Falling in love
Sandwich.«
»Ich nehme eins mit Hühnchen«, kommt es von Laila.
»Ich glaube kaum, dass es noch Hühnchen gibt«, erwidert Maggie.
»Ich geh schon«, sage ich. »Ich brauche auch ein frisches Sandwich. Meins ist total durchgeweicht.«
»Bringst du mir eins mit?« Dave drückt mir einen Zwanziger in die Hand. »Ich übernehme das.«
Auf dem Weg nach vorn komme ich an ein paar Basketballspielern vorbei. Ich senke den Blick, halte den Atem an und laufe schneller. Aber dann schaue ich doch vorsichtig auf. Ein Mädchen stößt ein anderes an und zeigt auf mich. Sie flüstert ihr etwas ins Ohr und die beiden werfen mir ein Lächeln zu. Eine sagt sogar: »Hi Sara.«
Mir ist klar, dass Laila und Maggie das nicht verstehen. Ihnen liegt nichts an diesen Tussis, die einen jahrelang ignorieren und dann plötzlich so tun, als wären sie schon immer mit einem befreundet. Und ich weiß, dass auch mir an diesen Tussis nichts liegen sollte.
Aber nachdem ich jahrelang wie Luft behandelt wurde, fühlt es sich irgendwie gut an, auf einmal beachtet zu werden. Daran könnte ich mich richtig gewöhnen.
8. Kapitel
Nicht, dass ich verzweifelt wäre 4. September, 19.23 Uhr
»Ich kann diese Scheiße einfach nicht glauben.«
Aus den Lautsprechern schallt in einer Endlosschleife Disintegration von The Cure.
Mike betrachtet das Schachbrett.
»Ich kann einfach nicht glauben, dass diese Scheiße wirklich passiert«, sage ich. »Was geht hier eigentlich vor? Was habe ich falsch gemacht?«
»Weil du es offenbar wirklich wissen willst«, sagt Mike, »erkläre ich es dir noch einmal. Erstens: Du Feigling hast dich die ganze Zeit nicht getraut, sie anzusprechen. Zweitens: Du hast dir in den Ferien keinen Plan überlegt. Im Gegensatz zu Dave. Der hatte einen Plan. Und jetzt hat er Sara. Im Gegensatz zu dir. Du hast nichts.« Mike lehnt sich in seinem Stuhl zurück. »Nada. Niente. Alter, ich habe dich gewarnt. Ich habe gesagt, dass du etwas unternehmen musst.«
»Vielen Dank. Jetzt geht es mir schon viel besser.« Ich setze einen Bauern zwei Felder nach vorn.
»Ich kapiere das einfach nicht. Bei Cynthia hattest du auch keinen Schiss und die will jeder flachlegen. Was ist denn so schwierig daran, Sara anzusprechen?«
»Sara ist anders. Man kann nicht einfach so mit ihr reden.«
»Also gut«, sagt Mike. »Du hast es versaut. Aber es gibt noch einen Funken Hoffnung.«
»Wirklich?«
»Klar, Mann. Pass auf: Ich verrate dir den ultimativen Plan. Aber vorher musst du mir versprechen, dass du ihn wirklich in die Tat umsetzt.«
Mike ist der Einzige, dem ich in solchen Dingen vertraue. Er hat bei seinen Dates bisher eher auf Quantität als auf Qualität geachtet. Dadurch hat er schon ziemlich viel erlebt. Und wenn jemand ziemlich viel erlebt hat, dann kann man ihm vertrauen.
»Also, wie sieht der Plan aus?«, frage ich.
»Zuerst musst du mir versprechen, dass du dich wirklich daran hältst.«
»Ist doch egal, was ich mache. Sie hängt eh die ganze Zeit mit Dave rum.«
»Mann, was ist nur los mit dir? Seit wann bist du so eine Heulsuse?«
»Was ist, wenn sie mich nicht mag?«
»Du kapierst es einfach nicht. Wann hat Dave sie angesprochen? Am Dienstag? Man kommt nicht in zwei Tagen zusammen. Deine Chancen stehen nicht schlechter als seine.«
»Das stimmt. Bloß dass er die ganze Zeit mit ihr rumhängt.« Ich setze meinen Turm. »Dieses Sackgesicht.«
»Du musst so tun, als wärst du der größte Typ im Universum.« Auch Mike setzt seinen Turm. »Strategie ist alles.«
Jetzt macht Mike mir Feuer unterm Arsch. Beim Schach schlägt ihn niemand. Wir sind beide ziemlich schlau, bloß dass das niemand weiß. Auch Mike sind seine Schulnoten egal. Zumindest so lange, wie seine Mom uns bei ihm zu Hause proben lässt. Wenn sie damit droht, die Garage zu sperren, muss er sich doch mal an die Hausaufgaben setzen.
Bei mir dagegen rätseln alle, warum ich für die Schule keinen Finger rühre. Die Studienberatung nervt mich ständig mit Sätzen wie »Deine Noten spiegeln deine intellektuellen Fähigkeiten überhaupt nicht wider« oder »Willst du nicht etwas aus dir machen?«. Als ob der Schulstoff im späteren Leben irgendeine Bedeutung hätte. Vielleicht würde ich ja einen Funken Interesse zeigen, wenn wir mal irgendwas Sinnvolles durchnehmen würden. Die meisten von uns lassen sich hängen, weil die Schule total langweilig ist. Aber das kapieren die Lehrer nicht. Wieso behandeln sie nichts, was mit unserem Leben zu tun hat? Es ist kein Problem
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