Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 1 - Der unsterbliche Prinz
wandte sich an seine Männer. »Bringt ihn zur Wache.«
»Was ist mit dem Weibchen?«, fragte einer der Wächter.
»Nehmt sie auch mit«, befahl der Kommandeur.
Die Wächter näherten sich mit gewisser Vorsicht, wahrscheinlich wegen Warlocks Größe.
»Wofür werde ich eingesperrt?«, rief er dem Kommandeur zu, der gerade den Rest seiner Männer anwies, die Straße von den neugierigen Zuschauern zu räumen, die sich versammelt hatten, um dieses ungewöhnliche Ereignis zu begaffen. »Ich habe nichts Falsches getan! Ich habe eine Begnadigung vom Fürsten von Lebec.«
Der Kommandeur bückte Warlock über die Schulter an. Er schien ausnehmend unbeeindruckt von seiner Ansage.
»Es ist nicht der Fürst, der dich haben will, Köter«, sagte der Mann mit einem Achselzucken. »Es ist der König.«
69
Erst am späten Abend des Vortags ihrer Abreise nach Herino sah Stellan seine Gemahlin wieder. Er war sicher, dass sie ihn vorsätzlich mied, und hatte schließlich beschlossen, sie in ihrem Schlafgemach aufzusuchen, wenn sie sich anschickte, ins Bett zu gehen. Er klopfte an, wartete aber nicht auf eine Erlaubnis, sondern trat ein.
In ein langes, mattblaues Nachtgewand gehüllt, schlug Arkady gerade ihre Decken auf, als er die Tür öffnete. Sie wandte sich um und sah ihn an, aber in dem unzureichenden Licht einer einzigen Kerze auf dem Nachttisch war er nicht in der Lage, ihre Miene zu deuten.
»Kommst du zur gewohnten Erfüllung deiner ehelichen Pflichten, mein Gemahl?« Es lag eine fremde Schärfe in ihrer Stimme, die rituelle Begrüßung war wie eine grausame Parodie ihrer früheren ungezwungenen Kameradschaft.
Stellan schloss die Tür und lehnte sich dagegen. Er hatte damit gerechnet, dass sie verärgert war, aber nicht so kalt. Nicht so distanziert. »Tatsächlich komme ich, um mich zu entschuldigen.«
Sie zuckte die Achseln und wandte sich wieder ihren Bettdecken zu. »Wie du willst.«
»Es tut mir wirklich leid, Arkady«, sagte er und ging auf sie zu. Am Fußende hielt er inne und streckte den Arm nach ihr aus, um sein schlechtes Gewissen deutlich zu machen. Sie ignorierte die Geste.
Enttäuscht ließ er die Hand sinken. »Was ich neulich gesagt habe … das hast du nicht verdient. Ich war wütend. Declan Hawkes ängstigt mich zu Tode, und dann warst du einfach verschwunden, hast meine Unterschrift gefälscht … und er saß mir im Nacken …«
Sie hörte auf, am Bettzeug herumzunesteln, drehte sich um und sah ihn an. »Es ist in Ordnung, Stellan. Du musst es nicht erklären.«
»Er war bei mir, um über dich zu sprechen.«
Sie schien nicht überrascht. Mit einem Seufzer ließ sie sich auf die Bettkante sinken.
Er setzte sich neben sie. »Er sagte mir, dass ich ein Trottel bin.«
Arkady lächelte dünn. »Wirklich? Woher weiß er das?«
»Ich bin nicht sicher. Du weißt, dass er dich liebt, oder nicht? Das ist einer der Gründe, warum ich ihn so furchte. Ich nahm dich ihm fort.«
»Das ist verrückt«, widersprach sie. »Declan ist mein ältester Freund. Es war niemals etwas zwischen uns.«
Stellan schüttelte den Kopf und fragte sich, warum Menschen nie erkannten, was sie direkt vor der Nase hatten. »Ich fürchte, du hast mich geheiratet, bevor Declan Gelegenheit hatte, sich zu erklären. Deshalb mache ich mir jedes Mal Sorgen, wenn er einen Fuß in den Palast setzt. Er ist der Erste Spion des Königs, Arkady! Er wäre schon für einen Mann ohne meine Geheimnisse ein gefährlicher Feind.«
»Declan hat überhaupt keinen Verdacht, und wenn, dann ist unsere Ehe ein weiterer Schutzschild für dich. Um dich zu stürzen, müsste Declan auch mich stürzen, und das würde er nicht tun.«
Langsam nickte Stellan. »Ich hoffe, du hast recht. Hast du ihm etwas erzählt … über deine Entführung?«
Sie zögerte. Wie viel von ihrer verrückten Theorie über die Unsterblichen hatte sie wohl Declan erzählt? Nicht viel, entschied er, denn sonst hätte Declan nicht nur ihr Loblied gesungen und ihren Mut gepriesen.
»Wir hatten vor ein paar Tagen eine sehr … erhellende Diskussion beim Frühstück«, gab sie schließlich zu. »Er ist sehr daran interessiert, Cayal zur Strecke zu bringen.«
Stellan nickte. »Ja, das hat er mir erzählt. Er sagte, deine Tapferkeit sei zu bewundern, und dass dein Beitrag zu seiner Wiederergreifung unschätzbar wäre.«
»Also hast du ihm nichts von deinem Verdacht erzählt, dass ich eine Affäre mit dem unsterblichen Prinzen hatte«, bemerkte sie. Er hatte das
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