Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 1 - Der unsterbliche Prinz
Männern und einem rot glühenden Eisen sollte die Sache schnell bereinigen.«
»Eure Majestät, wir können den Gefangenen nicht foltern. Wenn die Caelaner davon erfahren, werden sie mit unseren Leuten in den caelischen Kerkern dasselbe tun.«
»Aber sie bestreiten doch, dass er ihnen gehört. Da können sie doch kaum Einwände dagegen erheben, wie wir ihn behandeln.« Der König winkte ab. »Nein. Lasst uns diesen Unsinn beenden. Das ist für mich nur ein weiterer Beweis dafür, was ich vorhin über Eure Gemahlin sagte, Stellan. Sie sollte sich mit solchen Dingen überhaupt nicht befassen. Sie sollte wie eine anständige Ehefrau zu Hause sein und Kinder bekommen.«
Stellan seufzte und fragte sich, wie er Arkady diese Neuigkeiten beibringen sollte. Selbst wenn sie es gut aufnahm – was reichlich unwahrscheinlich war –, wusste er, das Ganze war eine schreckliche Aussicht.
»Enteny …«, setzte Stellan an.
»Ich werde Euch diesen Handel versüßen«, bot der König an, bevor Stellan weiter Einspruch erheben konnte.
»Wie denn?« Stellan konnte sich keinen Umstand vorstellen, der diese unhaltbare Situation leichter erträglich machen könnte.
Seltsam, dachte er. Da verbringt man seine ganze Zeit damit, sich Sorgen zu machen, und wenn schließlich die Axt fallt, geschieht es von völlig unerwarteter Seite.
»Ich werde einer Verlobung zwischen Mathu und Kylia zustimmen.«
Stellan war sprachlos.
Der König lächelte. »So! Davon habt Ihr also nichts gewusst.«
»Wovon? Ich habe Euch nie …«
»Ihr nicht, aber Mathu.«
»Mathu?«
Enteny nickte. »Vom ersten Moment meiner Ankunft in Lebec an lag er mir damit in den Ohren. Und auch seiner Mutter, und Ihr wisst ja, dass sie ihm nichts abschlagen kann. Er will Eure Nichte heiraten, und ich bin geneigt, es ihm zu erlauben. Denn obwohl Reon nun ein Recht darauf hat, wütend zu sein, erscheint mit der Gedanke, die Familienbande zwischen Venetia und Herino zu festigen, nicht mehr allzu attraktiv.« Der König stieß ein kurzes, skeptisches Lachen aus. »Wenn diese ganze Misere uns etwas gebracht hat, dann dass ich wieder einmal daran erinnert wurde, wie grauenhaft es wäre, die Debalkors als Schwäger zu haben. Reon ist wirklich schon schlimm genug, wenn ich ihn nur ein paarmal im Jahr bei Hof ertragen muss. Stellt Euch die Zumutung vor, wenn er als enges Familienmitglied ständig mit am Tisch säße.«
»Ich dachte, Ihr hättet entschieden, dass Mathu noch einige Zeit unvermählt bleiben soll? Zumindest bis die Caelaner sich an den Gedanken gewöhnt haben, dass Prinzessin Nyah nicht für ihn infrage kommt?«
»Um die Caelaner habt Ihr Euch doch gekümmert, oder? Ihr habt mir gesagt, dass sie unsere Gründe akzeptiert haben, warum wir Nyah nicht für eine angemessene Gemahlin für unseren Kronprinzen halten.«
»Ich sagte, sie schienen unsere Gründe zu akzeptieren. Bis wir den Beweis dafür haben, dass dieser Lakesh keiner ihrer Agenten ist …«
»Ach, um der Gezeiten willen, hört doch endlich mit diesem Spionageunsinn auf, Cousin!«, befahl der König. »Dafür, dass er ein caelischer Spion ist, habt Ihr nicht mehr Beweise als dafür, dass ich keiner bin. Declan wird diese Angelegenheit ein für alle Mal regeln, und dann will ich nichts mehr davon hören.«
Aber so leicht gab Stellan sich nicht geschlagen. »Kylia ist doch erst siebzehn.«
»Alt genug, um zu heiraten. Und sie scheint von der Idee auch sehr angetan zu sein.«
»Sie ist zu jung, um die Konsequenzen zu verstehen.«
Der König runzelte die Stirn. »Ihr weist mein Angebot zurück?«
Stellan schüttelte den Kopf. »Ich weise Euch nur darauf hin, dass Kylia vielleicht nicht versteht, was es bedeutet, den Kronprinzen zu ehelichen.«
»Ihr unterschätzt Eure Nichte, Stellan. Haltet Euch doch einmal zugute, wie gut Ihr sie erzogen habt. Sie ist von einwandfreier Abstammung, ihre Bildung ist ideal, ihre Familie über jeden Tadel erhaben, und sie ist jung genug, um garantiert noch Jungfrau zu sein – wovon ich übrigens im Fall von Sarina Debalkor nicht restlos überzeugt bin. Kurz: Besser könnte es gar nicht sein. Ihr kümmert Euch für mich um die Torlener, ich kümmere mich um Eure Nichte, und damit haben wir uns beide effektiv um Reon Debalkor gekümmert und Caelum eine lange Nase gedreht. Ein großartiger Plan, denkt Ihr nicht auch?«
»Zählt denn überhaupt, was ich denke?«
Enteny packte Stellan an der Schulter und lächelte ermutigend. »Seid doch nicht so, Stellan. Ich biete
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