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Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 1 - Der unsterbliche Prinz

Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 1 - Der unsterbliche Prinz

Titel: Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 1 - Der unsterbliche Prinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Fallon
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glitt, in Richtung Libeth auf der westlichen Seite des Flusses. Die Welt ringsum war still geworden. Eine kleine Verschnaufpause. Nur das rhythmische Geräusch, wenn der Fährmann den Staken ins Wasser tauchte, störte die Ruhe.
    »Wohin fahren wir, Onkel Cayal?«, fragte sie.
    Wohl wissend, dass der Fährmann alles, was ich sagte, Syrolee berichten konnte, wich ich der Frage aus. »Weg.«
    »Fahren wir weg, damit du mich unterrichten kannst, Onkel Cayal?«
    Ich sah sie überrascht an. »Was?«
    »Ist das nicht der Grund? Damit du mir das Zeug über die Gezeiten beibringst, sodass ich nie wieder jemandem wehtun kann. All solches Zeug.«
    »All solches Zeug?«, wiederholte ich und sah hinüber zum Fährmann. Wusste er, dass ich dieses Kind in ihren Tod begleitete?
    Ich zwang mich zu einem Lächeln, dass ich nicht empfand, sah auf das kleine Mädchen herab und überlegte, ob Arryl recht hatte. War Fliss mein eigen Fleisch und Blut, oder hatte sie bloß gelogen, um mich dazu zu bringen, ihr zu helfen? Ich wusste es nicht. Ich hatte nicht die leiseste Ahnung, wie es ist, wie ein Vater zu fühlen, und es gab auch keine Möglichkeit, herauszufinden, ob das, was ich jetzt empfand, Vatergefühle waren. Mein Unbehagen war vielleicht einfach nur eine Reaktion auf das unfreundliche Wetter.
    Aber was immer der Fährmann Syrolec berichten würde, ich hatte nicht vor, das Kind unnötig zu ängstigen. »Ja, Fliss. Ich schätze, ich muss dir wohl solches Zeug beibringen.«
    »Ist es schwierig?«
    »Das hängt ganz von dir ab«, sagte ich.
    »Bringst du mir Crasii-Magie bei?«
    Ich runzelte die Stirn. »Du solltest erst einmal lernen, wie die Crasii entstanden sind, bevor du dieser speziellen Studienrichtung folgst.«
    »Zeigst du mir eine Crasii-Zuchtfarm?«, fragte sie eifrig.
    Ich dachte kurz darüber nach und nickte schließlich. Ich begriff, dass es zu diesem Zeitpunkt keinen Unterschied machte, was das Kind glaubte. »Vielleicht können wir einen kleinen Umweg machen.«
    Fliss legte ihre kleine Hand in meine. »Das wird viel mehr Spaß machen, als im Palast zu leben.«
    Ich sah mit einem unschlüssigen Stirnrunzeln auf sie herab. Sie hatte wie ich dunkles Haar und dieselben blauen Augen, aber das hatte die Hälfte der Bevölkerung von Tenatien auch. Das bewies gar nichts. »Ich hoffe, du denkst in einigen Tagen noch genauso, Fliss.«
    »Ich muss so denken, Onkel Cayal. Andernfalls werde ich weinen«, erwiderte sie feierlich.
    Als die Fähre den Anleger auf der anderen Seite des Flusses erreichte, hatte sich der Nebel verzogen und einen frischen, blauen Morgen freigelegt sowie die hochragenden, weißen Mauern von Libeth, einer Stadt, die berühmt war für ihre Wandteppiche und ihr feines Leinen. Fliss zitterte an der kalten Luft und sah sich staunend um, als wir anlegten.
    »Glotz nicht so«, befahl ich, als die Fähre an den lange Pier stieß. »Du bist eine Art Gezeitenfürstin, schon vergessen? Du wirst lernen müssen, dir den Anschein einer übersättigten Zynikerin zu geben.«
    »Was ist das, Onkel Cayal?«
    »Der schlimmste Ratschlag, den du wahrscheinlich jemals bekommen hast«, antwortete eine amüsierte Stimme über uns.
    Wir sahen auf und entdeckten einen Mann, der am Pier auf uns gewartet hatte. Er wirkte jung, kaum zwanzig, obwohl er tatsächlich mehrere hundert Jahre älter war als ich. Sein dunkles Haar hatte er ganz im Trend der neuesten Mode nach hinten geflochten. Er trug lederne Kniehosen und ein Leinenhemd und darüber eine fein bestickte Jacke.
    Ich runzelte die Stirn, als ich ihn sah, und überlegte, wie er wissen konnte, wo wir an diesem Morgen sein würden.
    »Onkel Jaxyn!«, rief Fliss entzückt. »Was machst du denn hier?«
    »Genau das wollte ich auch gerade fragen«, sagte ich finster, während der Fährmann den Kahn am Pier vertäute.
    Jaxyn sah auf Fliss hinunter und reichte ihr seine Hand. »Ich hörte, Ihr geht auf einen kleinen Ausflug, Fliss. Da dachte ich, ich lade mich selbst dazu ein.«
    »Das ist so wundervoll!«, quietschte sie und erlaubte ihm, ihr auf das Dock hinaufzuhelfen. Ich folgte ihnen und nahm die kleinste Tasche von Fliss und mein eigenes Bündel. Dann wandte ich mich an den Fährmann und warf ihm eine Münze zu.
    »Bring das restliche Gepäck zurück zum Palast«, befahl ich und deutete auf den hoch aufgetürmten Stapel Gepäck – unentbehrlich, nur das Allernotwendigste‹ –, den das Kindermädchen von Fliss mit ihrem Schützling mitgeschickt hatte. »Sag ihnen, es wurde

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