Falling in love
einem Song der Dave Matthews Band mit Tobey tanze. Ganz langsam. Und wie ich dabei total glücklich bin. Ich umschließe das Bild mit einer rosafarbenen Hülle und schicke es ins Universum. Kann nicht dort jemand über mein Schicksal entscheiden?
Aber eigentlich weiß ich längst, was ich will.
22. Kapitel
Dots
27. Oktober, 14.54 Uhr
Als Sara den Musiksaal betritt, bricht mir der Schweiß aus. Auf ihrem Stuhl liegt ein Fussel, den ich mit zittrigen Fingern wegschnipse.
Aus dem Augenwinkel beobachte ich Laila. Sieht so aus, als würde sie sich schon jetzt mit Robert streiten. Und die Stunde hat noch nicht mal begonnen. Robert hat den Kurs nicht gewechselt, aber Mr Hornby hatte trotzdem nichts dagegen, dass ich mit Laila den Platz tausche. Ich bin echt ein Glückspilz.
Jetzt setzt Sara sich neben mich.
»Hi«, sage ich.
»Hi«, sagt sie.
Und in diesem Moment ist meine Angst wie weggeblasen. Unglaublich. Ich habe das Gefühl, Sara schon eine Ewigkeit zu kennen.
Wir wärmen uns auf, indem wir klatschen und verschiedene Rhythmen nachsprechen. Ich spüre, dass alle Leute sich wohlfühlen. Wenn in einem Zimmer lauter Außenseiter sind, die dieselbe Leidenschaft haben, muss niemand befürchten, dass er sich zum Idioten macht.
Ich tue nur so, als würde ich Mr Hornbys Anweisungen folgen. In Wirklichkeit zieht mich Saras Blick in den Bann. Sie starrt auf meine Jeans, die am Knie zerrissen ist. Warum habe ich heute Morgen nicht etwas halbwegs Normales angezogen?
Aus ihrer Tasche holt Sara die Partitur von Vivaldis Vier Jahreszeiten . Merkwürdig. Mr Hornby hat doch gerade gesagt, dass wir Remembering the Beatles rausholen sollen.
»Sara?«
»Ja?«
»Ich dachte, wir sollen Remembering…«
»Ich weiß. Ich wollte nur was nachsehen.«
Oh Mann, ich bin ein Idiot. Sara ist doch nicht blöd. Sie weiß genau, was wir rausholen sollen. Warum habe ich nicht meine Klappe gehalten?
»Sorry«, sage ich.
»Schon okay.«
Als wir die Aufgabe bekommen, beuge ich mich zu Sara hinüber. Sie duftet nach Blumen. Aber nicht nach Blümchenparfüm. Es ist einfach ihr natürlicher Geruch.
Ich kann es nicht fassen, wie wohl ich mich in ihrer Nähe fühle. Wir gehören einfach zusammen.
Dann schaut Sara mich direkt an. Völlig unvermittelt. Augenblicklich verwandele ich mich in einen schwitzenden Psycho mit einem Puls von hundert. Mindestens. Tobey Beller scheint verschwunden zu sein. Ein Wunder, dass ich überhaupt noch irgendetwas rausbringe.
»Sag mal«, fange ich an, »spielst du irgendein Instrument?«
»Bis letztes Jahr habe ich Geige gespielt.«
»Und damit hast du aufgehört?«
»Im Prinzip schon. Dieses Schuljahr habe ich einfach keine Zeit dafür.«
Es juckt mich fast gar nicht, dass daran auch das Sackgesicht schuld ist.
»Ich habe auch viel zu tun«, sage ich. »Die Welttournee, die Aufnahmen für mein zweites Album… es ist schwer, die Fans so lange hinzuhalten.«
Sara lacht.
Yes.
Wir machen uns an die Aufgabe und Sara scheint ziemlich beeindruckt davon zu sein, wie gut ich den Rhythmus analysieren kann. Synkopierungen sind nicht jedermanns Sache. Ich erkläre ihr, dass die Noten, die sie für Sechzehntel hält, in Wirklichkeit Zweiunddreißigstel sind. Jetzt hat sie mitbekommen, dass ich mich in bestimmten Dingen gut auskenne, und das gibt mir Selbstvertrauen.
Wir sind ziemlich schnell fertig und ich spüre, wie die Panik in mir hochsteigt. Jetzt muss ich wieder etwas Witziges sagen, aber was? Diesmal kommt mir Sara jedoch zuvor. »Wo willst du dich bewerben?«
»Bewerben wofür?«
»Haha. Sehr witzig.«
»Du meinst… welches College?«
»Was denn sonst?«
»Ach so.« Jetzt kommt der Teil, in dem ich mich als Niete outen muss. Ich muss Sara erzählen, dass ich noch gar nicht weiß, ob ich überhaupt aufs College will. Dann wird sie sich höflich entschuldigen, zu Mr Hornby stürzen und ihn bitten, den Tausch rückgängig zu machen.
»Äh… ich sitze immer noch an der Liste. Und du?«
»Ich würde am liebsten auf die New York University.«
»Das weißt du schon?«
»Das weiß ich seit der achten Klasse.«
»Ich fasse es nicht.« Und ich kriege Angst.
»Na ja, ich will das eben schon ziemlich lange…«
»Und in welche Fächer schreibst du dich ein?«
»Ich möchte Stadtplanerin werden… am meisten interessieren mich Architektur und Raumgestaltung. Alles, was mit Gestaltung zu tun hat, finde ich super.«
Wieso habe ich bisher meine Zeit mit lauter hohlen Tussis verbracht?
»Und du?«, fragt
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