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Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 1 - Der unsterbliche Prinz

Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 1 - Der unsterbliche Prinz

Titel: Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 1 - Der unsterbliche Prinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Fallon
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Gabriella – stolz, groß und wunderschön. Eine würdige Gefährtin für einen Prinzen.
    Und das wusste sie auch.
    Gabriella sprach zu ihm in Worten, die er nicht verstand. Aber Cayal war gar nicht sicher, ob er überhaupt hören wollte, was sie ihm zu sagen hatte. Sie waren damals nicht im Guten auseinandergegangen. Sie hatte versprochen, ihm zur Seite zu stehen, durch alle Ungemach und Widrigkeit bis zum Ende der Zeiten. Dieses Versprechen hatte sie genau bis zu dem Zeitpunkt gehalten, als er zum ersten Mal in ernste Schwierigkeiten kam.
    Aber in seinen Träumen sehnte er sich noch immer nach ihr. Oder jedenfalls nach der Vorstellung, die er von ihr gehabt hatte. Cayal erinnerte sich gut. Er erinnerte sich, wie es war, verliebt zu sein, zu lieben und wiedergeliebt zu werden. Er betrauerte diesen Verlust, selbst wenn die Erinnerung einen bitteren Nachgeschmack hinterließ – sogar jetzt noch, nach achttausend Jahren.
    Vielleicht ist das die wahre Folter der Unsterblichkeit, grübelte er. Von der Erinnerung an wahre Liebe gequält werden und wissen, dass sie bis in alle Ewigkeit nie mehr wiederkommt.
    Unstillbare Sehnsucht schmerzte mehr als Kummer.
    War es das, was Gabriella zu ihm sagte? Ihre Lippen bewegten sich. Diese vollen, weichen Lippen, an die er sich so gut erinnerte, fast so gut wie an das Gefühl, ihren zierlichen, nackten Körper in seinen Armen zu halten. Ihre weichen Brüste, der Geschmack ihrer Haut, die feuchte Wärme ihrer verbotenen Zone …
    Da schleuderte ihn ein lautes metallisches Hämmern unsanft aus seinen Träumen. Cayal riss die Augen auf, sah sich um, und sein Traum prallte gegen die Wirklichkeit. Er starrte sie an. Dort, auf der anderen Seite der Gitterstäbe, stand Gabriella. Dasselbe Haar, dieselbe unverwechselbare Haltung …
    Fassungslos begegnete er ihrem Blick.
    Und dann schlug der Warter erneut mit dem Knüppel gegen die Gitterstäbe, und Cayal wurde klar, dass er geträumt hatte. Das war nicht Gabriella. Er saß in einem glaebischen Gefängnis, weil er den Fleischhauer von Rindova und seine sechs strohdummen Brüder ermordet hatte. Und als er jetzt genauer hinsah, hatte sie, obwohl ebenfalls von atemberaubender Schönheit, nichts gemein mit seiner längst verwesten Geliebten, bis auf die Farbe ihrer Haare.
    Das also war die Fürstin von Lebec.
    Und so, wie sie ihn ansah, erkannte Cayal, dass sie nicht hier war, um ihm zu helfen. Sie war gekommen, um zu beweisen, dass er wahnsinnig war.
     

8
     
    Die Fahrt durch Lebec zum Gefängnis hatte fast eine Stunde gedauert. Trotzdem war es Arkady nicht gelungen, von Timms und Flanel, den beiden von Declan Hawkes zu ihrem Geleit bestellten Männern, mehr über Kyle Lakesh in Erfahrung zu bringen. Sie werde ja bald selbst sehen, wie er war – mehr war ihnen nicht zu entlocken. Also sah sich Arkady die Landschaft an, die hinter den regengesprenkelten Fenstern der Kalesche vorbeizog, und ließ ihren Gedanken freien Lauf.
    Es war Frühling, alles stand in voller Blüte, die üppig grünen Felder strotzten vor neuem Leben, die Bäume glänzten noch vom Sturm der vorigen Nacht. Zu ihrer Linken glänzte silbern der Untere Oran in den Sonnenstrahlen, die es immer wieder durch die Wolken schafften. Seine Oberfläche war bereits von weißen Segeln gesprenkelt. Leuchtend hoben sie sich vom dunstig blauen Hintergrund der Raupenberge am gegenüberliegenden Ufer ab, die schon zu Caelum gehörten. Der Untere Oran, der eindrucksvollste der Großen Seen, war das größte Süßwasserreservoir des ganzen glaebischen Kontinents, und nebenbei auch die Region mit der dichtesten Besiedelung.
    Zwölf der mächtigsten Stadtstaaten der Nation lagen am Unteren Oran, auch wenn die wenigsten von ihnen so reich und mächtig waren wie das Fürstentum Lebec. Stellans Vorfahren hatten ihr Gebiet bis weit in die Bergregionen im Osten der Großen Seen ausgedehnt, um sich die großen Mineralvorkommen und die ertragreichen Waldgebiete zu sichern. Als die Kalesche die Wegekreuzung passierte, wo es zu Clydens Gasthof und weiter zu den Bergwerken ging, fragte sich Arkady, wie viele Arbeiter es sein mochten, die dort in den Minen schufteten und den Reichtum produzierten, über den sie so selbstverständlich verfugte. Sie fühlte sich ein wenig schuldig.
    Arkady hatte die Bergwerke von Glaeba gesehen. Als sie noch klein war, hatte ihr Vater sie gelegentlich mitgenommen, wenn er sich um die Bergleute kümmerte, die normalerweise nie einen Arzt zu Gesicht bekamen. Die hohen,

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