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Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 1 - Der unsterbliche Prinz

Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 1 - Der unsterbliche Prinz

Titel: Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 1 - Der unsterbliche Prinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Fallon
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erinnerte sie ihn und zückte den Bleistift, um sich Notizen zu machen. »Bitte, fahrt fort.«
    Cayal kehrte ihr den Rücken zu und lehnte sich gegen die Gitterstangen. »Ich habe Euch schon einmal gesagt, dass Arryl keine Zauberin ist. Sie kann die Gezeiten kaum spüren, geschweige denn lenken.«
    Arkady seufzte und fragte sich, ob er sich in seiner abenteuerlichen Geschichte denn niemals eine Blöße geben würde, wenigstens eine klitzekleine. Sie hatte gehofft, ihn in eine Lüge zu verstricken, aus der er nicht mehr herausfand. Aber ihm schien niemals auch nur eine Einzelheit zu entgehen. »Verfugen nicht alle Gezeitenfürsten über magische Kräfte?«
    »Arryl ist nur unsterblich. Das macht sie noch nicht zu einer Gezeitenfürstin.«
    »Das Tarot behauptet da etwas anderes.«
    »Habe ich nicht schon Stunden damit verbracht, Euch zu erklären, dass Euer kostbares Tarot in etwa so nützlich ist wie Titten auf einer Melone, Arkady? Das hatten wir doch schon lange geklärt. Ihr seid wohl keine besonders aufmerksame Zuhörerin, wie?«
    Sie überging seinen Ausfall und hoffte immer noch, endlich einen Riss in seiner Geschichte aufzuspüren. »Also sind nicht alle Gezeitenfürsten unsterblich?«
    »Nicht alle Unsterblichen sind Gezeitenfürsten«, gab er zurück.
    »Was sind sie dann?«
    Er zuckte die Achseln. »Einfach nur unsterblich.«
    Arkady hob neugierig eine Augenbraue. »Nur unsterblich.«
    Cayal warf ihr über die Schulter einen Blick zu. »Wir sind nicht alle gleich, es gibt da alle möglichen Spielarten, Arkady, und sogar Unsterbliche brauchen Freunde. Das war es, was Diala immer wollte, obwohl sie es natürlich leugnen würde – neue Freunde gewinnen.«
    »Ihr habt sie die Lakaienmacherin genannt.«
    »Lakai … Freund … in Dialas Welt besteht da kein großer Unterschied.«
    »Seid Ihr auf diese Weise unsterblich geworden? Seid Ihr einer von Dialas Lakaien?«
    Cayal grunzte verächtlich. »Das hätte sie wohl gern …«
    »Wie habt Ihr es dann geschafft, die Unsterblichkeit zu erlangen?«
    Er stieß sich von den Gitterstangen ab und drehte sich um, um sie anzusehen. »Ihr meint, abgesehen davon, dass mein Name in die Annalen des ewigen Aberglaubens und der grenzenlosen Dummheit eingegangen ist als die erste Karte in Eurem jämmerlichen Tarot?«
    »Genau«, stimmte sie mit schwachem Lächeln zu. »Davon mal abgesehen.«
    »Ich habe darum gebeten.«
    »Wieso?«
    »Mit der Unsterblichkeit ist es wie mit einem ganz heißen Tipp beim Pferderennen, Mylady. Zum gegebenen Zeitpunkt erscheint sie einem wie ein wirklich guter Plan. Erst wenn man alles verloren hat, beginnt man sich zu fragen, ob es wirklich so schlau war, sich aufs Glücksspiel zu verlegen.«
    »Also habt Ihr Euren Standpunkt inzwischen überdacht?«
    »Ich hatte achttausend Jahre Zeit, meinen Standpunkt zu überdenken.«
    »Es kann gefährlich sein, zu viel zu grübeln«, warnte sie.
    Cayal nickte düstere Zustimmung. »Viel gefährlicher, als Ihr denkt, Mylady.«
    »Wie wäre es dann mit etwas weniger Grübelei und etwas mehr von Eurer Geschichte?«, schlug Arkady vor. »Ihr wart doch dabei, mir zu erzählen, wie Ihr durch die Welt gereist seid, um Vergebung zu finden.«
    »Habe ich das so gesagt?«
    »Zumindest sinngemäß.«
    »Ich schätze, dann wollt Ihr wohl den Rest der Geschichte hören …«
     

31
     
     
    Zwar dauerte es seine Zeit, aber ich erholte mich von diesem Überfall. Selbst meine Zähne wurden wieder ganz. Die Priesterinnen mussten irgendetwas mit mir angestellt haben. Ich hatte gespürt, wie sie ihre Magic ausübten, hatte es selbst in den bewusstlosen Tiefen meiner Schmerzen deutlich fühlen können. Doch wenn ich Arryl danach fragte, lächelte sie nur und riet mir, den Gezeiten für diese glückliche Fügung zu danken.
    Ist es nicht seltsam, dass mir nie auffiel – und auch Arryl entging es –, dass es doch recht ungewöhnlich war, dass ich ihre Magie spüren konnte? Im Nachhinein glaube ich nicht, dass sie Diala davon erzählte. Ihre Schwester hätte mir nie und nimmer die Unsterblichkeit angeboten, wenn sie auch nur einen Augenblick lang angenommen hätte, dass ich eines Tages eine Bedrohung für sie darstellen könnte.
    Schließlich wollte Diala Lakaien und keine Herrscher.
    Arryl dagegen – die Ihr so hartnäckig als Zauberin bezeichnet – war der Inbegriff von Güte und Freundlichkeit. Sie und ihre Schwester Diala wachten zusammen über den Tempel der Gezeiten, einen beeindruckenden Bau aus weißem Marmor auf der

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