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Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 1 - Der unsterbliche Prinz

Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 1 - Der unsterbliche Prinz

Titel: Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 1 - Der unsterbliche Prinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Fallon
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nicht benötigt.«
    »Aber das sind alles meine Sachen!«, protestierte Fliss.
    »Da, wo du hingehst, brauchst du sie nicht, Fliss«, versicherte ihr Jaxyn und sah mich über ihren Kopf hinweg an. »Nicht wahr, Onkel Cayal?«
    Ich hatte keine Lust, mich von ihm reizen zu lassen. Stattdessen kehrte ich der Fähre und Fliss' Habseligkeiten den Rücken und schritt neben Jaxyn her, als er auf dem Anlegesteg Richtung Ufer strebte. Unsere Stiefel polterten hohl auf den feuchten Holzbohlen.
    Fliss befürchtete vermutlich, dass wir sie mit derselben Bierruhe im Stich lassen würden, mit der ich ihr Gepäck losgeworden war. Rasch eilte sie uns nach und zwängte sich zwischen Jaxyn und mich. Die weißen Mauern von Libeth ragten über uns auf, aber es gab keine Anzeichen einer Willkommensfeier. Das war sehr beruhigend. Eben aus diesem Grund hatten wir so eine frühe Stunde gewählt, um den Palast zu verlassen.
    »Warum ist niemand gekommen, um uns zu begrüßen, Onkel Cayal?«
    »Weil ich niemandem gesagt habe, dass wir kommen.«
    »Aber du hast Onkel Jaxyn gesagt, dass wir kommen, oder?«
    Stirnrunzelnd bückte ich zu Jaxyn rüber. »So scheint es.«
    »Du scheinst nicht sehr erfreut, ihn zu sehen, Onkel Cayal.«
    »Du meine Güte!« Jaxyn lachte in sich hinein. »Ich wünschte, ich hätte die Möglichkeit, dieses Exemplar heranwachsen zu sehen.«
    »Verlässt du uns denn, Onkel Jaxyn?«, fragte Fliss.
    »Bald«, sagte er und zuckte mit den Schultern. »Ich habe ein paar Dinge zu erledigen. Anderswo. Aber nimm es nicht zu schwer, Schatz. Ich bezweifle, dass dein Onkel Cayal mich vermissen wird.«
    »Warum?«
    »Fliss, bist du eigentlich fähig, einen Satz von dir zu geben, der nicht mit ›warum‹ anfängt?«
    »Ich glaube schon, Onkel Cayal. Warum?«
    Ich verdrehte die Augen, aber Jaxyn lachte und nahm ihre kleine Hand in seine. »Fliss, ich glaube allmählich, ich werde deine Gegenwart genießen, zumindest bis Onkel Cayal … sich um dich kümmert.«
    »Bringst du mir auch etwas von solchem Zeug bei, Onkel Jaxyn?«
    »Solchem Zeug?«
    »Das ist ihr allumfassendes Wort für die Geheimnisse der Gezeitenmagic«, erklärte ich.
    »Ich schätze, ich sollte dir etwas beibringen, Fliss. Mit Onkel Cayal als Lehrer dürftest du sonst nämlich nicht viel lernen.«
    »Bringst du mir Crasii-Magie bei? Onkel Cayal hat schon versprochen, mir eine Crasii-Zuchtfarm zu zeigen, aber ich glaube nicht, dass er mir auch noch andere Dinge zeigen will.«
    »Hat er das?«, fragte Jaxyn und sah mich über ihren Kopf hinweg an.
    »Ich dachte, Fliss sollte vielleicht erst einmal sehen, wie die Crasii sind, bevor sie sich dafür entscheidet, ob sie wirklich etwas mit ihnen zu tun haben will.«
    »Aber braucht sie das wirklich zu wissen?«, fragte er mit einem treuherzigen Lächeln. »Ich meine, angesichts deiner … ähem … Pläne … für Fliss, habt ihr da überhaupt Zeit für so einen Umweg?«
    Ich sah ihn scharf an und überlegte, ob Jaxyn sich eingeladen hatte, weil Syrolee ihn geschickt hatte – was ich zuerst angenommen hatte –, oder ob er hier war, weil er die Vorstellung, dass Fliss getötet werden sollte, unterhaltsam fand und dabei sein wollte, um zuzusehen.
    Wir reisten in südwestlicher Richtung, umgingen Libeth und den unvermeidlichen Pomp und die Feierlichkeiten, die jeden unserer Art an den Stadttoren in Empfang nahmen. Es war gegen Sonnenuntergang, als wir das Dorf Marivale erreichten, das etwa auf halbem Weg zwischen Libeth und Lorenville lag. Eine Rauchglocke von verbranntem Holz hing über dem schmalen, steinigen Tal. Das Dorf lag am äußersten Rand der Flachs- und Leinenfarmen, die an den Fluss grenzten. Als wir ins Dorf ritten, sahen wir, wie in den krakelierten Glasfenstern der Läden ringsum warmes gelbes Lampenlicht entzündet wurde.
    Ich stieg in dem gepflasterten Hof des einzigen Wirtshauses von meinem Reittier. Fliss gähnte und rieb sich die Augen. Das kleine Mädchen hatte den größten Teil des Abends fröhlich auf uns eingeplappert und eine Frage nach der anderen über das Leben in der Welt außerhalb des Palastes gestellt. Schließlich war sie vor mehr als einer Stunde in meinen Armen eingeschlummert. Ich hatte daraufhin unser Tempo gedrosselt und sie gut festgehalten, während sie schlief; ein bemerkenswert väterlicher Akt, den ich mir nie zugetraut hätte.
    »Hast du etwa vor, über Nacht hier zu bleiben?«, fragte Jaxyn überrascht.
    »Ich glaube nicht, dass Fliss schon groß genug ist, um eine Nacht im

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