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Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 1 - Der unsterbliche Prinz

Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 1 - Der unsterbliche Prinz

Titel: Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 1 - Der unsterbliche Prinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Fallon
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überrascht, dass du das überhaupt versuchst.«
    Sie starrte ihn an und hoffte, in seinem Gesicht eine Spur von Mitleid zu entdecken, aber es war reine Zeitverschwendung. Declan hatte vor langer Zeit seine Prioritäten gesetzt, und sein Weg war nicht mehr der ihre.
    »Es tut mir leid. Du hast recht. Ich hätte dich nicht damit behelligen sollen.«
    Arkady drehte sich auf dem Absatz um und ging in den Regen hinaus. Als sie ihre Kapuze überzog, glaubte sie zu hören, wie Declan sie zurückrief, aber sie beschloss, es zu überhören.
    Es gab nichts, was ihr alter Freund noch für sie tun konnte oder wollte.
    Als Arkady in den Palast zurückkehrte, war Stellan nicht in seinem Studierzimmer. Da sie nun alle anderen Möglichkeiten ausgeschöpft hatte, dachte sie, ein letzter Appell an ihren Gemahl könne nicht schaden. Sie hatte allerdings keine Ahnung, was genau sie zu ihm sagen wollte, schließlich hatte sie schon jedes Argument versucht, das ihr einfiel, und es hatte nichts genützt.
    Aber sie musste einfach etwas tun. Morgen würden die Männer von Declan Hawkes Cayal aus dem Gefängnis von Lebec holen und ihn nach Herino überführen, wo ihm Tage oder gar Wochen qualvoller Folter bevorstanden, so lange, bis er entweder starb oder bereit war, seine Geschichte von der Unsterblichkeit zu ändern und zu gestehen, aus welchem Grund er sich wirklich in Glaeba aufhielt. Und Arkady wusste, das würde er niemals tun. Cayal würde bei seiner Geschichte bleiben, entweder aus Wahnsinn oder schlicht aus Sturheit, und genauso würde auch Declan nicht aufhören, bis er ihn gebrochen hatte. Es war ein Spiel, bei dem es keinen Gewinner geben konnte.
    Seufzend lehnte sie sich an Stellans Schreibtisch und sah auf seine unerledigte Korrespondenz hinunter, offenbar hatte er dem Bergwerksverwalter von Lutalo geschrieben. Aus ihrer Perspektive sah sie die Buchstaben verkehrt herum, in dem Briefstand etwas darüber, dass er die Wachen mit mehr Feliden aufstocken wollte, um die Erzwaggons auf dem Weg zum Hüttenwerk besser zu bewachen. Neben dem Brief lag eine Stange Siegellack, daneben Stellans fürstliches Signum: ein Siegelring, so schwer und unhandlich, dass er ihn selten trug, eigentlich nur zu offiziellen Anlässen.
    Arkady starrte den Ring an. Er war das Symbol der geballten Macht des Fürstentums, der Befehlsgewalt des Fürsten in der Provinz.
    Es steht nicht in meiner Macht, Cayal zu retten, erkannte sie, aber Stellan, der Fürst von Lebec, könnte das durchaus – wenn er nur bereit wäre, sich dem König zu widersetzen.
    Und das Instrument der fürstlichen Macht lag hier vor ihrer Nase auf dem Schreibtisch.
    Arkady verschwendete keinen Gedanken daran, was es für sie hieß, wenn man sie dabei ertappte, dass sie die Signatur ihres Gemahls fälschte. Sie eilte um den Schreibtisch herum und schob Stellans Brief an den Bergwerksverwalter von Lutalo zur Seite. Mit einem tiefen Atemzug nahm sie sich ein leeres Blatt Papier und begann, auf eigene Faust ein wenig fürstliche Befehlsgewalt auszuüben.

34
     
     
    Sonnenlicht riecht anders, entschied Warlock und nahm noch einen tiefen Atemzug, als könnte die frische Luft in seinen Lungen die kurze Stunde überdauern, die man ihnen im Gefängnishof zugestand.
    Wie sie es versprochen hatte, hatte die Fürstin von Lebec dafür gesorgt, dass die Insassen des Rückfälligentrakts einmal am Tag zur körperlichen Ertüchtigung aus ihren Zellen gelassen wurden. Da sie offenbar nicht den Anschein erwecken wollte, Cayal oder Warlock besonders zu bevorzugen, hatte die Fürstin darauf bestanden, den Hofgang auf alle Insassen des Rückfälligentrakts auszudehnen. Aus Gründen, die nur dem Kerkermeister selbst bekannt waren, hatte er ihrer Bitte zugestimmt, und somit kamen alle Insassen des Rückfälligentrakts nun eine Stunde pro Tag an die frische Luft. Es war ein Geschenk, das ihnen wertvoller erschien als Gold.
    Ausnahmsweise war der Himmel an diesem Morgen klar, die Sonne schien hell, selbst hier unten zwischen den schattigen Mauern des Gefängnishofes. Erst als Warlock den ersten Atemzug der unverbrauchten Luft nahm, erkannte er, wie sehr seine Haft ihn mitnahm. Zwar war der Hof nicht groß, und oben auf den Mauern patrouillierten ständig Wachen mit Armbrüsten und angeleinten Feliden, die nur zu begierig schienen, ihre Klauen an jedem Gefangenen auszuprobieren, der dumm genug war, sich abrupt zu bewegen. Trotzdem fühlte sich die Möglichkeit, mehr als vier Schritte gehen zu können, bevor man

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