Falling in love
»Alter! Ich rede von Maggie und nicht von Sara! Wofür hältst du mich? Ich würde mich niemals an dein Mädchen ranmachen.«
Langsam beginnt mein Gehirn, wieder zu funktionieren.
»Ach so. Schon klar.«
»Und? Meinst du, dass sie mit mir tanzt?«
Ich bin total erleichtert, dass Josh nicht Sara meinte, deshalb sage ich: »Klar. Maggie wäre echt dumm, wenn sie nicht mit dir tanzt.«
»Du sagst es! Ich hole mir was zu trinken. Willst du auch was?«
»Nee.«
Mike kommt zurück und ich sehe zu, wie er seinen Blick über die Leute hinter der Bühne schweifen lässt. Endlich entdeckt er mich.
»Hey Alter«, sagt er. »Was machst du hier, wenn Sara da draußen ist?«
»Ich beobachte sie.«
»Manchmal bist du echt ein Freak. Wie wäre es, wenn ich sie beobachte und du nach draußen gehst und mit ihr tanzt?«
Josh taucht wieder auf.
Sofort wende ich mich zu ihm: »Kommst du?«
»Wohin?«
»Du wolltest doch mit Maggie tanzen.«
»Ja, aber das kriege ich auch ohne dich hin, Dad.«
»Ich gehe jetzt zu Sara, also komm einfach mit.«
Während wir durch die Turnhalle laufen, fragt Josh: »Sitzt meine Frisur?«
»Von deinem Anblick kriege ich bestimmt noch in zwei Wochen Albträume.«
»Ich meine das ernst.«
»Entspann dich, Alter. Du siehst gut aus.«
Sara entdeckt mich in der Menge und sagt etwas zu Maggie. Maggie sieht nicht gerade glücklich aus. Hab ich was verpasst?
»Hi«, begrüße ich die beiden.
»Hi«, antwortet Sara.
Maggie macht einen kleinen Schritt zur Seite. »Hi.«
Sara umarmt mich.
»Hi Leute. Geile Mucke, oder?« Josh schlägt mir auf den Rücken und schaut zwischen Sara und mir hin und her. »Alles klar?«
»Alles klar. Josh kennt ihr schon, oder?«
Maggie sieht so aus, als hätte sie gerade ein Glas saure Milch getrunken. »Leider.« Josh spielt ganz eindeutig nicht in ihrer Liga. Aber was soll’s. Über Sara habe ich das bis vor Kurzem auch gedacht.
Ich schaue mich um. Mittlerweile hat sich die Tanzfläche gefüllt.
»Hast du Lust zu tanzen?«, frage ich Sara.
»Ja.«
Wir schieben uns zwischen die anderen und Sara legt ihre Arme um mich. Ich lege mein Kinn auf ihren Kopf. Ihr Geruch steigt mir in die Nase, dieser Blümchenduft, den ich schon kenne.
Eine ganze Weile tanzen wir so, auch wenn die meisten Songs dafür eigentlich zu schnell sind. Dann tritt Eddie ans Mikrofon.
»Test… eins, zwei, drei… Test… Leute, es geht los! Die ersten vier Bands kommen bitte hinter die Bühne.«
Sara drückt mich an sich. »Viel Glück«, flüstert sie mir zu.
»Danke.«
»Nicht dass du das nötig hättest.«
Zuerst sind Fred und Zack dran. Nach dem dritten Takt haben sie das Publikum auf ihrer Seite. Meine Angst geht langsam in einen Lähmungszustand über. Mike steht neben mir und sieht der Menge zu.
»Keine Sorge«, sagt er. »Wir sind tausendmal besser als diese Trottel.«
Die nächsten zwei Bands haben es nicht drauf. Offenbar haben wir eine reelle Chance zu gewinnen.
Dann kündigt Eddie uns an. »Applaus für MindFlame!«, ruft er ins Mikro. Die Leute klatschen wie verrückt.
Mein Herz rast.
Mit den Sticks gibt Josh den Rhythmus vor und ich suche die Menge nach Sara ab. Als ich sie endlich entdecke, bohren sich ihre Augen in meine. Ich kann immer noch nicht glauben, dass wir zusammen sind.
Die ersten Takte klingen gut. Mike und ich treffen mit dem Gesang genau die richtigen Töne und Josh spielt Schlagzeug, als wäre er dafür geboren. Ich lasse meinen Blick über die Menge schweifen. Die meisten Leute wirken abwesend, aber nicht, weil die Musik sie mitreißt. Sie machen eher einen desinteressierten Eindruck, so als wäre das hier die Werbepause. Ich kriege es mit der Angst zu tun. Was, wenn die Leute mit unserer Musik nichts anfangen können? Aber wahrscheinlich bin ich paranoid. Was wir spielen, klingt super. Es könnte nicht besser laufen.
Wieder halte ich nach Sara Ausschau. Sie bewegt sich im Rhythmus und lässt mich dabei nicht aus den Augen. Der Song ist schon fast zu Ende, aber Saras Blick macht mir wieder Mut und ich gebe alles. Josh rastet am Schlagzeug fast aus. Ich glaube, noch nie hat er so auf die Trommeln eingeschlagen, und ich schrammle umso heftiger auf der Gitarre. Wir sind so gut, das ist beinahe besser als Sex.
Jetzt werden wir noch lauter. Josh läuft der Schweiß übers Gesicht. Mikes Bass dröhnt dermaßen, dass ich die Bühne unter mir vibrieren spüre. Den letzten Akkord haue ich förmlich in die Saiten.
Der Akkord hallt in der Turnhalle
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