Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 1 - Der unsterbliche Prinz
Schicksalsschlag hält. Sag mir lieber, wie Cayal in diese Intrige hineingezogen wurde.«
Er zuckte die Schultern. »Declan Hawkes ist nicht der Typ, der hinter dem Rücken des Königs agiert, Arkady. Das weißt du. Sobald er involviert war, war abzusehen, dass der König über kurz oder lang erfahren würde von unserem verurteilten Gefangenen, der nicht sterben will.«
»Du kannst nicht zulassen, dass er gefoltert wird, Stellan.«
»Ich kann sie nicht davon abhalten, Arkady, und das kannst auch du nicht.«
»Du könntest ihn begnadigen«, schlug sie vor, nicht sicher aus welchem Impuls.
Er sah sie überrascht an. »Mit welcher Begründung? Du bist diejenige, die mir ständig sagt, wie gefährlich er ist.«
»Ich weiß, aber …«
Er seufzte und kam zu ihr hinüber, stellte sich ihr in den Weg, damit sie stehen blieb. Er nahm ihre Hände in seine und betrachtete sie einen Augenblick lang genau. »Arkady, es gibt nichts, was wir für deinen Caelaner tun können. Lass Declan diesen Kriminellen haben. Die Caelaner bestreiten, dass er zu ihnen gehört, also haben unsere Leute in Caelum keine Folter zu befürchten.«
»Folter ist barbarisch.«
»Vor nicht allzu langer Zeit wolltest du ihm noch persönlich einen Finger abhacken.«
Ungehalten versteifte sie sich. »Das war etwas anderes.«
»Inwiefern?«
»Ich hatte nicht vor, ihn zu foltern.«
»Vielleicht solltest du bei deinem Freund, dem Ersten Spion des Königs, ein Wort für ihn einlegen.« Stellan lächelte begütigend. »Kyle Lakesh ist jetzt nicht mehr unser Problem, Arkady. Vergiss deinen unsterblichen Prinzen. Unser Problem heißt jetzt Torlenien. Und Kylia.«
»Darf ich ihn noch mal sehen?«
Ihr Gemahl runzelte die Stirn. »Warum solltest du das wollen?«
»Ich ertrage es einfach nicht, diese Arbeit ergebnislos abzubrechen. Bitte. Darf ich ihn noch einmal befragen? Ich weiß, dass du meinem Urteil vertraust. Dieser Mann ist wichtig. Ich kann viel mehr aus ihm herausbekommen als Declan.«
»Der König will, dass du das sein lässt, Arkady.«
»Dann sag es ihm eben nicht.«
Er zögerte, sichtlich hin und her gerissen, aber schließlich nickte er. »In Ordnung. Aber nur noch dieses eine Mal. Und am besten gleich morgen Vormittag, bevor Hawkes seine offiziellen Anweisungen bekommt.«
Arkady küsste ihn auf die Wange. »Ich danke dir.«
»Danke mir nicht, Arkady«, warnte er und ließ ihre Hände sinken. »Wenn der König dich beim Besuch des Gefängnisses erwischt, werde ich erklären, nichts davon gewusst zu haben.«
»Er wird mich schon nicht erwischen«, versprach sie. »Und wenn doch, werde ich wie ein Unschuldslämmchen dreinschauen, während du mich öffentlich ausschimpfst, weil ich mich deinen Anordnungen widersetzt habe. Ich werde sogar versuchen zu weinen, wenn du denkst, dass das etwas nützt.«
»Lass dich einfach nicht erwischen«, bat er. »Das wäre im Sinne aller Beteiligten.«
»Und was ist mit Kylia?«
Stellan seufzte hilflos. »Ich werde mit ihr reden. Nicht dass ich glaube, dass es viel nützt.«
Arkady lächelte wehmütig. »Und ich dachte, das Schlimmste, was deiner Nichte zustoßen könnte, wäre eine Verführung von Seiten Jaxyn Aranvilles.«
Ihr Gemahl sah sie mit einem Stirnrunzeln an. »Deine allseits bekannte Abneigung gegenüber Jaxyn mal beiseite, Arkady – es ist nicht das Ende der Welt, mit dem Kronprinzen von Glaeba verlobt zu werden. Er ist ein guter Junge.«
»Er hat mehr von seinem Vater, als du ahnst«, warnte sie ihn. »Und in den meisten Fragen ist er mit seinem Vater einer Meinung. Deine Position wird sich nicht verbessern, wenn Mathu einmal König wird, Stellan. Auch dann nicht, wenn er jetzt deine Nichte heiratet.«
»Denkst du, sie wird damit umgehen können, einmal Königin zu werden?«
Arkady hatte ihre Zweifel. »Kylia kann sich ein wenig … verwöhnt auffuhren, Stellan.«
»Sie ist doch noch ein Kind«, meinte er achselzuckend. »Wir können nicht wissen, zu was sie einmal fähig ist, wenn sie erst erwachsen ist.«
»Also sollten wir vielleicht warten, bis sie erwachsen ist, bevor wir sie ins Bett eines jungen Mannes stoßen, der seine Erfahrungen mit dem anderen Geschlecht offenbar fast ausschließlich in den Bordellen von Herino gesammelt hat.«
Offenkundig war Stellan von ihrer Einschätzung der Situation nicht amüsiert. »Verabschiede dich von deinem Unsterblichen, Arkady, ich kümmere mich schon um meine Nichte.«
Sie trat zurück, ein wenig verletzt von seinem Tonfall.
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