Falling in love
zum Einsatz kommt, wenn eine wichtige Veranstaltung nicht in der Aula stattfinden kann. Ein paar Stuhlreihen sind aufgebaut und am Eingang stehen Tische mit Knabberzeug. Wenn das Konzert beginnt, werden die Leute zur Bühne stürzen.
Eddie rennt mit einem Flyer in der Hand auf mich zu. »Schau dir das an«, sagt er. Eddie wird heute moderieren. Er ist ein ziemlich guter Rapper.
»Den Flyer habe ich schon«, sage ich.
»Diesen nicht. Er wurde noch mal überarbeitet. Schau, wer als Letzter dran ist.«
Ich überfliege die Liste. Ganz unten steht Marco.
»Wie hat dieser Kerl die Vorrunde überstanden?«
»Das frage ich mich auch«, sagt Eddie. »Bis später.«
Marco ist so ein Möchtegern-Rapper, der Nas nachmacht und seine Texte für super-gesellschaftskritisch hält. Anscheinend hat ihm noch niemand gesagt, dass man das Fremdwörterbuch nicht überstrapazieren sollte. Die anderen Bands vertreten die üblichen Genres: Fred und Zack gehören zu Jade Elephant, die Indie House Punk spielen. Julians Band mit dem Namen Zeitgeist betet Coldplay an. Eine weitere Band spielt diesen Alternative-Kram, außerdem gehen eine Technoband, eine Band, die immer unplugged spielt, eine Heavy-Metal-Band, wir und Marco an den Start. Und Overlord, bei denen George mitspielt, der mindestens fünf Instrumente beherrscht. Normalerweise treten bei solchen Sachen zehn Bands auf, aber bei der zehnten Band ist der Leadsänger krank geworden. MindFlame ist als vierte an der Reihe.
Mike hat den Bass schon gestimmt und versucht gerade, seine neueste Eroberung davon zu überzeugen, dass sie einen Riesenfehler macht, wenn sie heute Abend nicht mit ihm tanzt. Vor dem Wettbewerb legt nämlich eine Stunde lang ein DJ auf. Das wird die Nacht der Nächte. Zuerst tanze ich mit Sara, dann bringen wir die Menge zum Kochen und schließlich gewinnen wir den Wettbewerb. Dafür muss der Applaus für uns am lautesten und am längsten sein.
Während des Soundchecks taucht Josh auf. »Was geht?«
»Dasselbe wie immer. Fred und Zack sind der Meinung, dass sie uns in Grund und Boden spielen.«
Wir mustern sie von oben bis unten. Sie sitzen auf dem Bühnenrand und sehen gelangweilt aus. Als würden sie mit ihrer Anwesenheit allen einen riesigen Gefallen tun. Bloß weil sie manchmal in diesem Under-21-Club in Stirling spielen, sind sie noch lange nicht besser als wir. Ich glaube, der Club gehört Zacks Onkel oder so.
»Egal«, sagt Josh. »Dann wird es noch lustiger, sie fertigzumachen. Mann, nach unserem Auftritt werden die total deprimiert sein.«
Wir setzen uns auf die andere Seite der Bühne. Aus den Lautsprechern schallt Musik und ein paar Leute tanzen. Die meisten sitzen noch in kleinen Gruppen zusammen. Nach und nach kommen immer mehr Leute. In der Luft liegen Anspannung und Angst. Und ich spüre auch ein kleines bisschen Hoffnung, so wie immer, wenn bei einem Konzert ein Mädchen zuhört, das in mich verliebt ist. Und heute ist es noch besser, denn diesmal bin auch ich verliebt.
»Hey Alter!«
Ich erwache aus meinem Tagtraum und schaue in Marcos Gesicht.
»Alles klar?«, sage ich.
»Was soll nicht klar sein, Alter?«, murmelt Marco. Ich kann es nicht verhindern, dass er mit mir und Josh abklatscht. Marco macht immer auf schwarzes Ghettokid und das ist echt albern.
»Habt ihr schon gehört, wie Eddie mich runtermacht?« Vor Marcos Brust baumelt eine dicke Kette und seine Jeans hängen so tief, dass es mich nicht wundern würde, wenn sie mitten im Song runterrutschen.
»Was meinst du?«
»Er erzählt rum, dass ich ein total mieser Rapper bin. Hat der sie noch alle?« Marco schaut wild drein, als wolle er Eddie noch vor dem Konzert verprügeln.
»Mach dich mal locker«, sagt Josh.
»Der geht mir vielleicht auf den Sack.«
»Alter«, sage ich. »Der ist doch nur neidisch, weil du der bessere Rapper bist.«
Marco denkt einen Augenblick nach. »Meinst du?«
»Auf jeden Fall.«
Marco muss grinsen. »Alles easy, Jungs.« Er zieht ab.
Als Sara die Turnhalle betritt, verwandele ich mich in ein sabberndes Etwas.
Josh folgt meinem Blick. »Oh Mann, sie ist echt heiß.«
»Wem sagst du das?«
»Vielleicht tanzt sie mit mir«, sagt er.
Nicht dass ich über sie bestimmen könnte, aber was soll das? »Das halte ich für keine gute Idee.«
»Meinst du nicht, dass sie mit mir tanzt?«
»Sie ist vergeben, hast du das vergessen?«
»Seit wann?« Josh ist irritiert.
»Äh… seitdem sie mit mir zusammen ist?«
Josh schaut wieder zu den Mädels.
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