Falling in love
Mom.
»Und zwar?«
»Dave.«
»Dave?«, fragt Mr Slater. »Der Neue?«
»Ja«, gebe ich mit leiser Stimme zu.
Mr Slater setzt sich neben mich. »Und warum bist du durcheinander? Ist etwas passiert?«
»Nein… es ist nur, weil… ich bin nicht seinetwegen durcheinander, sondern eher… ich stelle ihn mir einfach perfekt vor.«
Mr Slater wartet ab.
»Und ich will, dass er wirklich perfekt ist.« Ich richte die Zeichenschiene aus. »Aber was, wenn er ganz anders ist? Was, wenn er ein ganz normaler Typ ist?«
»Wäre das denn so schlimm?«
»Es wäre nicht das, was ich mir wünsche.«
Mr Slater kratzt sich am Kinn. »Erzähl mir doch noch einmal die Geschichte von deinem Dad.«
Dass Mr Slater scheinbar zusammenhangslose Fragen stellt, daran bin ich schon gewöhnt. Jedes Jahr habe ich bei ihm Kunst und er hat das Talent, sich alles zu merken, was wir ihm erzählen. Wenn wir es am wenigsten erwarten, konfrontiert er uns mit irgendeinem Detail und plötzlich verstehen wir unser Leben wieder etwas besser.
»Ich kenne die Geschichte nur so halb«, sage ich. »Ich glaube, meine Eltern waren einfach zu jung. Meine Mom hat mich schon mit sechzehn bekommen, wissen Sie noch?« Mr Slater nickt. »Mein Dad war Senior und seine Eltern haben ihn von der Schule genommen und sind weggezogen, noch bevor ich auf die Welt kam. Ich kann mich nicht erinnern, ihn jemals gesehen zu haben.«
»Und willst du ihn mal kennenlernen?«
»Auf keinen Fall.«
»Um herauszufinden, wie Dave wirklich ist, musst du ihn zuerst kennenlernen. Eine andere Möglichkeit gibt es nicht.«
»Das stimmt.«
»Mr Slater!«, kreischt plötzlich jemand aus der anderen Zimmerecke. »Meine Zeichenschiene ist zerbrochen!«
Er lächelt. »Viel Glück!«, raunt er mir zu.
»Danke.« Nicht, dass Mr Slaters Worte besonders verblüffend gewesen wären. Aber er strahlt eine solche Ruhe aus, dass ich mich nach einem Gespräch mit ihm immer besser fühle.
Nachdem ich zwei weitere Entwürfe versaut habe, bin ich jedoch wieder völlig durcheinander. Solange Dave nur in meinen Tagträumen auftauchte, war ich ungeduldig und aufgeregt. Jetzt, da die Sache plötzlich real ist, drehe ich bald durch. Ich will, dass etwas passiert, und will es zur selben Zeit nicht. Und gleich beginnt die Mittagspause.
Mit Dave.
Und am Wochenende habe ich ein Date.
Mit Dave.
*
Als Laila und ich zur Mensa laufen, bin ich total am Ende.
»Sag mal«, frage ich, »meinst du, dass Dave sich heute wieder zu uns setzt?«
»Dieser Typ ist total verknallt in dich«, sagt Laila. »Keine zehn Pferde halten ihn von dir fern.«
»Wie bitte?«
»Keine Ahnung, was ich da eben gesagt habe. Ich glaube, in Mr Carvers Kurs wurde mein Nachhirn schwerwiegend beschädigt.«
»Wie bitte?«
»Hi«, sagt Dave. Er hat an der Tür auf mich gewartet.
»Hi.« Es fällt mir schwer, Dave in die Augen zu schauen. Die letzten zwei Abende haben wir lange telefoniert. Aber sich gegenüberzustehen, ist etwas anderes. Wenn man Dave anschaut, wird man fast geblendet. Er sieht so unglaublich gut aus. Seltsam, dass ich bei seinem Anblick nicht in Flammen aufgehe.
Dave beugt sich zu mir runter und flüstert mir ins Ohr: »Kann ich kurz mit dir reden?«
»Äh… klar.« Ich werfe Laila einen Blick zu. »Ich komme gleich.«
»Keine Eile«, sagt sie.
Laila geht in die Mensa und setzt sich. Seit dem ersten Schultag sitzen wir am selben Tisch und auch heute hat Maggie uns dort Plätze freigehalten. Mir gefällt es, dass wir schon einen eigenen Tisch haben.
Dave sagt: »Ich habe mich gefragt, ob du dich heute vielleicht mit zu uns setzen willst.«
»Äh…« Ich schaue zu Maggie und Laila.
»Weißt du, gestern Abend war ich mit meinen Leuten im Einkaufszentrum unterwegs und Caitlin hat gesagt, dass sie dich zwar ziemlich cool findet, dich aber eigentlich gar nicht kennt.«
»Ach so.« Ich versuche, so zu tun, als wäre das keine große Sache. Dabei weiß jeder, dass es eine verdammt riesige Sache ist, wenn ein Typ will, dass man seine Freunde kennenlernt. Vor allem wenn unter diesen Freunden eine gewisse Caitlin ist, die einen bisher komplett ignoriert hat. Natürlich will ich mich mit zu Dave und seinen Freunden setzen! Aber dann rufe ich mir die Beste-Freundinnen-Regel Nummer eins in Erinnerung: Beste Freundinnen gehen vor. Selbst bei Typen wie Dave. Ich kann Laila und Maggie jetzt nicht im Stich lassen. Krampfhaft suche ich nach einem Kompromiss. »Vielleicht nächste Woche? Ich habe Maggie und Laila
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