Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 1 - Der unsterbliche Prinz
Eurem Mädel eine einmalige Chance. Eines Tages wird Eure Nichte über Glaeba herrschen.«
Das war so unfair, dass Stellan die Luft wegblieb. »Auch wenn wir einmal annehmen, dass ich mir das für sie wünsche – was nicht der Fall ist –, schickt Ihr mich trotzdem ins Exil, nur um einen Mann zufriedenzustellen, den Ihr nicht ausstehen könnt!«
Der König schüttelte den Kopf. »Ich schicke Euch nach Torlenien, weil ich Euch dort brauche, Cousin. Die Inseln von Chelae sind strategisch zu wichtig, um sie in der Hand eines Feindes zu lassen, und strategisch zu unwichtig, um deshalb einen Krieg zu beginnen. Es gibt niemandem, dem ich es eher zutraue, den Torlenern diesen Sachverhalt zu vermitteln, als Euch. Kopf hoch! Lasst Reon ruhig denken, dass ich Euch ins Exil geschickt habe. Sein Triumph wird nicht lange dauern, wenn ich erst die Verlobung von Mathu und Kylia bekannt gebe.«
Stellan seufzte niedergeschlagen. Er hatte schon vor langer Zeit gelernt, dass es sinnlos war, mit dem König zu diskutieren, wenn dessen Entscheidung feststand. Aus dem Augenwinkel bemerkte er, dass sich der Nebel über dem See langsam verzog und die Sonnenstrahlen wie Lichtspeere durch die Wolken brachen. Wenn der Regen nachgelassen und der König nicht gerade mit ein paar einfachen Worten seine ganze Welt zerstört hätte, wäre es heute fast ein schöner Tag geworden. »Kann ich Euch um eine Gunst bitten, Euer Majestät?«
»Wenn sie angemessen ist.«
»Bitte wartet noch etwas mit der Ankündigung. Lasst mich zuerst mit Arkady reden, und mit meiner Nichte. Ich will sichergehen, dass Kylia sich darüber im Klaren ist, was das alles für sie bedeutet, und sich nicht einfach nur im Höhenflug einer vorübergehenden Verliebtheit befindet, die vielleicht verschwindet, sobald sie mit dem Alltag ihrer Situation konfrontiert wird.«
»Ihr könnt beim Frühstück mit ihnen reden.«
»Arkady ist vielleicht schon fort, dann kommt sie erst am Abend wieder.«
Einen Augenblick lang dachte der König nach, dann nickte er. »Ich gebe Euch Zeit bis zum Ende der Woche. Die offizielle Ankündigung werde ich an unserem letzten Abend in Lebec beim Abendessen machen.«
»Ich hatte auf etwas mehr Zeit gehofft.«
»Ihr habt Glück, dass ich Euch so viel gebe. Schließlich bin ich immer noch verärgert über Euch, Cousin, weil Ihr mir all diese Schwierigkeiten verursacht habt.«
»Wie Ihr wünscht, Eure Majestät«, sagte Stellan mutlos.
Bei den Gezeiten, wie konnte das nur geschehen?› fragte er sich, als sie über den Rasen zurück zum Palast gingen. Vor einer Stunde hatte er sein Leben und das der Menschen, für die er verantwortlich war, im Griff zu haben geglaubt. Und mit einem Mal war ihm alles entglitten. Kylia wird Mathu Debree heiraten, während der Rest meines Haushalts in die sengend heißen Wüsten von Torlenien verbannt wird, nur weil ich das Verbrechen begangen habe, den König und die Königin vor einem Skandal zu bewahren.
Stellan fragte sich, wer die Neuigkeiten am schwersten aufnehmen würde.
Seine Gemahlin Arkady, die alles aufgeben sollte, für das sie so hart gearbeitet hatte, oder Jaxyn Aranville, sein Geliebter. Denn den würde er zurücklassen müssen.
30
»Ihr erweist mir allzu große Ehre, Euer Gnaden«, verkündete Cayal mit einer spöttischen Verbeugung, als Arkady zum nächsten Gespräch in den Kerker kam.
»Welche Ehre meint Ihr?«, fragte sie, während Timms ihren Stuhl brachte und zwischen den beiden Zellen in den Korridor stellte. Nach dem Ball der letzten Nacht war sie müde. Außerdem wusste sie, dass ihre Abwesenheit beim Frühstück nicht ohne Folgen bleiben würde, aber aus irgendeinem Grund hatte sie einfach kommen müssen. Obwohl sie sich sagte, dass die Dringlichkeit ihrer Mission durch den Besuch des Königs und angesichts der Neuigkeiten, dass die Caelaner Cayal verleugneten, zehnfach gestiegen war, lag die Wahrheit noch woanders. Ganz gleich, wie oft sie sich sagte, dass sie ihm kein Wort glaubte – Arkady wollte den Rest von Cayals Geschichte hören.
Sie wollte wissen, wie er unsterblich geworden war.
»Der König ist hier in Lebec«, merkte Cayal an. »Und trotzdem habt Ihr seine königliche Gesellschaft verschmäht und seid zu mir gekommen. Ich fühle mich sehr geschmeichelt.«
»Das braucht Ihr nicht.«
»Fand nicht gestern Abend der berühmte königliche Ball statt?«
»Wie habt Ihr denn davon gehört?«
»Wir sind hier nicht ganz von der Außenwelt abgeschnitten«, meinte er und
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