Tod geplant haben könnte für zehn Kühler und zwanzig Lampen. Deshalb hielt ich auch den Mund.
    Uwe presste ein paar Laute und ein paar Blasen hervor, die Egon als »Ohm un unnn« übersetzte.
    Hä?, dachte ich. Es stimmt schon, vor dem Kaffee bin ich morgens für nicht viel nütze.
    »Oben und unten? Die Kreise sind oben und unten?«
    Alle drei nickten mich an und schienen erleichtert, dass auch ich endlich draufgekommen war.
    »Dann, dann, dann ...«, wenn es mich dann schon mal packt, geht es auch leicht mit mir durch, »dann, dann sind das keine Rechtecke und keine Kisten, sondern . Zylinder!«
    Zehn Zylinder, dachte ich. Zehnzylinder. Dodge Viper.
    Nein, nein, nein, in die Scheiße gepackt, las ich aus den drei Mienen. Doch, Moment: »Ich meine natürlich nicht Zylinder, ich meine . ääh . Fässer, Trommeln, ääh, Tonnen, ja? Tonnen? Tonnen also.«
    Das war's! Uwe schlug mit der Faust auf den Tisch und nickte mit dem ganzen Oberkörper, Alfred und Egon strahlten mich an. Voller Stolz.
    Hm.
    Tonnen also. Das war es. Zehn Tonnen. Zehn Tonnen voll was?
    Ich erwartete weitere Zeichenbemühungen, ja, ich fieberte ihnen entgegen, schien ich doch so langsam zu einiger Form aufzulaufen, und deshalb war ich beinahe enttäuscht, als Uwe den Stift beiseite legte und mir stattdessen ans Ohr griff. An den Ring daran, um genau zu sein. An meinen Ohrring.
    Zehn Tonnen voll Ohrringe?, dachte ich, gefolgt von meinem üblichen, sympathische Ratlosigkeit andeutenden >Hä?<, und etwas davon schlich sich wohl in mein Mienenspiel, denn Egon schüttelte recht energisch den Kopf.
    »'old«, sagte er.
    Ah. Gold. Zehn Tonnen voll Gold? Wer verpackt Gold in Tonnen?
    Und dann fiel er, der Groschen. Die Tonne als solche ist ja durchaus auch als Gewichtseinheit ein Begriff. Wie meine Gang schon länger begriffen zu haben schien.
    »Zehn Tonnen Gold!« Das konnte nur eines heißen. Zehn Tonnen Gold. Erwähn das irgendwo, und alle Welt denkt sofort an >Goldbarren-Ede<.
    Der Mann war ein Entführer, ein Erpresser und mit hoher Wahrscheinlichkeit ein Mörder, genoss aber trotzdem bis zu seinem jähen Ende eine erstaunliche Popularität.
    Bis zu seinem jähen Ende ... Mir schwamm der Kopf.
    Jemand drückte mir eine Tasse in die Hand, und ich bedeutete allen, sich still zu verhalten. Über der ganzen Aufregung hatten wir völlig vergessen, dass da draußen Killer herumschlichen. Und sobald sie unser Versteck entdeckten, würde es mehr als mulmig werden für uns. Denn Mona hatte natürlich kein Telefon. Noch so eine Schwäche, vermutete ich, von der sie sich im Laufe des Winters zu befreien hoffte.
    Goldbarren-Ede. Der Mann hieß eigentlich Eduard Gerber. Gescheiterter Bahnhofs-Gastronom. Gescheitert in allem, was er anpackte. Entschied sich irgendwann für eine kriminelle Karriere und stieg direkt groß ein: Er ging hin und entführte die erwachsene Tochter einer süddeutschen Industriellen-Familie von phantastischem Reichtum. Was es für manche Leute schon beinahe entschuldbar zu machen schien, für mich aber nicht. Ich habe eine lebhafte Phantasie, und die Vorstellung, einer zum Verbrecher verkrachten Existenz ausgeliefert zu sein, erfüllt mich mit Grauen. Doch die Leute beneiden die Reichen, und Neid und Missgunst schlafen im selben Bett.
    Nun gut. Er entführte die Frau und verlangte ein noch nie da gewesenes Lösegeld. Die Familie akzeptierte sofort.
    Jetzt kam Eduard ein bisschen das Grübeln an. Den - immer heiklen - Übergabemodus hatte er vorab schon ausgetüftelt.
    Was ihn so nachdenklich stimmte, war die bevorstehende EuroUmstellung und die Tatsache einer gegen einhundert Prozent tendierenden Aufklärungsrate solcher und ähnlicher Verbrechen bei uns. Eduard Gerber musste damit rechnen, in den Bau zu wandern und für Jahre dazuhocken, während sein sauer Erpresstes wertlos wurde oder, selbst falls er es sich in einer nicht-europäischen Währung auszahlen ließ, irgendwo vermoderte. Und das war's dann gewesen mit einem Leben in Saus und Braus nach zehn oder fünfzehn Jahren guter Führung.
    Die Polizei traute ihren Ohren nicht, als er zehn Tonnen Gold in Barren verlangte.
    Ich nehme an, sie staunten erst

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