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Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 1 - Der unsterbliche Prinz

Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 1 - Der unsterbliche Prinz

Titel: Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 1 - Der unsterbliche Prinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Fallon
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Freundschaft festhielt. Es war auch kein Schaden, dass Stellan gelegentlich einen Umweg über den Gasthof machte, um sich ein Ale zu genehmigen, das er eigentlich gar nicht trinken wollte, einfach um das Geschäft eines alten Freundes seiner Frau durch ein wenig fürstliche Unterstützung aufzubessern. »Welchem Umstand verdanke ich die Ehre dieses unerwarteten Besuchs?«
    »Wir sind gerade auf dem Weg zurück zum Palast, Clyden. Ich dachte, meine Eskorte könnte eine kleine Erfrischung vertragen.«
    Er nickte und öffnete den Mund, um sie hereinzubitten, schwieg aber beim Anblick des angeketteten Gefangenen, dem aus der Kutsche geholfen wurde. Arkady drehte sich um und beobachtete Cayal gespannt. Würde er jetzt den Crasii befehlen, ihn zu befreien?
    Und was tat er, wenn sie sich weigerten?
    Wenn er wirklich verrückt war, würde er vermutlich ihren Ungehorsam mit Geschwafel über den Tiefstand der Gezeiten oder ähnlichem Unsinn rechtfertigen.
    Egal, wie es ausging, es würde allemal spannend werden.
    Cayal zerrte an den Ketten, als er auf den Boden sprang, richtete sich auf und blickte Arkadys Eskorte ringsherum an. Die Feliden saßen bewegungslos in ihren Sätteln, einige der Ponys scharrten nervös mit den Hufen.
    Er zögerte und richtete seinen Blick schließlich auf Arkady.
    »Seid Ihr Euch hierbei sicher?«, fragte er, als wäre es Arkady, die ihr Abkommen zu überdenken wünschte.
    Sie lächelte über seine Unverfrorenheit und deutete auf ihre Eskorte. »Bedient Euch nur, Master Lakesh.«
    »Sagt nicht, ich hätte Euch nicht gewarnt«, entgegnete er. Aber trotz ihrer Aufforderung und seiner mutigen Worte zögerte er.
    Das bestätigte ihre Vermutung. Cayals Behauptung, ein Unsterblicher zu sein, entsprang keinem Wahnsinn, sondern üblen Absichten. Irgendetwas in ihr war tatsächlich ein wenig enttäuscht. Obwohl sie keine Sekunde geglaubt hatte, er könnte wahrhaftig ein Gezeitenfürst sein, hatte ein Teil von ihr gehofft, dass seine Einbildungen echt waren – zumindest für ihn – und kein fingiertes, löchriges Gespinst aus Lügen.
    Sie wartete noch einen Moment, schüttelte dann seufzend den Kopf und fragte sich, ob sie wirklich ein anderes Resultat erwartet hatte. »Bring ihn zurück in die Kutsche, Chikita.«
    »Eigentlich würde ich es vorziehen, dass du mich von diesen Ketten befreist, Getnang«, sagte Cayal ruhig, ohne den Blick von Arkady zu wenden.
    Sie lächelte. Wenigstens machte er einen Versuch, dachte sie erleichtert, und sei es bloß der Form halber.
    »Ich atme nur, um Euch zu dienen, Herr.«
    Arkady starrte schockiert auf die Crasii, als diese genau das tat, was Cayal ihr befohlen hatte. Cayal schüttelte die Ketten ab, während die Crasii vor ihm auf die Knie fiel und ihren Kopf senkte. Schweigend und ohne auch nur das geringste Anzeichen von Widerwillen stieg der Rest der Crasii-Abteilung von den Ponys und folgte Chikitas Beispiel.
    Cayal rieb seine Handgelenke und blickte sich um. Dann richtete er seine Aufmerksamkeit auf Arkady, die im Hof von Clyden Beils Gasthof stand, gelähmt vor Verblüffung und umgeben von einem Dutzend Crasii auf den Knien im Schmutz, die einem Gezeitenfürsten huldigten.

38
     
     
    Schon im selben Augenblick, als Cayal der Crasii befahl, ihn loszuketten, wusste er, dass das ein Fehler war. Er wusste aus leidvoller Erfahrung, welche Gefahren es mit sich brachte, unsterblich zu sein in einer Welt voller Menschen, die sich vor dem Tod fürchten. Es war etwas ganz anderes, wenn die Gezeiten hoch standen und er unbegrenzt Macht ausüben konnte wie ein Gott. Sich jetzt zu erkennen zu geben, wo er über diese Kräfte nicht verfügte, bedeutete schlicht, Ärger heraufzubeschwören.
    Arroganz verursachte unweigerlich den Niedergang der Gezeitenfürsten. Lukys hatte Cayal schon in den ersten Tagen ihrer Bekanntschaft eindringlich davor gewarnt. Mit der Unsterblichkeit ging auch der Irrglaube der eigenen Unfehlbarkeit einher, mahnte Lukys. Natürlich waren sie nicht unfehlbar, aber das war eine Lektion, die selbst von den Zurückhaltendsten ihrer Art schnell vergessen wurde.
    Er mochte gar nicht darüber nachdenken, welche Folgen es haben würde, wenn sich in Glaeba herumsprach, dass der unsterbliche Prinz umging. Davor fürchtete er sich insgeheim schon, seit ihm unter dem Galgen herausgerutscht war, dass er ein Gezeitenfürst war. Es würde ganz bestimmt einem der anderen zu Ohren kommen. Womöglich waren ohnehin bereits andere seiner Art in Glaeba untergetaucht. Er

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