Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 2 - Die Goetter von Amyrantha
schon.«
»Und würdet Ihr mir zustimmen, wenn ich sage, dass Freundinnen ehrlich miteinander sein sollten?«
Chintara lachte. »Gezeiten, Arkady! Ihr klingt ja, als hättet Ihr vor, mir zu erzählen, dass ich Mundgeruch habe, oder üblen Achselschweiß.«
»Was ich Euch eigentlich fragen wollte, war, ob Ihr unsterblich seid, Chintara«, sagte sie, »und ob Ihr nicht in Wirklichkeit Kinta heißt.«
Ihre Worte schnitten Chintaras Belustigung so schnell ab, als hätte man ihr einen Eimer kaltes Wasser über den Kopf gekippt. Die kaiserliche Gemahlin erhob sich. »Lasst uns einen Gang durch die Gärten machen.«
Arkady fügte sich und folgte Chintara durch den Torbogen in die extravagant üppigen Gärten, erleichtert, dass die Frau sie nicht auf der Stelle zu Boden geschmettert hatte. Aber Chintaras Reaktion überraschte sie doch. Sie hätte eher erwartet, dass sie ihre Anschuldigung mit einem Lachen abtat, alles abstritt und ihrerseits Arkady beschuldigte, verrückt geworden zu sein.
Doch die kaiserliche Gemahlin blieb stumm und führte Arkady durch das dichte Blattwerk der Gärten, bis sie den kleinen geschnitzten Pavillon in ihrem Zentrum erreichten. Eine Unmenge von Sitzkissen lagen dort rund um ein niedriges Tischchen bereit. Der Pavillon selbst war aus einem hellen Holz errichtet, das mit Sicherheit nicht in diesem Land gewachsen war. Tatsächlich hatte Arkady seit ihrer Ankunft in Torlenien nichts Vergleichbares gesehen. Chintara bedeutete ihr, sich zu setzen, aber sie selbst stellte sich an den Rand der kleinen Plattform, um über die Gärten zu blicken.
»Es gibt hier ein Sprichwort. >Serailswände hören besser als Caniden.<«
»Ihr habt meine Frage nicht beantwortet«, erinnerte Arkady sie.
»Warum auch?«
»Ich hätte erwartet, dass Ihr es abstreitet.«
»Ihr seid mir einen Schritt voraus, meine Liebe. Ich hätte nie auch nur einen Augenblick daran gedacht, dass Ihr überhaupt an die Unsterblichen glaubt, geschweige denn einen identifizieren könnt.«
»Ihr seid ja nicht meine erste Unsterbliche«, sagte Arkady.
Damit gewann sie Kintas Aufmerksamkeit unverzüglich zurück. Sie wandte sich von ihrer Betrachtung der Gärten ab, setzte sich Arkady gegenüber auf die reich bestickten Kissen und starrte sie durchdringend an. Ihr Blick war zermürbend.
»Ihr habt weitere Unsterbliche getroffen?«
Etwas überrascht, wie lächerlich banal dieses Gespräch sich gestaltete, nickte Arkady, hielt die Hand hoch und begann an den Fingern abzuzählen. »Ich habe Jaxyn kennengelernt, der sich derzeit in Herino aufhält. Und Diala - nur wusste ich damals nicht, dass sie es ist. Und Maralyce ...«
Kinta wirkte bestürzt. »Was, Maralyce auch? Gezeiten, Frau, wie ist Euch das nur gelungen?«
»Eine lange Geschichte«, sagte Arkady, bevor sie vorsichtig hinzufügte: »und ich habe auch Cayal kennengelernt.«
Ein angespanntes Schweigen senkte sich über den Pavillon. Die Temperatur schien schlagartig zu fallen. Arkady wusste, dass sie sich das nur einbildete. Kinta war nicht mächtig genug, um das Wetter zu beeinflussen, aber es fühlte sich dennoch so an.
»Vor Kurzem?«, fragte die Unsterbliche, und ihre Stimme hatte einen gefährlichen Unterton.
»Vor einigen Monaten«, erklärte Arkady. »Er war eine Weile im Kerker von Lebec inhaftiert.«
»Was tat er denn im Gefängnis?«
»Ich glaube, er hatte vor, sich köpfen zu lassen.«
Ein freudloses Lächeln erschien in den Mundwinkeln der Unsterblichen. »Da wir hier sitzen und über ihn reden, gehe ich davon aus, dass ihm sein Vorhaben nicht geglückt ist?«
»So ist es. Aber er flüchtete und nahm mich als Geisel mit. So habe ich Maralyce kennengelernt. Er floh mit mir zu ihr in die Shevronberge.«
Kinta nickte. »Maralyce hilft ihm, wenn er sie darum bittet. Er hat etwas gut bei ihr.«
»Was denn?«, fragte Arkady, bevor sie sich zurückhalten konnte.
»Er und Lukys haben sie einmal vor einem Lynchmob gerettet. So etwas vergisst sie nicht.«
»Und was ist mit Euch?«
»Was meint Ihr?«
»Würdet Ihr ihm helfen, wenn er Euch darum bittet?«
»Denkt Ihr, dass er das vorhat?«
Arkady antwortete nicht und ließ Kinta ihre eigenen Schlussfolgerungen aus ihrem Schweigen ziehen.
Es dauerte nicht lange, bis die Unsterbliche darauf gekommen war. »Ihr wisst, dass er in Ramahn ist.« Keine Frage. Eine schlichte Feststellung.
»Mir sind Gerüchte zu Ohren gekommen. Aber ich selbst habe ihn ; nicht gesehen.«
Obwohl sie nichts darauf sagte, schien die
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