Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 1 - Der unsterbliche Prinz
Achseln. Bei dem ganzen schlecht durchdachten Plan war dies das Einzige, dessen sie sich sicher war. »Ich gehe zurück zum König und meinem Gemahl und erzähle ihnen die Wahrheit. Ich sage ihnen, dass ich voll und ganz mit der Notwendigkeit einverstanden war, ein Geständnis von Euch zu erzwingen, und dass ich persönlich die Verlegung vom Gefängnis übernahm. Sie werden mir glauben. Schließlich war ich es, die Euch einen Finger abschneiden wollte. Ich erzähle ihnen, dass wir auf dem Rückweg vom Kerker am Gasthof Rast gemacht haben, um die Pferde zu tränken, worauf Ihr meinen Crasii befohlen habt, Euch freizulassen. Unerklärlicherweise befolgten sie Eure Befehle. Stellan wird etwas ahnen, ebenso wie der Erste Spion des Königs, aber mein Gemahl kann mich nicht bloßstellen, ohne sich selbst zu kompromittieren, und Declan Hawkes ist ein sehr alter Freund von mir. Der König wird lediglich denken, dass ich eine Närrin bin, Euch die Oberhand über mich gewinnen zu lassen, aber was kann man von einer Frau schon anderes erwarten?« »Warum?«
»Weil Frauenfeindlichkeit ein Nationalsport in Glaeba ist.« »Nein … ich meine, warum seid Ihr bereit, mich gehen zu lassen?« »Ich dulde keine Folter.«
»Ach, aber mit Hochverrat habt Ihr kein Problem.« Sie antwortete nicht auf seine Bezichtigung, vielleicht weil sie einfach keine Antwort darauf hatte. Es gab Tausende von Gründen, warum sie nicht hier sein und Cayal zur Flucht verhelfen sollte, und nur sehr wenige gute Gründe dafür.
Cayal musterte sie eingehend und lächelte dann, als ob er ihr Dilemma sehen könnte und es ihn amüsierte. »Ich bin neugierig, Mylady. Wenn Ihr recht habt und ich kein Gezeitenfürst bin, ignorieren mich die Crasii, und wir setzen unsere Reise fort. Ich ende in den Händen Eures Folterers, und Ihr habt nichts gewonnen.«
»Aber ich hätte bewiesen, dass Ihr kein Gezeitenfürst seid«, betonte sie. »In dem Fall kann Declan Hawkes meinetwegen bis zum Äußersten gehen, da ich glaube, dass Ihr hier in Glaeba seid, um Unheil zu stiften. Ich vermute, Euer Ziel sind die Crasii. Sofern es in meiner Macht steht, werde ich nicht zulassen, dass Ihr den Crasii in ruchloser Absicht Schaden zufügt.«
Er schmunzelte. »Ich wünschte, ich wäre auch nur halb so kompliziert, wie ihr glaubt, Arkady.«
»Beweist, dass Ihr es nicht seid«, forderte sie ihn heraus. »Öffnet die Tür. Tretet hinaus und befehlt Euren Dienern, Euch zu befreien.«
»Ihr glaubt, ich tue es nicht?«
Arkady lächelte. »Ich glaube, Ihr tut es, sofern Ihr mich glauben machen wollt, dass Ihr verrückt seid, Cayal. Um Eure Geschichte zu untermauern habt Ihr gar keine andere Wahl als zu versuchen, Euch an meinen Crasii vorbeizutäuschen. Wenn Ihr aber der Agitator seid, für den ich Euch halte, werdet Ihr hier sitzen bleiben, herablassend lächeln und so tun, als wolltet Ihr diese lächerliche Scharade nicht durch Eure Beteiligung aufwerten.«
Cayal sah sie scharf an. Dann lächelte er geheimnisvoll, worüber konnte Arkady nur mutmaßen. Schließlich zuckte er die Achseln. »Na schön. Dann wollen wir mal beweisen, dass ich ein Verrückter bin. Los?«
Seine Antwort überraschte sie nicht. Sic nickte und lehnte sich vor, um die Tür zu öffnen. Sogleich eilte eine der Feliden nach vorn, um den Tritt herabzulassen und ihr auf den schlammigen Vorplatz des Gasthofs hinunterzuhelfen.
Die Kutsche war umringt von einer Abteilung berittener Crasii, die auf ihren stämmigen glaebanischen Ponys geduldig auf den Befehl zum Absitzen warteten. Arkady wandte sich der nächsten Crasii zu und erkannte, dass sie neu war, da sie den Namen der jungen Feliden nicht wusste.
»Du bist die Crasii aus dem Kampf mit dem Bären, oder?«
Die Felide nickte. »Chikita, Euer Gnaden. Zucht von Kamira, gedeckt von Taryx.«
»Hilf dem Gefangenen aus der Kutsche, Chikita«, befahl sie. »Sonst bringen diese Fußeisen ihn noch zum Stolpern.«
»Wie Ihr wünscht, Euer Gnaden.« Die Felide stieg vom Pony ab, übergab die Zügel der Crasii neben ihr und eilte zur Kutsche, um den Befehl auszufuhren.
Indessen tauchte Clyden aus dem Gasthof auf, wischte die verbliebene Hand an der bierfleckigen Schürze ab und grinste breit. »Arkady!«
»Hallo, Clyden«, erwiderte sie und lächelte den großen Mann an.
Er verbeugte sich galant. »Eure Anwesenheit ehrt mein bescheidenes Wirtshaus, Euer Gnaden.« Im Gegensatz zu Declan war Clyden beeindruckt von ihrer Heirat und dass sie ungeachtet dessen an seiner
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