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Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 1 - Der unsterbliche Prinz

Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 1 - Der unsterbliche Prinz

Titel: Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 1 - Der unsterbliche Prinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Fallon
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dass ich am nächsten Abend zu ihm käme, um … ›wichtige Angelegenheiten zu regeln, die mich betreffen^ Ich glaube, so ähnlich hat er sich ausgedrückt.« Sie nippte an ihrem Tee. Es wunderte sie nicht, wie weit entfernt diese Erinnerungen jetzt schienen. Arkady hatte diesen Teil ihres Gefühlslebens schon vor vielen Jahren von sich abgetrennt. »Ich begriff schnell, welche Art Angelegenheit er im Sinn hatte. Es ging hauptsächlich darum, ihn auf Händen und Knien anzubetteln, mich zu bestrafen, weil ich ein böses Mädchen gewesen war, und ihm anschließend dafür zu danken. Ich glaube, nach dem ersten Mal habe ich zwei Tage lang geweint. Und er nötigte mich, Woche für Woche wiederzukommen. Das ging fast sechs Jahre so. Ich hatte solche Angst vor Fillion. Ich hatte so entsetzliche Angst um meinen Vater. Ich konnte ihm nicht sagen, was vorging. Zuerst glaubte ich, ich würde ihn damit schützen. Als ich älter wurde, begriff ich, dass er vor Scham und Demütigung gestorben wäre, wenn er mitbekommen hätte, dass ich solch einen Missbrauch erdulden musste, um ihn zu retten. Wo er doch felsenfest glaubte, dass es seine Aufgabe war, mich zu beschützen.«
    »Aber Ihr habt dem ein Ende gesetzt«, sagte Cayal. Es war eine Feststellung und keine Frage.
    Arkady zuckte mit den Schultern. »Ich wurde älter. Und ein Freund fand heraus, was vor sich ging. Er drohte damit, Fillion umzubringen, wenn ich es nicht beendete. Ist doch seltsam, oder, dass ausgerechnet sein drohender Tod mir den Mut gab, Fillion Rybank in die Schranken zu weisen? Ich sagte ihm, dass er sich künftig allein behelfen müsse. Wohlgemerkt, ich war mehr um meinen Freund besorgt als um meinen Peiniger, denn es war ihm bitter ernst damit, Rybank zu töten. Ich wollte nicht, dass er für meine Dummheit büßen muss. Wie auch immer, jedenfalls hat Rybank es nicht gut aufgenommen, und drei Tage später wurde mein Vater verhaftet.«
    »Und trotz all dieser Rückschläge seid Ihr aus diesem verhängnisvollen Schlamassel als Gemahlin eines Fürsten hervorgegangen«, stellte Cayal fest.
    Arkady blieb gelassen und zeigte keine Regung. Sie hatte diese Fähigkeit sechs Jahre lang bei wöchentlichen Besuchen in Fillion Rybanks Gemächern geübt und war längst Meisterin darin. »Ich kannte Stellan Desean, seit wir Kinder waren. Als ich alle legalen Möglichkeiten, meinen Vater freizubekommen, ausgeschöpft hatte, ersuchte ich direkt um seine Hilfe.« Sie war vielleicht ungewöhnlich gesprächig, aber es gab ein paar Geheimnisse, die sie nicht so leicht preiszugeben gewillt war.
    »Und dann?«, fragte Cayal mit einer hochgezogenen Augenbraue.
    »Ein Blick auf Eure unvergleichliche Schönheit, und er nahm Euch zur Frau, nachdem er versprochen hatte, Euren Vater zu begnadigen?«
    »Mehr oder weniger.«
    »Ihr seid eine gute Lügnerin, Arkady.«
    »Es braucht einen Lügner, um einen zu erkennen«, gab sie zurück. »Erzählt mir den Rest Eurer Geschichte.«
    »Warum sollte ich? Ihr denkt doch, dass ich ein Lügner bin.«
    Sie lächelte. »Ich genieße es, einen Meister bei der Arbeit zu sehen.«
     

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    Fliss und ich verließen den Palast in den frühen Morgenstunden und nahmen die Fähre über den von Nebelschwaden verschleierten Fluss. Die Mauern, die den königlichen Palast umgaben, waren nur ein verschwommener Fleck in der trüben Dämmerung, als wir durch den Nebel glitten und uns über den mäandrierenden Fluss davonmachten wie Diebe in der Nacht.
    Sie war ein ansehnliches Kind mit langen Beinen, recht groß für ihr Alter. Ihr dunkles Haar war nachlässig hinter die Ohren gesteckt, und ihre Augen hatten die Farbe von polierten Saphiren. Trotz der Tatsache, dass sie Gezeitenmagie angewendet hatte und noch am Leben war -und ungeachtet dessen, was Arryl über ihre Abstammung behauptet hatte –, gab es keine körperlichen Merkmale, die Fliss von anderen ihrer Art unterschied; und auch keine große Familienähnlichkeit mit einem ihrer ›Onkel‹, die darauf hätte hindeuten können, wessen Kind sie war.
    Unsere Abreise war mit unziemlicher Hast vorbereitet worden. Arryl sorgte dafür, dass Fliss kaum Zeit hatte, sich von ihren Cousins zu verabschieden, oder den Crasii, die sie seit ihrer Geburt betreut hatten, Lebewohl zu sagen. Ehe sie sich versah, stand sie bereits zitternd auf dem Pier und ließ sich von Arryl bemuttern, während wir auf den Fährmann warteten, um ihr Gepäck zu verladen.
    Fliss sah mich an, als die Fähre über das nebelige Wasser

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